Zum Ende des gerade vergangenen Jahres feierte die Klinische Pathologie im MVZ am Klinikum Darmstadt ihr einhundertjähriges Jubiläum. Gegründet wurde sie im November 1922 als Pathologisches Institut der Städtischen Kliniken Darmstadt. Die Pathologie wurde zunächst in Räumen eines auf dem Klinikgelände angekauften Wohnhauses untergebracht – in unmittelbarer Nähe zur bereits bestehenden Leichenhalle mit Kapelle und einem Sektionssaal. Die Personaldecke war knapp bemessen: neben Paul Schneider, dem ersten Institutsdirektor, waren lediglich ein Assistenzarzt und ein Sektionsgehilfe fest angestellt; nur vorübergehend wurden Schreibkräfte und Laboratoriumshilfen beschäftigt. Außerdem packten während der Semesterferien Studierende der Medizin im Rahmen von Famulaturen tatkräftig mit an, darunter 1936 Wilhelm Doerr, der spätere Ordinarius für Pathologie an der Universität Heidelberg. Umso bemerkenswerter, dass es Paul Schneider mit seinem Team gelang, ein – auch wissenschaftlich auf dem Gebiet der Frühsyphilis – über die Grenzen der Stadt bekanntes Institut aufzubauen und 1923 durch eine bakteriologische sowie 1932 durch eine serologische Abteilung zu erweitern, erinnert der jetzige Direktor der Klinischen Pathologie,  PD Dr. Frank Bergmann, an die Anfänge dieser Fachrichtung in Darmstadt.

Während des zweiten Weltkriegs konnte der Betrieb zeitweise nur mit großer Mühe aufrechterhalten werden. Nach Zerstörung des Instituts durch einen Bombenangriff wurde ein Ausweichquartier in den Lungenheilstätten in Nieder-Ramstadt bezogen. Es ist überliefert, dass der einzige Assistenzarzt mit dem Rucksack bepackt nach Heidelberg und andere Universitäten geschickt wurde, um Einrichtungsgegenstände zum Aufrechterhalt des Betriebs zu erbitten.

Krankheitsbedingt musste Paul Schneider 1946 seinen Dienst quittieren und Werner Schopper trat seine Nachfolge an. Schopper erreichte, dass das pathologisch-bakteriologische Institut 1949 nicht, wie ursprünglich geplant, nach Darmstadt Eberstadt umzog, sondern wieder in der Grafenstrasse 9 angesiedelt wurde, in einem neu errichteten Sektionstrakt und den wiederhergestellten Räumen des sogenannten Unruhigenbaus, in dem vormals Patient*innen der Psychiatrie behandelt worden waren.

Bis 2021 dienten hier ehemalige Krankensäle als Labor und Chefarztbüro, während das Sekretariat in einem Tobzimmer mit verstärkten Wänden untergebracht war. Werner Schopper, der sich wissenschaftlich neben der Gewebezüchtung vor allem für die gynäkologische Histopathologie und Leberpathologie interessierte, erwirkte auch eine Aufstockung des Personalschlüssels, unter anderem durch fest angestellte Sekretärinnen und medizinisch-technische Assistentinnen, was das Arbeiten erheblich erleichterte.

Von 1968 bis 1991 übernahm Hans-Helmut Jansen, ein ausgewiesener Herzforscher, die Leitung des Instituts. In diesen Jahren stieg die Anzahl histopathologischer und zytologischer Untersuchungen sprunghaft an. Meilensteine stellten die Etablierung der gynäkologischen Vorsorgezytologie und die Einführung der Methode der Immunhistochemie in der Routinediagnostik dar, mit der antikörpervermittelt zelluläre Strukturen in Gewebeschnitten farblich markiert werden und so zum Beispiel die Charakterisierung von Tumoren erlaubt. Weiterhin führte Jansen moderne Informationssysteme zur Befunderhebung, Archivierung und Statistik ein. Unermüdliche Aufklärungsarbeit leistete Hans-Helmut Jansen bezüglich klinischer Obduktionen als Mittel der Qualitätssicherung klinischer Arbeit, fasst Dr. Bergmann zusammen.

