Ab morgen verhandeln die Umweltministerinnen und -minister der Vertragsstaaten auf der Weltnaturkonferenz in Montreal über ein Abkommen zum globalen Schutz der Artenvielfalt und Lebensräume. Die vorhergegangenen Verhandlungen auf Arbeitsebene verliefen bislang schleppend und erfolglos. Dazu kommentiert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger:

„Wir schauen mit großer Sorge auf die aktuellen Entwicklungen bei der Weltnaturkonferenz. In den bisherigen Verhandlungen wurde das anfängliche Ambitionsniveau für den globalen Schutz und Erhalt der Biodiversität Stück für Stück abgesenkt. Der Erfolg der Weltnaturkonferenz wird dadurch in Frage gestellt, da der Verlust von Arten und Ökosystemen bis 2030 weder gestoppt noch umgekehrt wird. Wenn das Abkommen so bleibt, riskieren wir den Verlust unserer Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen und laufen Gefahr, zukünftig eine Million Arten zu verlieren. Viele entscheidende Punkte sind aber zum Glück noch nicht zu Ende verhandelt. Unsere Hoffnung liegt nun auf den Umweltministerinnen und -ministern. Sie müssen der Konferenz neuen Schwung verpassen und das Ambitionsniveau wieder heben.“

Die Themenliste für die Umweltministerinnen und -minister ist lang: Ziele zu den Treibern des Biodiversitätsverlustes sind im Entwurf des Weltnaturabkommens bislang unzureichend adressiert – etwa die Verschmutzung zu reduzieren oder den Einsatz und das Risiko von Pestiziden in der Landwirtschaft zu beschränken. Sorge bereitet auch das Ziel, 30 Prozent Schutzgebiete zu Land und Wasser auszuweisen. So werden Menschenrechte und die Rechte indigener Gruppen im Entwurf bislang nur unzureichend berücksichtigt. Darüber hinaus sollen drängende Ziele zur Einhaltung der planetaren Grenzen bzw. der Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks von 2030 auf 2050 verschoben werden. Beunruhigend ist auch, dass viele Entwicklungsländer die Verhandlungen in den Arbeitsgruppen heute aus Frust über die fehlenden Zusagen der Industrieländer zunächst verlassen haben.

Besondere Sorge bereiten die bislang wirkungslosen und unverbindliche Vorgaben zur Umsetzung des Abkommens. Magdalene Trapp, Referentin für internationale Biodiversitätspolitik: „Die besten Ziele bringen nichts ohne ambitionierte Umsetzungsmechanismen. Diese werden aktuell jedoch abgeschwächt. So soll es etwa nicht möglich sein, Maßnahmen nachzuschärfen, wenn sie sich als ungeeignet, schwach oder wirkungslos erweisen. Einige Vertragsstaaten fordern sogar, die Umsetzungsmechanismen erst bei der nächsten Weltnaturkonferenz festzulegen. Für den Schutz und Erhalt der Artenvielfalt und Ökosysteme könnte das jedoch zu spät sein.“

Blog-Beitrag zum schwachen Umsetzungsmechanismus des Weltnaturabkommens

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