Am kommenden Wochenende geht die Schnellfahrstrecke Wendlingen – Ulm nach über 10 Jahren Bauzeit und 34 Jahre nach den ersten Plänen für diese Streckenführung in Betrieb. Während die Bundesbahn in den 1980er Jahren als Ersatz für das Nadelöhr Geislinger Steige eine neue Trasse für den Personen- und Güterverkehr plante, entschied sich die Politik für eine reine Hochgeschwindig­keitsstrecke für den Personenverkehr – darauf weist der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) hin. „Erfreulicherweise konnte man sozusagen in letzter Sekunde noch den Regionalhalt Merklingen realisieren – damit dient die Hochgeschwindigkeitsstrecke nun auch der Anbindung des Ländlichen Raums“, erklärt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb. In Verbindung mit dem regionalen Buskonzept wird damit der ÖV auf der Schwäbischen Alb signifikant verbessert, so der VCD. Der VCD hatte schon 2013 die Nutzung der Schnellfahrstrecke Wendlingen – Ulm auch ohne Realisierung von Stuttgart 21 vorgeschlagen – damals habe die DB AG dies noch als nicht machbar abgelehnt.

Die Region Neckar-Alb mit Metzingen, Reutlingen und Tübingen profitiere lt. VCD besonders von den neuen schnellen IRE200-Zügen über Merklingen nach Ulm – so verkürze sich die Fahrzeit Tübingen – Ulm auf 1 h 18 Minute. Doch mit der Teilinbetriebnahme von Stuttgart 21 in wenigen Jahren verlängere sich die Fahrzeit sogar wieder, da dann der Umstieg in Wendlingen wegfalle – hier zeige sich, dass der Verzicht auf den Turmbahnhof in Wendlingen ein Fehler gewesen sei, so der VCD.

Für den Güterverkehr seien trotz Baukosten von rund 4 Mrd. € keine Verbesserungen realisiert worden – die schweren Güterzüge benötigen weiterhin bei der Geislinger Steige Nachschub­loko­motiven, beklagt der VCD. „Während in den Alpen zum Ersatz von steilen Bergstrecken neue Tunnel mit geringen Steigungen gebaut wurden, führt die neue Strecke über die Schwäbische Alb im Tunnel sowohl von Wendlingen als auch von Ulm aus steil bergauf und liegt der höchste Punkt der neuen Strecke sogar mehr als 150 m über dem Hochpunkt der Bestandsstrecke über Geislingen“, stellt Matthias Lieb fest. Der VCD erinnert an die damalige Wirtschaftlichkeitsrechnung für die Schnellfahrstrecke aus dem Jahr 2010 – damals wurden 20 leichte, schnelle Güterzüge in die Kalkulation einbezogen, doch bis heute gäbe es diese leichten, schnelle Güterzüge nicht, so der VCD.

Unverständlich für den VCD ist die Investitionspolitik des Bundes beim Verkehrswegebau, die den Klimaschutz nach wie vor ignoriere: Einerseits soll mit der Schnellfahrstrecke Personenverkehr von der Autobahn auf den Zug verlagert werden – andererseits wird gleichzeitig mit Milliardenaufwand auch die Autobahn sechsstreifig ausgebaut. Der VCD fordert deshalb, beim Neubau des Albaufstiegs der Autobahn keine neuen Kapazitäten zu schaffen, da diese bei Umsetzung der Verkehrsverlagerungs­ziele der Bundesregierung gar nicht benötigt werden.

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