Am 27. Oktober – dem 10-jährigen Todestag von Hans Werner Henze – kommt dessen Oper LA PICCOLA CUBANA (1974/2022) in der Inszenierung von Pauline Beaulieu im Rahmen der Reihe LINDEN 21 im Alten Orchesterprobensaal zur Uraufführung. Die musikalische Leitung übernimmt Adrian Heger.

LA PICCOLA CUBANA erzählt die turbulente Geschichte der Varietésängerin Rachel vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Umbrüche im vorrevolutionären Kuba. Noch lange nach der Uraufführung 1974 diskutierten Hans Werner Henze und Hans Magnus Enzensberger über eine kammermusikalische Fassung ihrer von Elementen des Songspiels inspirierten Fernsehoper LA CUBANA, die in der Einrichtung von Jobst Liebrecht nun zur Aufführung kommt.

Für den Komponisten Hans Werner Henze, der Kuba selbst bereiste, war die Insel ein Sehnsuchtsort, der ihn politisch und künstlerisch inspirierte. Zusammen mit Hans Magnus Enzensberger konzipierte er in den frühen 1970er Jahren die Oper »La Cubana oder ein Leben für die Kunst«, deren Bezeichnung »Vaudeville« auf eine vielgestaltete szenische und musikalische Struktur zwischen Songspiel und musiktheatraler Groteske verweist. Als Gegenstück zur großbesetzten LA CUBANA entstanden eine Librettoüberarbeitung unter dem Titel LA PICCOLA CUBANA sowie die konzertanten »Lieder und Tänze aus der Operette La Cubana«, welche die textliche und instrumentale Grundlage für die Einrichtung darstellen, die der vor 10 Jahren verstorbene Henze selbst nicht mehr realisieren konnte. Das Libretto basiert auf dem 1969 veröffentlichten Roman »Das Lied der Rachel« des kubanischen Schriftstellers Miguel Barnet, welcher ein dokumentarisch-fiktionalen »Zeugenbericht« sich verschiebender gesellschaftlicher Verhältnisse ist. Tivoli- und Zirkus-Bühnen bilden die Schauplätze von Rachels Erzählungen, in denen sich Erinnerung und Illusion verbinden.

Pauline Beaulieu, geboren in Frankreich, studierte Politikwissenschaft, Theaterwissenschaft und Schauspiel am Institut d’études politiques de Paris sowie Regie an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«. Seit 2012 entwickelt sie unterschiedliche Formen von Theater im Dialog mit Performance, Installation und Musik. Ihre ersten Regiearbeiten führte sie u. a. an die Cartoucherie in Paris, ans Saarländische Staatstheater und an die Sophiensäle in Berlin. 2016 kreierte sie für die Münchener Biennale, Festival für Neues Musiktheater, die performative Musiktheater-Installation über das musikalische Gedächtnis: »Mnemo/scene: Echos«. 2017/18 arbeitete sie zusammen mit Luk Perceval, zuerst als Co-Lehrende an der Schauspielschule »La Manufacture« in Lausanne und danach als Dramaturgin und Co-Autorin für die Adaptation von »Mademoiselle Julie« an der Comédie de Genève. Außerdem inszenierte sie eine Adaption von Albert Camus »Das Haus des Schlafes« und »Die Gerechten« am Theaterhaus Jena, eine Adaption von Milo Raus »Mitleid« und einen musikalischen Abend am Theater Vorpommern sowie eine szenische Adaptation von Lars von Triers »Antichrist« am Theater Koblenz.

Victoria Randem, die in der Hauptrolle der Rachel zu erleben ist, war zwei Jahre Mitglied des Internationalen Opernstudios der Staatsoper Unter den Linden und wurde in der Spielzeit 2021/22 als Solistin ins Staatsopernensemble aufgenommen. Hier war sie bereits als Ännchen (DER FREISCHÜTZ), Pamina (DIE ZAUBERFLÖTE), Jano (JENŮFA), Marzelline (FIDELIO) und Anna Reich (DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR) zu erleben. In der vergangenen Spielzeit brillierte sie außerdem in der weiblichen Hauptrolle in Peter Eötvös’ Oper SLEEPLESS, welche von der Zeitschrift »Opernwelt« zur Uraufführung des Jahres 2022 gewählt wurde.

Zum weiteren Ensemble gehören Ema Nikolovska (Lucile), Andrés Moreno García (Eusebio, Paco), Benjamin Chamandy (Fernrohrvermieter, Don Alfonso, Senator), Susi Wirth (Theaterdirektorin) und Lena Vogt (Federica, Yarini, Estebana). Es spielen Mitglieder der Staatskapelle Berlin und Gäste. Das Bühnenbild gestaltet Benjamin Schönecker und Veronika Bleffert entwirft die Kostüme. Irma van Doornmalen zeichnet für das Video-, Simone Oestreicher für das Licht- und Knut Jürgens für das Sounddesign verantwortlich.

LINDEN 21 umfasst die außergewöhnlichen, experimentellen und zeitgenössischen Projekte des Spielplans. Neben der SCHÖNEN MÜLLERIN auf der großen Bühne sind im Alten Orchesterprobensaal noch andere Vorhaben unter diesem Label versammelt: Jürgen Flimms Musiktheaterabend IM NEBEL EIN LICHT mit Texten von Botho Strauß und Musik von Leoš Janáček, zudem die Uraufführung einer Kammeroper mit dem Titel ROBINSON, komponiert von Oscar Strasnoy. Hinzu kommt die Premiere von Georg Friedrich Haas’ THOMAS.

Eine Pressekarte reservieren wir Ihnen gerne nach Verfügbarkeit über pressoffice@staatsoper-berlin.de

LA PICCOLA CUBANA
Vaudeville in fünf Bildern (1974/2022)
Musik von Hans Werner Henze

Einrichtung für Kammerensemble von Jobst Liebrecht
Text von Hans Magnus Enzensberger nach Miguel Barnet
Uraufführung am Donnerstag, den 27. Oktober 2022 um 19.30 Uhr
Weitere Vorstellungen am 29., 31. Oktober, 2., 4., 6. November 2022

Staatsoper Unter den Linden – Alter Orchesterprobensaal

Eine Werkeinführung findet jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Foyer des Intendanzgebäudes statt.

LA PICCOLA CUBANA entsteht als Koproduktion und Auftragswerk mit den Osterfestspielen Salzburg.

Die Staatsoper dankt den Freunden und Förderern der Staatsoper Unter den Linden und ihren Hauptpartnern BMW und Hilti Foundation herzlich für ihre Unterstützung.

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