Eine gesunde Lebensweise ist heutzutage Wunsch und Ziel vieler Menschen. Doch auch hier kann es zu zwanghaften Störungen kommen, die die Lebensqualität nachhaltig beeinflussen, rund zwei Prozent der Bevölkerung leiden Schätzengen zufolge darunter.

Besonders nach Silvester versuchen viele im Neuen Jahr ihre guten Vorsätze umzusetzen, etwa weniger Fleisch, Süßigkeiten oder Fastfood zu essen und mehr pflanzliche Lebensmittel in den Speiseplan einzubauen. Einige Menschen beschäftigen sich aber dauerhaft mit sehr gesunder Ernährung, sie wollen „richtig essen“, um gesund zu werden oder zu bleiben. Nehmen diese Verhaltensweisen überhand, spricht man von der sogenannten Orthorexia nervosa oder Orthorexie, das kommt aus dem Griechischen und bedeutet grob „richtig Appetit“. „Dieses Verhalten kann krankhafte Züge annehmen, wenn die fast zwanghafte Beschäftigung mit Lebensmitteln und Essen zum zentralen Thema im Leben der Betroffenen wird und alle Gedanken darum kreisen“, sagt Dr. Carmen Blaschke, Chefärztin der Psychosomatik an der Helios Marien Klinik Duisburg. Das Verhalten erinnere dann stark an andere Formen von Essstörungen. In der Wissenschaft ein recht neues Phänomen sind Fachleute sich allerdings noch uneins, zu welcher Form der Störung die Orthorexie gezählt werden soll.

Gesundheitliche Wirkung bekommt zu viel Bedeutung

Der Kaloriengehalt oder der Geschmack der Nahrung wird für Betroffene immer weniger wichtig, dafür bekommt die Qualität, die Herkunft, die Zubereitungsart oder die mögliche gesundheitliche Wirkung von Lebensmitteln eine überwertige Bedeutung. Carmen Blaschke, die viel Erfahrung in der Betreuung von Essstörungspatienti:nnen hat, ergänzt: „Die Patient:innen recherchieren dann viel über die Inhalte der Lebensmittel und teilen sie in gute und schlechte Nahrungsmittel ein. Die Mahlzeiten sind zwanghaft oder ritualisiert und werden nach strengen Zeitplänen eingenommen.“ Einige Betroffene zeigten auch „missionarischen Eifer“ und wollen andere dazu bewegen, sich ähnlich zu ernähren. Gelegentlich haben auch ideologische Überzeugungen einen wesentlichen Einfluss. An Orthorexie leidende Menschen erleben sich selbst zudem meist nicht als krank. Eher im Gegenteil: Sie haben das Gefühl, innerlich rein zu sein und möglichen Krankheiten vorzubeugen. Zudem erfahren sie eine Art Selbstwertsteigerung, weil sie sich an ihre strengen Pläne halten können. Für Medizinerin Blaschke beginnt spätestens hier der Behandlungsbedarf: „Wenn etwa die Liste ‚verbotener Lebensmittel‘ immer länger wird, kann es durch die einseitige Lebensmittelauswahl zu Mangel- oder Unterernährung kommen. Manche Betroffene isolieren sich zudem zunehmend von ihrer Umgebung, da sie bei Einladungen und Feiern nicht mehr mitessen können und wollen. Die Lebensqualität leidet dann sehr.“

Vorstufe zur Magersucht

Die Folgen können manchmal gravierend sein, denn extrem gesundes, kontrolliertes Essen kann in eine Essstörung wie Magersucht (Anorexia nervosa) oder Ess-Brechsucht (Bulimia nervosa) führen. „Diätverhalten und die übermäßige Beschäftigung mit Essen ist ein Hauptrisikofaktor für die Entstehung dieser Erkrankungen. Wenn dann noch weitere psychosoziale Belastungen dazukommen – etwa Krisen, Kränkungen, Überforderung in Schule und Beruf – ist der Übergang häufig fließend“, so Blaschke. Für Betroffene oder Angehörige, die sich Hilfe suchen möchten, können Ernährungsberateri:nnen eine erste Anlaufstelle sein, um zu überprüfen, ob die Schwelle von gesunder Ernährung zu zwanghaft orthorektischem Verhalten schon überschritten ist. Besteht ein deutlich gestörtes Essverhalten, könne man versuchen wieder mehr Abwechslung und Genuss bei der Nahrungsaufnahme einzubauen sowie Freude und Spaß beim Kochen zu entwickeln. Das allein hilft aber oftmals nicht, daher empfiehlt die Expertin zudem psychotherapeutische Unterstützung, um ein Verständnis für die zugrundeliegenden Ängste und Konflikte zu entwickeln. Sollte bereits der Übergang in eine Essstörung wie der Anorexia nervosa oder der Bulimia nervosa eingetreten sein, ist dringend eine psychotherapeutische Behandlung erforderlich, entweder ambulant oder in spezialisierten psychosomatischen Kliniken wie der Helios Marien Klinik Duisburg. Zum Schluss hat Carmen Blaschke noch einen grundsätzlichen Rat: „Der beste Schutz gegen derartige Zwänge ist ein gestärktes Selbstbewusstsein und die Entwicklung eines positiven Körpergefühls. Dafür sind feste soziale Kontakte etwa beim gemeinsamem Sport, äußere Unterstützung und gesunde Vorbilder besonders bei Heranwachsenden fast unabdingbar. Auch die Flut der Informationen und Eindrücke aus sozialen Medien sollte bewusst und kritisch hinterfragt werden.“

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