In den vergangenen Wochen suchten die Zoo-Besucherinnen und -Besucher vergebens nach einigen Reptilienarten im Vivarium. Die ektothermen Tiere ruhen von November bis Februar im Überwinterungsraum hinter den Kulissen. Aktuell befinden sich dort fünf Reptilienarten in der Winterstarre. Zwei weitere mediterrane Arten überwintern direkt in ihrem Freilandterrarium.

Reptilien wie Echsen und Schlangen sind ektotherme Tiere. Im Gegensatz zu endothermen Tieren wie Säugetieren können sie keine Eigenwärme produzieren. Sie sind weitgehend von der Umgebungstemperatur abhängig und können ihre Körpertemperatur nur beschränkt regulieren. Ausschliesslich durch ihr Verhalten steuern sie die für ihre Körperfunktionen notwendige Körpertemperatur. Wenn die Aussentemperatur in der kalten Jahreszeit sinkt, fahren die Körperfunktionen zurück. Die Herzfrequenz sinkt, die Verdauung und damit auch die Nahrungsaufnahme sistiert.

Leben im Energiesparmodus
Finden Reptilien über Tage oder Wochen keine Nahrung, schalten sie auf «Standby». Sie sind regelrechte Hungerkünstler und können ihren Energieverbrauch enorm senken, dabei aber hellwach und jederzeit angriffsbereit bleiben – dies unter der Bedingung, dass die Umgebungstemperatur hoch genug ist. Mit einem wärmenden Sonnenbad bringt sich beispielsweise eine Eidechse auf die richtige Betriebstemperatur. Quirlig und aktiv, jagt sie Insekten oder flüchtet bei der Annäherung eines grösseren Tieres. Wird es ihr jedoch zu heiss, sucht sie Schatten, Felsspalten oder Erdhöhlen auf. Ohne Sonneneinstrahlung sinkt ihre Körpertemperatur auf die der Umgebungsluft und vorbei ist es mit dem Jagen. Im Zolli wird das Sonnenlicht durch punktuell platzierte Heizstrahler und UV-Lichter substituiert.

Winterstarre hinter den Kulissen
Im Zolli überwintern ektotherme Tiere in einer eigens angefertigten Räumlichkeit für Reptilien hinter den Kulissen des Vivariums. Im Herbst wird in den Terrarien stufenweise die Raumtemperatur auf die gewünschte Überwinterungstemperatur gesenkt. Zuvor werden die Tiere gebadet, damit sich ihr Darm vollständig entleert. In der Ruhephase kontrollieren die Tierpflegenden die Reptilien täglich und besprühen sie mit Wasser, um für ausreichende Luftfeuchtigkeit zu sorgen. Jedes Tier hat eine eigene Überwinterungsbox, welche entweder mit Holzschnitzel trocken oder mit Sphagnum-Moos feucht gehalten wird. Nach rund zwei Monaten Winterstarre werden die Reptilien ab März stufenweise erwärmt und präsentieren sich den Besucherinnen und Besuchern wieder munter und glanzvoll im Terrarienbereich des Vivariums. Der Zoo Basel hält im Überwinterungsraum derzeit fünf Reptilienarten: die Gila-Krustenechsen (Heloderma suspectum), Krokodilschwanzechsen (Shinisaurus crocodilurus), Tannenzapfenechsen (Tiliqua rugosa), Panzergürtelschweife (Ouroborus cataphractus) und die Hornvipern (Cerastes cerastes). Ebenfalls in Winterstarre sind die Griechischen Landschildkröten (Testudo hermanni) und die Breitrandschildkröten (Testudo marginata). Diese beiden Arten überwintern jedoch direkt in Frühbeetkästen in ihrem Freilandterrarium.

Abhängigkeit vom Lebensraum
Ektotherme Tiere sind stark vom Klima ihres Lebensraums abhängig. Besonders optimal sind für Reptilien die Bedingungen in den Tropen, da dort ganzjährig ähnlich hohe Temperaturen herrschen. Dies wird in der Häufigkeit und der Vielfalt der Reptilien mit ihrem – wie bei Krokodilen oder Riesenschlangen – grossen Wuchs deutlich. Bei Reptilien aus den gemässigten Breiten, in denen Temperaturschwankungen durch die Jahreszeiten bedingt vorkommen, ist die Winterstarre ein physiologischer Vorgang. Die Ruhephase trägt zur Regeneration sowie zur allgemeinen Gesundheit bei. Auch besteht ein Zusammenhang mit einer verbesserten Fortpflanzung nach dem Aufwachen. Tropische Arten, in deren Lebensraum die Temperaturen im Tages- und Jahresverlauf kaum schwanken, kennen keine Winterstarre.

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