• NORD/LB rechnet für 2023 mit einem leichten BIP-Anstieg von 0,2 Prozent in Deutschland
  • Ausblick für Niedersachsen mit erwarteter Wachstumsrate von 0,3 Prozent ebenfalls verhalten
  • Trotz allmählich sinkender Inflation werden weitere Leitzinsanhebungen im ersten Halbjahr erwartet

Die NORD/LB Norddeutsche Landesbank hat heute ihre Neujahrsprognose vorgestellt. Die Volkswirte der Bank gehen davon aus, dass sich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung im laufenden Jahr eher verhalten präsentieren wird. Christoph Dieng, Vorstandsmitglied der NORD/LB, sagte: „Die Weltwirtschaft steht aktuell vor einer Abkühlung. Viele der ökonomischen Herausforderungen, wie die Energiekrise, anhaltende Lieferkettenprobleme oder die hohen Inflationsraten, wurden durch den Ukrainekrieg ausgelöst oder erheblich verschärft. Leider zeichnet sich hier nach wie vor keine kurzfristige Lösung ab.“ Für das Jahr 2023 rechnet die NORD/LB daher für die meisten Volkswirtschaften mit niedrigeren Wachstumsraten als im Vorjahr. Aber es gibt auch Lichtblicke. „Das Auffüllen der Gasspeicher in Europa und die Einsparanstrengungen haben dazu geführt, dass eine nationale Gasmangellage offenbar vermieden werden kann. Das ist eine gute Nachricht“, so Dieng weiter.   

In Deutschland hat sich das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2022 um 1,9 Prozent erhöht. Die Wachstumsdynamik hat damit zwar abgenommen, gleichwohl hat sich die deutsche Wirtschaft trotz Ukrainekrieg und Energiekrise erstaunlich robust entwickelt. Für 2023 gehen die Volkswirte der Bank von einem leichten Wachstum aus. „Die konjunkturelle Entwicklung verläuft bislang deutlich besser als erwartet und es gibt gute Gründe, vorsichtig optimistisch auf die Wirtschaftsentwicklung in diesem Jahr zu blicken. Trotz der vielfältigen gesamtwirtschaftlichen Belastungsfaktoren ist ein Einbruch der gesamtwirtschaftlichen Aktivität derzeit nicht auszumachen“, sagte Christian Lips, Chefvolkswirt der NORD/LB. „Vielmehr deuten die jüngsten Anstiege der Frühindikatoren auf eine nur relativ milde Abkühlung der wirtschaftlichen Aktivität hin – und die Rezessions-wahrscheinlichkeit ist ebenfalls deutlich gesunken“, so Lips weiter. Dennoch dürfe dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Herausforderungen und Unsicherheiten 2023 groß bleiben. Im Ergebnis prognostiziert das Research der NORD/LB für das Jahr 2023 einen Anstieg des realen BIP in Deutschland um 0,2 Prozent. 

Die beschriebenen Rahmenbedingungen wirken auch auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Niedersachsen. Für das Gesamtjahr 2022 rechnen die Experten hier mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um 1,3 Prozent. Gedämpft haben vor allem die Baukonjunktur sowie eine vergleichsweise schwache Entwicklung des verarbeitenden Gewerbes – vor allem in der ersten Jahreshälfte. Für das laufende Jahr erwarten sie einen Anstieg des BIP um 0,3 Prozent. Dr. Eberhard Brezski, Volkswirt bei der NORD/LB, sagte in diesem Zusammenhang: „Niedersachsen kann sich von der konjunkturellen Abkühlung, die wir in Deutschland aber auch in der Eurozone sehen, nicht entkoppeln. Die dämpfenden Effekte, die sich aus dem Krieg in der Ukraine, den hohen Energiepreisen und der damit verbundenen Inflationsentwicklung ergeben, wirken natürlich auch hierzulande. Entsprechend müssen wir uns auch in Niedersachsen auf eine Wachstumsabkühlung einstellen.“ 

Eine große Herausforderung für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung sehen die Experten in der nach wie vor zu hohen Inflation. „Die Inflation dürfte sich trotz einer deutlich rückläufigen Tendenz in 2023 als hartnäckig erweisen. Sie wird die realen Konsummöglichkeiten begrenzen und weitere Zinssteigerungen  erforderlich machen“, so Christian Lips. Für Deutschland rechnet die NORD/LB mit einer Inflationsrate (HVPI) von 6,5 Prozent in 2023, nachdem das allgemeine Preisniveau im abgelaufenen Jahr um 8,7 Prozent angestiegen war. Für die Eurozone erwarten die Analysten eine Inflationsrate von 6,3 Prozent. Entsprechend gehen die Volkswirte von einer Fortsetzung der restriktiveren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) aus. Christian Lips sagte hierzu: „In der ersten Jahreshälfte dürfte die EZB die Leitzinsen weiter deutlich anheben.“

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