Anlässlich des 90. Jahrestages der Bücherverbrennungen in Dresden diskutieren Vertreter:innen aus Medien, Politik und Literatur über einen der gleichzeitig wichtigsten und umstrittensten Begriffe unserer Gesellschaft: Meinungsfreiheit, die in Artikel 5 des Grundgesetztes verankert ist.

Der Autor Uwe Wittstock beschreibt in seinem Buch „Februar 33 – Der Winter der Literatur“, wie rasend schnell die Demokratie der Weimarer Republik nach der Machtübernahme Hitlers abgeschafft wurde. Sinnbild dafür sind die Bücherverbrennungen, von denen es in Dresden sogar zwei gab: am 8. März und am 10. Mai 1933.

Die Dresdner Philharmonie und die Städtischen Bibliotheken haben Uwe Wittstock eingeladen, aus diesem Buch zu lesen. Daran schließen sich Überlegungen der Journalistin Dunja Hayali und des CDU-Politikers Thomas de Maizière über den Stellenwert von Meinungsfreiheit, seinen Gebrauch und Missbrauch an. Moderiert wird die Diskussion von Cornelius Pollmer, Journalist der Süddeutschen Zeitung.

Mitglieder der Dresdner Philharmonie rahmen die Veranstaltung kammermusikalisch, dabei erklingen Werke von Paul Hindemith und Norbert von Hannenheim, deren Werke von den Nazis als entartet verboten wurden.

Zu den Mitwirkenden:

Dunja Hayali – Moderatorin/Journalistin

Seit 2010 präsentiert Dunja das „ZDF-Morgenmagazin“ und seit 2018 das „aktuelle sportstudio“. In ihrem Talkmagazin „dunja hayali“ hat sie sozialpolitische Themen in Reportagen und mit Studiogästen verhandelt. Sie veröffentlichte die Bücher „Is‘ was, Dog?“ und „Haymatland – Wie wollen wir zusammenleben?. Im Sommer 2021 präsentierte sie für das ZDF den Polittalk „Für & Wider – Die ZDF-Wahlduelle“ und zum Jahrestag der Flutkatastrophe ist sie in der Dokumentation „Die Flut – Zwischen Wut und Mut“ zu sehen. Für ihr Engagement gegen Rassismus und für Diversität und Demokratie wurde sie vielfach ausgezeichnet.

Dr. Thomas de Maizière

Thomas de Maizière, 1954 in Bonn geboren, begann nach Jurastudium und Promotion seinen beruflichen Weg 1983 als Mitarbeiter der Regierenden Bürgermeister des Landes Berlin, bevor er über Stationen als Staatssekretär und Minister in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen in die Bundespolitik wechselte. In den Regierungen von Angela Merkel war er ab 2005 Chef des Bundeskanzleramts, von 2009 bis 2011 und noch einmal von 2013 bis 2018 Bundesminister des Innern und von 2013 bis 2015 Verteidigungsminister. Politisch aktiv wurde er bereits 1971, als er in die CDU eintrat, für die er ab 2009 bis zu seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik 2021 im Bundestag saß. Aktiv ist er heute weiterhin auch in verschiedenen Gremien und Stiftungen, u.a. als Präsident des Evangelischen Kirchentags, als Vorsitzender der Telekom-Stiftung und Mitglied der Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“. Seit 2022 ist er Präsident des Fördervereins der Dresdner Philharmonie.

Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Uwe Wittstock

Uwe Wittstock ist Literaturkritiker und Buchautor. Er war Redakteur des "Focus", hat als Literaturredakteur für die FAZ, als Lektor bei S. Fischer und als stellvertretender Feuilletonchef und Kulturkorrespondent für die „Welt“ gearbeitet. Für seine journalistische Arbeit wurde er mit dem Theodor-Wolff-Preis für Journalismus ausgezeichnet.

