Zu den Top-Ten-Berufen im Handwerk gehören in 2022 die Ausbildungsberufe zum Kraftfahrzeugmechatroniker, Elektroniker, Friseur, Schreiner, Maler und Lackierer sowie Zimmerer. Mit 452 Azubis begannen noch nie so viele Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik die Lehre. Fast die Hälfte der Bewerber konnten im vergangenen Jahr einen mittleren Schulabschluss vorweisen (+ 0,2 Prozent), bei den Bewerbern mit Hauptschulabschluss weist die Statistik ein Minus mit 8,7 Prozent aus. Die Einsteiger mit Abitur gingen ebenfalls um 11,0 Prozent zurück. Hierfür macht Kammerchef Peter Friedrich geburtenschwächere Jahrgänge und kleinere Abiturientenjahrgänge verantwortlich. „Aber genau diese Klientel mit Abitur ist im Handwerk gefragt, einerseits um die vielen anspruchsvollen Berufe umzusetzen, andererseits wegen der Karrieremöglichkeiten.“ Der Anteil von jungen Frauen bei den Berufsanfängern im Handwerk lag 2022 bei 20,7 Prozent nach 20,0 Prozent im Vorjahr.
Das Handwerk brauche mehr denn je eine qualitativ hochwertige und ergebnisoffene Unterstützung bei der beruflichen Orientierung. „Ziel muss es sein, eine freie Entwicklung von Interessen und Talenten der jungen Menschen zu ermöglichen, ohne den gesamtgesellschaftlichen Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs aus dem Blick zu verlieren“, sagte Friedrich. Da die Berufsorientierung eine entscheidende Rolle spiele, müsse an allen Schulformen dringend nachgebessert werden, um den Schülerinnen und Schülern die Vielfalt und Attraktivität einer beruflichen Ausbildung vor Augen zu führen.
Das Handwerk fordere zudem eine intensivere Lehrerfortbildung und einen Tag des Handwerks an den Schulen. „Wenn es einen Tag der Studienorientierung gibt, dann muss es auch einen Tag des Handwerks an den Schulen geben“, fordert Hauptgeschäftsführer Peter Friedrich. Zudem habe die Lehrerfortbildung vor allem im Hinblick auf die duale Ausbildung im Handwerk für die BO-Beauftragten und die WBS-Lehrer höchste Priorität. „Die heutige Schüler-Generation stellt vor allem die Frage nach Wirksamkeit und Sinnstiftung an ihren späteren Beruf. Da hat gerade das Handwerk am meisten zu bieten“, so Friedrich. Deshalb müsse unter anderem an den Gymnasien die handwerkliche Ausbildung in die Berufsorientierungsmaßnahmen eingebaut werden. „Wir wollen, dass dort alle Bildungswege gleichwertig behandelt und vorgestellt werden. Denn nicht für alle ist ein Studium zielführend.“
Mit 14,3 Prozent gab es im vergangenen Jahr einen bemerkenswerten Rückgang von Azubis mit ausländischem Pass, besonders mit dem Herkunftsland Afghanistan. Dagegen lag der Zuwachs bei kosovarischen Jugendlichen, die ins Handwerk einstiegen, bei fast 30 Prozent. Das in der Handwerkskammer neu aufgesetzte Projekt „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Zugewanderte“ soll dazu beitragen, dass junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte bei Einstiegsqualifizierungen sowie Praktika bis zur Berufswahlentscheidung eng begleitet werden. Es wird durch das Wirtschaftsministerium gefördert. In dem Zusammenhang bezeichnete Kammerchef Peter Friedrich die qualifizierte Zuwanderung nach Deutschland als wichtigen, ergänzenden Baustein zur Fachkräftesicherung. „Deshalb sei es notwendig, die Komplexität des Zuwanderungsrechts zu reduzieren, volle Teilhabe zu ermöglichen und die Verfahren zu entbürokratisieren und deutlich zu beschleunigen.“
Die ausführliche Ausbildungsstatistik steht online unter http://www.hwk-stuttgart.de/statistik.
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