Anlässlich des Tags des Artenschutzes am 3. März macht das Nationalparkamt auf die sehr gut geeigneten Lebensraumbedingungen für See- und Fischadler am Edersee und Affolderner See aufmerksam. Die Voraussetzungen dafür, dass sich die beiden Vogelarten dort niederlassen, könnten laut Joachim Reinhardt, Vogelexperte des Nationalparks Kellerwald-Edersee, nicht besser sein: „Es gibt im Nationalpark ausgeprägte Altholzbestände und lichte Bereiche in den Kronen hoher Eichen und Buchen, die zum Bau von Horsten einladen. Darüber hinaus ist das Nahrungsangebot in Form von Fischen und Wasservögeln am Edersee und Affolderner See reichlich.“ Hinzu komme, dass die Revierkapazitäten ausgeschöpft seien und in anderen Regionen immer mehr Jungvögel von Altvögeln verdrängt werden. Um noch eine alternative, bereits vorbereitete Brutmöglichkeit anzubieten, setzt der Nationalpark derzeit auf Anregung örtlicher Vogelkundler nach und nach Horst-Plattformen im Schutzgebiet instand. „Wir legen die Plattformen mit Reisig aus, den wir mit Kalkfarbe besprühen, um den Vögeln zu suggerieren, dass die Horste schon einmal bewohnt waren“, berichtet Reinhardt. Erfahrungen lassen vermuten, dass die Horst-Plattformen eher angenommen werden, wenn sie scheinbare Kotrückstände von Vormietern aufweisen. Zwei Horst-Plattformen hat der Nationalpark mit der Erweiterung des Schutzgebiets um die Fläche nördlich und östlich des Edersees geerbt. Drei weitere gehen auf ein Projekt des Regierungspräsidiums Kassel zu Gründungszeiten des Nationalparks zurück. Sie eignen sich durch ihre exponierte Lage in Wassernähe als prädestinierte Brutplätze – insbesondere für den Fischadler.

In den vergangenen Jahren seien im Zeitraum vom Spätherbst bis Anfang März jährlich ein bis zwei Seeadler am Edersee gesichtet worden. Auch der Fischadler wird als Zugvogel auf seiner Durchreise gen Süden im Spätsommer und auf dem Rückflug gen Norden Ende März bis Anfang April regelmäßig in der Nationalpark-Region beobachtet. Bruterfolge waren bislang allerdings noch nicht zu verzeichnen. „Der Seeadler wird mit fünf bis sechs Jahren erst relativ spät geschlechtsreif. Bis zu diesem Alter streift er durch Europa – von der Nordsee bis nach Sizilien, von Polen bis in die Normandie“, erklärt Reinhardt. Erst mit der Geschlechtsreife suche er sich dann ein Plätzchen, an dem es ihm gefallen hat, und lässt sich dort zur Brut nieder. Die Hoffnung sei groß, dass dies künftig auch am Edersee geschehe. Es ist zu vermuten, dass sich eventuell sogar der Fischadler, der grundsätzlich die nord- und nordöstlichen Gefilde bis hoch nach Skandinavien als Brutrefugium bevorzugt, in der Mittelgebirgsregion niederlässt. Aufgrund der günstigen Lebensraumbedingungen ist Reinhardt optimistisch: „Aus meiner Sicht ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich See- und Fischadler bei uns im Nationalpark und in der Edersee-Region ansiedeln werden“, so der Ornithologe.

 

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