Für viele sind Clowns ausschließlich Artisten, die Menschen zum Lachen bringen. Doch in Krankenhäusern arbeiten die speziell ausgebildeten Künstler wesentlich vielschichtiger. In ihre Arbeit binden sie natürlich auch den Advent und das Weihnachtsfest mit ein – und empfinden ihre Einsätze rund um die Feiertage selbst als Geschenk wie Christoph Gilsbach alias Professor Spaghetti erzählt.

Weihnachten im Krankenhaus – das ist für die Clinic-Clowns am UKM (Universitätsklinikum Münster) eine ganz besondere Zeit. „Weil sie uns einen anderen Rhythmus schenkt“, sagt Christoph Gilsbach, vielen bekannt als Professor Spaghetti, „und dadurch viel persönlichere Begegnungen stattfinden.“ Das können kleine Momente sein, wie die Situation mit einer Frau im Eingangsbereich West, die dem 66 Jahre alten Künstler im Gedächtnis geblieben ist. „Die Dame saß auf einer Bank, wirkte in sich gekehrt und ich hatte auf dem Weg zur nächsten Station die Zeit, anzuhalten.“ Er setzte sich ihr gegenüber, wartete erst ab, nahm dann Blickkontakt auf und fragte vorsichtig: „Darf ich Ihnen Frohe Weihnachten wünschen?“ Nach einem zaghaften Nicken kamen sie ins Gespräch, ein wohltuender Austausch für beide Seiten. Am Ende konnte Gilsbach weiter zur nächsten Clowns-Visite ziehen, mit dem Gefühl, dieser Frau einen wertvollen Moment an den Weihnachtstagen beschert zu haben.

„Genau deshalb liebe ich diese Zeit“, erzählt Gilsbach. Denn auch wenn Menschlichkeit und Zuwendung Grundsatz der Arbeit der insgesamt sechs speziell ausgebildeten Clowns am UKM sind und sie Lachen, Mut und Leichtigkeit in den Krankenhausalltag bringen sollen, so erleben sie im Alltag hautnah, welch eng getakteter Rhythmus oftmals auf den Stationen besteht. „Das ist an Weihnachten und zwischen den Tagen anders“, weiß Christoph Gilsbach, der seit 1998 zum Clowns-Team gehört. „Wir können uns für die im Klinikum verbliebenen Patienten mehr Zeit nehmen, was ich auch für besonders wichtig halte, denn manche von ihnen erhalten nur wenig oder gar keinen Besuch.“

Dabei sind die Weihnachtsgeschichten, die Gilsbach im Kopf hat, nicht ausschließlich Momentaufnahmen, wie die Szene mit der Frau auf der Bank. „Ich erinnere mich auch an einen kleinen Jungen, einen Dialyse-Patienten, der damals zwei Jahre alt war und den Kontakt mit mir völlig verweigert hat.“ Die Abneigung ging so weit, dass vor seinem Bett immer ein Paravent aufgestellt werden musste, wenn Professor Spaghetti die anderen Dialyse-Patienten besuchte. Zweieinhalb Jahre ging das so – und plötzlich öffnete sich der Junge. „Erst beobachtend, dann durfte ich in den Folgewochen näher heran und schließlich saßen wir an Weihnachten zusammen auf seinem Bett, haben erzählt und gemeinsam Plätzchen gegessen.“ Über 20 Jahre sei diese Szene aus der Weihnachtszeit her, der einstige Junge ist mittlerweile 25. „Aber es war damals ein besonderer Weihnachtsbesuch auch für mich“, erinnert sich Gilsbach.

Wie er und seine Clowns-Kolleginnen und -Kollegen auf die Patientinnen und Patienten zugehen, das unterscheidet sich in der Adventszeit erst einmal nicht von dem übrigen Jahr. „Man muss ein gutes Gespür dafür haben, was in dem Moment gefordert ist: Einfach nur da sein, sich vielleicht über ein Versteckspiel annähern – oder das Gespräch direkt suchen. Es kann aber auch mal ein Lied sein oder sogar ein hanebüchener Witz“, erklärt der Künstler. Was sich sehr wohl unterscheidet, sind die Inhalte. „Ich bereite mich auf jede Jahreszeit vor“, so Gilsbach, der in der Weihnachtszeit zum Beispiel gern kurze Weihnachtsgeschichten aus seinem Buch vorliest. Auch ein weihnachtliches Gedicht kann die richtige Ansprache sein. Das Glöckchen in seiner Tasche lieben vor allem die Kinder, ist es doch ein Geräusch, was mit der besonderen Atmosphäre verbunden wird, wenn das Christkind kommt. „Und manchmal ist es auch einfach nur ein kleiner Glücksbringer, den ich Patienten in die Hand legen oder auf ihren Nachttisch stellen darf“, erklärt Christoph Gilsbach die Arbeit der Clinic-Clowns. „Das passt als Geste beim Thema Krankheiten zwar immer, aber an den Tagen rund um den Jahreswechsel natürlich besonders gut.“

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