In seinem von Erfolg gekrönten Sachbuch „Februar 33. Der Winter der Literatur“ schildert er diesen Monat als Wendepunkt, in dem sich auch für die regimekritischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Deutschland alles entschied. Wenige Tage zuvor hatten die Nationalsozialisten die Macht übernommen, am 30. Januar hatte Reichspräsident Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. In wenigen Wochen wich das glanzvolle literarische Leben der Weimarer Zeit einem langen Winter und das Netz für Autor*innen wie Thomas Mann und Bertolt Brecht, für Else Lasker-Schüler, Alfred Döblin und viele andere wurde immer fester zugezogen.

Cornelius Pollmer

wurde 1984 in Dresden geboren, er hat dort Volkswirtschaft studiert und erstmals journalistisch gearbeitet: als Reporter für die Seite 3 und den Kulturteil der Sächsischen Zeitung sowie als Textchef für das Jugendmagazin SPIESSER. 2008 ging er nach München und besuchte die Deutsche Journalistenschule. Nach Praktika im Ressort Außenpolitik und im Berliner Büro der Süddeutschen Zeitung folgte eine längere Mitarbeit im Dresdner Büro der Zeit. Sein Volontariat bei der SZ mit Stationen in Los Angeles und Brüssel begann im Oktober 2010. Seit März 2013 berichtet er für die SZ aus Dresden und Leipzig, von dort hat er auch den sonstigen Osten Deutschlands im Blick.

Zu den musikalischen Werken:

Paul Hindemith komponierte die Fagottsonate 1938. Sie hat einen melancholischen Charakter und ist eins der wenigen Werke Hindemiths, die mit einem Mollakkord enden.

Im selben Jahr war ein Porträt von ihm in der Düsseldorfer Ausstellung "Entartete Kunst" zu sehen, und es wurde auf die jüdische Abstammung seiner Frau Gertrud hingewiesen. Schon früher missfiel seine Musik den Nazigrößen. Seit 1934 war die Sendung seinen Werken im Rundfunk verboten, ab 1936 galt für ihn ein Aufführungsverbot. 1937 kündigt er seine Professur. 1938 ging Hindemith ins Exil, zunächst in die Schweiz, ab 1940 in die USA.

Norbert von Hannenheim, aus Siebenbürgen stammend, war 1929-33 Schüler Arnold Schönbergs an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin. Schönberg bezeichnete ihn als einen seiner besten Schüler. Er war der einzige, der seinem Lehrer „hemmungslos widersprach". Die Bratschensonate entstand ca. 1937 für einen privaten Kreis. Das Werk ist in freier Reihentechnik komponiert, doch der Einfluss Schönbergs, auch Hindemiths und vielleicht Strawinskis ist deutlich zu hören.

Anfang der 30er Jahre war von Hannenheim sehr erfolgreich: 1932 erhielt er den Mendelssohn-Staatspreis, 1933 den Emil-Hertzka-Preis. Seine Karriere endete 1933 abrupt, als Schüler Schönbergs war seine Musik tabu. In einer extrem schwierigen Lage versuchte er, durch Notenkopieren, Korrekturlesen und Volksliedbearbeitungen zu überleben. 1944 erlitt er einen schizophrenen Anfall und wurde in die Heil- und Pflegeanstalt Obrawalde eingewiesen. Er erlebte noch die Befreiung der Anstalt durch die im Rote Armee im Januar 1945, verstarb aber kurz nach Kriegsende (laut Totenschein an Herzversagen).

Tickets ab 5 Euro sind über den Webshop der Dresdner Philharmonie und im Ticketservice erhältlich.

Informationen zur Veranstaltung:

FR 24. MRZ 2023, 19.30 Uhr
Kulturpalast Konzertsaal

Lesung, Musik und Diskusion
MEINUNGSFREIHEIT!

Uwe Wittstock, Autor
Dunja Hayali, Journalistin
Thomas de Maizière, Politiker
Cornelius Pollmer, Journalist (Moderation)

Paul Hindemith: Sonate für Fagott und Klavier

Norbert von Hannenheim: Sonate für Viola und Klavier Nr. 1

Daniel Bäz | Fagott
Hyelin Yun | Viola (Stipendiatin der Kurt Masur Akademie)
Ryoko Taguchi | Klavier

Veranstaltung in Kooperation mit den Städtischen Bibliotheken Dresden

 

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