Von ersten Methoden zur Charakterisierung von Tumorerkrankungen bis zur next generation-Sequenzierung

Weiter ausgebaut und technisch modernisiert wurden die pathologischen Leistungen ab 1991 unter der Leitung des renommierten Kardiopathologen Prof. Dr. Gerhard Mall. Erstmals wurden molekulare Untersuchungsmethoden zur Charakterisierung von Tumorerkrankungen und zur Abklärung von Erregern bei Infektionskrankheiten in der Routinediagnostik durchgeführt. Außerdem überführte er das Pathologische Institut 2017 in die Organisationsstruktur eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) als einhundertprozentige Tochter des Klinikums Darmstadt.

Frank Bergmann ist seit 2017 Direktor des MVZ und Leiter der Pathologie, die 2020 moderne Labore im zentralen Neubau des Klinikums Darmstadt bezogen hat. Von hier aus versorgt die Pathologie mit zwischenzeitlich 27 Mitarbeitenden diagnostisch das Klinikum Darmstadt und weitere Krankenhäuser, MVZs und Arztpraxen. „In den vergangenen fünf Jahren ist es uns – quasi der Tradition der Vorgänger folgend – gelungen, die Pathologie nochmals wesentlich zu modernisieren“, sagt Dr. Bergmann. So wurden modernste diagnostische Verfahren wie die next generation-Sequenzierung in der Routinediagnostik etabliert, mit der innerhalb kürzester Zeit mehrere Hundert Gene untersucht werden können, die für die Diagnostik und vor allem Therapie von Tumorerkrankungen relevant sind. Darüber hinaus wurden wesentliche Arbeitsschritte in den Laboren digitalisiert.

„Digitalisierung und technische Innovationen werden uns auch in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen“, ergänzt Bergmann. „Der diagnostische Alltag hat sich seit der Gründung des Instituts enorm gewandelt. Standen vor 100 Jahren Leicheneröffnungen im Vordergrund der Tätigkeit, so sind das heute Untersuchungen an Biopsaten, zytologischen Präparaten und Operationspräparaten, deren Ergebnis ein essentieller Bestandteil für die Behandlung der Patient*Innen darstellt, auch wenn das in der Öffentlichkeit häufig nicht so wahrgenommen wird.“

Dass die Pathologie auch nach 100 Jahren auf dem richtigen Kurs ist und eine wichtige Rolle für das Klinikum Darmstadt und andere medizinische Einrichtungen der Stadt und Region spielt, sieht auch Geschäftsführer Clemens Maurer: „Wir sind in der glücklichen Lage, pathologische Diagnostik auf höchstem Niveau und unter extern erfolgreich überprüften Qualitätssicherungsrichtlinien anbieten zu können“. Die nächsten Projekte befinden sich bereits in Bearbeitung. So soll unter anderem in Kürze ein externer Standort telemedizinisch an die Klinische Pathologie im Klinikum Darmstadt angebunden werden.

Über die Klinikum Darmstadt GmbH

Das Klinikum Darmstadt ist der kommunale Maximalversorger in Südhessen und das einzige Krankenhaus der umfassenden Notfallversorgung (höchste Versorgungsstufe).

Ende 2020 hat das Klinikum Darmstadt seinen Zentralen Neubau in Betrieb genommen: An einem Ort stehen 1000 moderne Betten in komfortablen Stationen bereit. Das Krankenhaus zeichnet sich durch eine moderne Medizintechnik, weitgehende Digitalisierung, ein umfassendes Qualitätsmanagement, zahlreiche Zertifizierungen – wie etwa als Onkologisches Zentrum – und eine breit aufgestellte hervorragende Krankenhaushygiene aus. Vier Intensivstationen, eine IMC, 25 OP-Säle, 22 Kliniken und Institute, von der Augenheilkunde bis zur Zentralen Notaufnahme: Bei speziellen diagnostischen und therapeutischen Verfahren hat das Klinikum Darmstadt für die Region Alleinstellungsmerkmale.

Es ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Frankfurt und Mannheim/Heidelberg und für Pflege in Kooperation mit der FOM Hochschule. Zur GmbH, die der größte kommunale Arbeitgeber ist, gehören 3.350 Mitarbeitende. Ein MVZ sowie ein Altenpflege- und ein Wohnheim und Servicegesellschaften komplettieren den Gesundheitsdienstleister.

Das Klinikum Darmstadt bietet allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vielfältige Arbeits-, Fortbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen: für Ärzt*innen, für PJ-Studierende, für Pflegekräfte und Pflegefachpersonen und viele Berufe mehr. Tariflohn ist für uns eine Selbstverständlichkeit – auch in unseren Alten- und Pflegeheimen.

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