Nun hat im September 2022 das Bundesministerium der Finanzen angekündigt, dass Deutschland die Mindeststeuer notfalls auch im Alleingang einführen wird. Es ist allerdings fraglich, inwieweit der deutsche Fiskus eine Mindeststeuer unilateral durchsetzen kann. „Von einem Alleingang Deutschlands bei der globalen Mindeststeuer ist abzuraten. Eine unilaterale Einführung kann weder einer steuerlich motivierten Gewinnverlagerungen noch dem internationalen Steuerwettbewerb ausreichend entgegenwirken“, sagt Christoph Spengel. Gleichzeitig würde die Mindeststeuer nur geringe Steuermehreinnahmen generieren, jedoch zu hohen einseitigen Kosten führen. Auch würde eine unilaterale Einführung Anreize bieten, Realinvestitionen ins Ausland zu verlagern, was letztlich der Standortattraktivität Deutschlands schadet. Zur Eindämmung des Steuerwettbewerbs ist die globale Mindeststeuer nicht zielführend. Alternativen wären laut ZEW-Experten eine Abschaffung steuerlicher Präferenzregime, wie z.B. IP-Boxen, oder der Verzicht auf individuelle Absprachen mit der Finanzverwaltung. Zudem wären eine konsequente Einführung einer Hinzurechnungsbesteuerung mit Bereichsausnahmen oder eine international koordinierte Erhebung der Quellensteuern effektivere Wege, um Gewinnverlagerungen einzudämmen ohne Zusatzkosten zu verursachen.
Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.
Forschungsfelder des ZEW
Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte; Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen; Digitale Ökonomie; Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik; Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik; Marktdesign; Umwelt- und Klimaökonomik; Ungleichheit und Verteilungspolitik; Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft.
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