„Angesichts der dramatischen Lage auf dem Wohnungsmarkt“ verlangt der Hauptausschuss des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) von der Kirche, „einen größeren Beitrag zur Linderung von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit“ zu leisten. Dazu gehöre die Umwidmung nicht mehr benötigter kirchlicher Gebäude zu Wohnungen und die bevorzugte Vermietung an von Armut Betroffene.

„Wohnen ist die zentrale soziale Frage unserer Zeit“, hatte die ZdK-Präsidentin Dr. Irme Stetter-Karp bereits bei der Vollversammlung im Dezember 2022 gesagt. „2023 ist ein Jahr, in dem die Bundesregierung ihr Versprechen, für 400.000 neue Wohnungen zu sorgen, nicht halten kann. Bundesbauministerin Klara Geywitz hat bereits erklärt, dass das frühestens 2024 klappen wird“, so die Präsidentin weiter. Die Energiekrise, erheblich gestiegene Materialkosten am Bau und der Fachkräftemangel seien dramatische Faktoren.

„Angesichts der aktuellen Situation auf dem deutschen Wohnungsmarkt“ müssten sich (Erz)Bistümer, kirchliche Liegenschaftsverwaltungen, Pfarrgemeinden, kirchliche Wohnungsunternehmen, Caritas und caritative Fachverbände,  Ordensgemeinschaften, aber auch private Immobilienbesitzer*innen „neu fragen, welche Optionen bestehen, um bezahlbares Wohnen zu einer realistischen Perspektive für mehr Menschen zu machen“, heißt es in dem Beschluss des ZdK-Hauptausschusses, zu dem eine Vorlage bereits bei der Vollversammlung des ZdK eingebracht worden war. Kirchliche Akteur*innen könnten „dazu beitragen, dass Verdrängung und Segregation auch in begehrten Städten und Gemeinden abnehmen und Vielfalt wieder Raum gewinnt.“ Hauptausschussmitglied Prof. Ulrich Hemel, Vorsitzender des Bundes katholischer Unternehmer (BKU), fügte hinzu, dass Immobilien im Kirchenbesitz primär keine Anlagestrategie, sondern sozialethisches und sozialpolitisches Instrument sein sollten. Die Kirche solle sich darüber hinaus stärker dafür einsetzen, dass Finanzanleger*innen Sozialimmobilien in die Anlageklasse für nachhaltiges Investieren (ESG-Anlagen) aufnehmen.

Ulrich Müller, geschäftsführender Vorstand des Katholischen Siedlungsdienstes (KSD), dem Dachverband katholischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen in Deutschland, erklärte als Gastredner im Hauptausschuss, der KSD begrüße die Aufforderung des ZdK an kirchliche Akteur*innen, „einen Beitrag zur Aktivierung von Immobilien und Grundstücken für Zwecke des sozialen Wohnungsbaus“ zu leisten: "Wo Kirche draufsteht, muss auch Kirche drin sein!" Müller weiter: „Generell können die Kirchen aber lediglich beispielgebend wirken, nicht quantitativ als Problemlöser angespannter Wohnungsmärkte fungieren.“

Der KSD unterstütze die Aufforderung des ZdK „zur Entwicklung ökologisch und sozial nachhaltiger Konzepte für Immobilien“. Kirchliche Verantwortliche könnten zudem auf „eine bessere Willkommenskultur für Bagger“ hinsichtlich der Um- und Nachnutzung von Kirchenimmobilien hinwirken – etwa im Zuge der Strukturreformen in den deutschen Bistümern. Es brauche Offenheit für Veränderung.

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