Lohnentwicklungen befeuern die Inflation während Energiepreise die Inflation drücken
Wie in der Umfrage vom November 2022 begründet die Mehrheit der Finanzmarktexperten die höheren Inflationsprognosen im Februar 2023 mit der Entwicklung der Löhne und Gehälter im Euroraum (rund 65 Prozent sahen darin einen positiven oder stark positiven Einfluss gegenüber 60 Prozent im November 2022). Im Gegensatz zur Umfrage vom November 2022 sind die Teilnehmer nun jedoch der Ansicht, dass die Entwicklung der Energiepreise die Inflation nach unten gedrückt hat. Während im November 2022 60 Prozent der Teilnehmer angaben, dass die Energiepreise einen positiven Einfluss auf ihre Inflationserwartungen hatten, sind nun 65 Prozent der Meinung, dass dies ein negativer Einflussfaktor war. In geringerem Maße kann dieselbe Beobachtung für die Entwicklung der Rohstoffpreise (ohne Energie) gemacht werden, da rund 50 Prozent der Teilnehmer der Ansicht waren, dass sie sich negativ auf ihre Inflationserwartungen auswirkten (und rund 30 Prozent waren der Ansicht, dass sie keinen Einfluss hatten), während im November 2022 rund 52 Prozent der Ansicht waren, dass sie einen positiven Einfluss hatten. „Die Befragten erhöhten erneut ihre Inflationserwartungen, die mindestens bis zum Jahr 2025 über dem 2-Prozent-Ziel der EZB liegen dürften. Wie bereits im August und November 2022 nannten sie als einen der Haupttreiber für den Aufwärtstrend die Lohnentwicklung im Euroraum. Dies könnte zu Zweitrundeneffekten führen und damit die Inflation erneut anheizen. In diesem Zusammenhang haben die Experten/-innen auch ihre geldpolitischen Zinserwartungen für die kommenden Jahre angehoben“, kommentiert Thibault Cézanne, Researcher im ZEW-Forschungsbereich „Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte" das Ergebnis.
Über die Befragung
Der ZEW-Finanzmarkttest ist eine seit Dezember 1991 durchgeführte Umfrage, in der monatlich die Erwartungen über die Entwicklung wichtiger internationaler Volkswirtschaften erhoben werden. Derzeit sind dies Deutschland, das Eurogebiet, die Vereinigten Staaten von Amerika sowie China. Insgesamt besteht das Panel aus etwa 350 Finanzanalysten aus Banken, Versicherungen und großen Industrieunternehmen. Angesprochen werden die Experten/-innen der Finanz-, Research- und volkswirtschaftlichen Abteilungen sowie der Anlage- und Wertpapierabteilungen dieser Unternehmen. Die meisten Teilnehmer/innen kommen aus Deutschland.
Die Finanzexpertinnen und -experten werden nach ihren Erwartungen gefragt, die sie auf einen Horizont von 6 Monaten hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden sie um eine Einschätzung der Ertragslage in 13 deutschen Branchen gebeten. Neben einem festen Umfrageteil werden laufend zu aktuellen Themen Sonderumfragen durchgeführt. Aus den Erwartungen der Finanzmarktexperten/-innen zur Entwicklung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland werden die ZEW-Konjunkturerwartungen berechnet, die sich als Frühindikator für die Konjunkturentwicklung („ZEW-Index“) etabliert haben. Das ZEW kommuniziert die Ergebnisse des Finanzmarkttests darüber hinaus ausführlich im monatlich erscheinenden ZEW-Finanzmarktreport.
Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.
Forschungsfelder des ZEW
Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte; Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen; Digitale Ökonomie; Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik; Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik; Marktdesign; Umwelt- und Klimaökonomik; Ungleichheit und Verteilungspolitik; Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft.
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