Arnaud Brillois, Portfoliomanager und Analyst bei Lazard Asset Management und Manager des Lazard Convertible Global Fund, erwartet eine Verbesserung des Umfelds für Risikoanlagen wie Aktien und Wandelanleihen in den nächsten Monaten. Des Weiteren rechnet er mit Desinflation und einer sich verlangsamenden Weltwirtschaft gegen Ende des Jahres 2022 und bis ins erste Quartal 2023 hinein – angesichts der Auswirkungen eines aggressiven globalen Zinserhöhungszyklus und dem Fortschreiten der quantitativen Straffungen. 

Nach einer kurzfristigen Markterholung durch gute Unternehmensergebnisse im dritten Quartal lag die ganze Aufmerksamkeit wieder auf der makroökonomischen Entwicklung. „Vor allem die hartnäckig hohe Inflation und die zunehmend restriktive Politik der Notenbanken beschäftigten die Marktteilnehmer“, beobachtet Arnaud Brillois. „Vor diesem Hintergrund blieb das Umfeld für die meisten Risikoanlagen, einschließlich Wandelanleihen, schwierig und volatil.“ Allerdings sieht er erste Anzeichen für ein Abschwächen des Preisauftriebs, vor allem in den USA. „Gründe dafür sind niedrigere Energiepreise, das Erreichen eines Plateaus bei Immobilienpreisen und hohe Lagerbestände bei großen Einzelhändlern“, so Brillois. Deshalb erwartet er eine Veränderung hin zur Desinflation zum Jahresende und im ersten Quartal 2023. 

Aus Sicht des Lazard-Experten bewegen sich die großen Volkswirtschaften auf eine Rezession zu. „Aus diesem Grund erwarten wir eine Änderung der Zentralbankpolitik mit einem klareren Bild in Hinblick auf die Leitzinsentwicklung“, sagt Brillois. „Deren Verankerung könnte zu einer Reduzierung der Marktvolatilität führen und damit ein günstigeres Umfeld für Aktien schaffen, insbesondere für die zinssensiblen Wachstums- und Mid-Cap-Titel.“

Fundamentaldaten stabil
Viele Emittenten von Wandelanleihen verfügen aus Sicht des Experten weiterhin über stabile Fundamentaldaten: „Unsere Überprüfung der seit Jahresbeginn veröffentlichten Quartalsergebnisse hat gezeigt, dass etwa zwei Drittel der im Refinitiv Global Focus Convertible Index enthaltenen Unternehmen die Umsatzerwartungen übertroffen haben. In einem Umfeld mit geringerer Zinsvolatilität könnten unserer Meinung nach Wachstumswerte, insbesondere in den USA, aufgrund der starken Underperformance der letzten 18 Monate eine Outperformance erzielen. Gleiches gilt für Unternehmen, die weniger empfindlich auf die sich abschwächende Weltwirtschaft reagieren.“

Auch einige Recovery-Titel hätten das Potenzial, die aktuell niedrigen Erwartungen zu übertreffen. „Recovery-Unternehmen könnten angesichts des anhaltenden Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage ihre Preissetzungsmacht erhalten und das auch trotz eines sich verlangsamenden Wirtschaftswachstums“, so Brillois. Eine Normalisierung von Angebot und Nachfrage könnte bei diesen Titeln für Rückenwind sorgen.

Attraktive Strukturen
Attraktiv mache Wandelanleihen derzeit ihre Struktur. Die Korrektur dieser Anlageklasse im laufenden Jahr habe viele Wandelanleihen unter den Nennwert gedrückt, wodurch ihre Gesamtrendite gestiegen sei. „Tatsächlich bieten Growth-Titel jetzt gute Renditen, wobei etwa die Hälfte der Wandelanleihen aus dem Technologiesektor mehr als 5 Prozent pro Jahr abwerfen“, erklärt der Spezialist. „In diesen Anleihen ist immer noch ein gewisses Aktienengagement zu finden, das als zusätzliche Renditequelle dienen könnte, sobald die Aktienkurse wieder anziehen. Diese Konstellation bedeutet auch, dass die Wandelanleihen im Durchschnitt nun relativ nahe an ihrem Bondfloor liegen, was in Zeiten höherer Volatilität und einer Risiko-off-Haltung bei Anlegern einen wichtigen Schutz nach unten bieten dürfte. Zusätzlich könnten einige dieser Anleihen zu attraktiven Rückkaufzielen für die Unternehmen selbst werden, die möglicherweise durch die Emission neuer Wandelanleihen finanziert werden.“

Aus dieser Konstellation ergäben sich einzigartige Gelegenheiten, sowohl hinsichtlich der Renditen als auch der Aktiensensitivität. Auch wenn Arnaud Brillois die Phase hoher Volatilität noch nicht für beendet hält, sieht er doch Licht am Ende des Tunnels: „Die kommenden Quartale könnten mit einer ausgewogeneren Geldpolitik wieder eine stärkere Konzentration auf die Fundamentaldaten bringen. Unserer Meinung nach könnte das viele Emittenten von Wandelanleihen unterstützen.“

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