Ursprünglich für Hotels und Strände entwickelt, gibt es heute zwischen 150 und 200 verschiedene Siegel und Zertifikate für alle Arten von Tourismusbetrieben und Destinationen. Die Zertifizierungssysteme werden sowohl auf lokaler, regionaler, als auch internationaler Ebene angewendet.
Eine Empfehlung im BZT-Beitrag, der auf www.bzt.bayern abrufbar ist, ist ECOTRANS. Das europäische Netzwerk für eine nachhaltige Tourismusentwicklung veröffentlicht und aktualisiert seit 1994 regelmäßig eine ständig wachsende Liste von Umwelt- und Nachhaltigkeitszeichen, um die Transparenz in diesem Bereich zu fördern. 2015 hat ECOTRANS bereits über 150 solcher Zertifikate auf der Informationsplattform DestNet.eu gelistet. Hierüber können mit dem Certification-Quickfinder schnell und potentiell passende Zertifikate für das jeweilige Unternehmen gefunden werden.
Das Global Sustainable Tourism Council (GSTC) hat einige Zertifizierungsstellen akkreditiert, bei denen sich Destinationen zertifizieren lassen können: u.a. Earth Check, Green Destinations sowie Vireo Srl (GSTC o.J.).
Generell wird die Zertifizierung als eine Möglichkeit gesehen, mehr Informationen, Transparenz und Glaubwürdigkeit über die Unternehmenspraktiken zu bieten. Gleichzeitig kann die Zertifizierung – gerade, wenn sie durch ein intensives Coaching begleitet wird -, eine ausgezeichnete Unterstützung bei der individuellen nachhaltigen Entwicklung der teilnehmenden Unternehmen sein. Das Überraschende dabei: Vielen Unternehmen ist der Zertifizierungsprozess wichtiger als das resultierende Siegel.
Dr. Erik Lindner beleuchtet in seinem auf wissenschaftlichen Studien und Erkenntnissen basierenden Essay ferner die Auswirkungen von Zertifizierungen für die Anbieterseite, die Bedeutung von Zertifizierungen für die Nachfrageseite, sowie die Möglichkeiten zum Erlangen eines Zertifikates für Betriebe und Destinationen.
Auch zu den Kosten, dem Umfang und die Überprüfung der Zertifizierung gibt er wertvolle Hintergrundinformationen.
„Zertifizierungssysteme sind ein Instrument, um den Tourismusmarkt freiwillig in Richtung Nachhaltigkeit zu bewegen“, lautet seine Quintessenz. Und weiter: „Dies funktioniert jedoch nur, wenn die ‚bessere Wahl‘ von den Konsumenten bevorzugt wird und somit die Wettbewerbsfähigkeit des zertifizierten Tourismus verstärkt wird und die Investitionen in die Nachhaltigkeit amortisiert werden. Bislang ist dies jedoch nur in geringem Umfang der Fall.“
In seinen Augen ergeben sich für die Akteure im bayerischen Tourismus aus der Zertifizierung ihrer Nachhaltigkeitsleistungen sowohl auf betrieblicher Ebene als auch im Hinblick auf die Attraktivität gegenüber potenziellen Kunden eine Reihe von Vorteilen. „Der gesellschaftliche Trend zum nachhaltigen Konsum und die höhere Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Dienstleistungen sollten ein guter Motivator für die Entscheidung zu einer Zertifizierung der eigenen Nachhaltigkeitsleistungen sein“, zeigt er sich überzeugt.
Der Essay von Dr. Erik Lindner (BZT) ist abrufbar unter:
https://bzt.bayern/nachhaltigkeitszertifizierungen-tourismus/
Das Bayerische Zentrum für Tourismus (BZT) ist ein An-Institut der Hochschule Kempten. Es wurde im Zuge der neuen Tourismusinitiative des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gegründet und versteht sich als ein unabhängiger wissenschaftlicher Thinktank. Neben relevanten Forschungsprojekten initiiert und moderiert das BZT den praxisrelevanten Austausch zwischen Wissenschaftlern, Politikern und den verschiedenen Akteuren der Tourismuswirtschaft. Dabei stehen die Vermittlung von Wissen, die Identifikation wichtiger Themen der bayerischen Tourismuswirtschaft, die Vernetzung der bayerischen Tourismusakteure und ein lösungsorientierter Diskurs zur Förderung, Optimierung und Weiterentwicklung der Leistungsfähigkeit des bayerischen Tourismus im Fokus. Ziel des BZT ist die Förderung von Tourismuswissenschaft und -forschung sowie die Intensivierung des interdisziplinären Wissens- und Erfahrungsaustauschs. Näheres unter: https://bzt.bayern/
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