Boxen ist ein weit verbreiteter Sport, der in letzter Zeit auch aufgrund seiner positiven Wirkung auf Menschen, die an Parkinson erkrankt sind, immer populärer wird. Es wurde sogar erkannt, dass es bei Parkinson-Erkrankten zu einer signifikanten Verbesserung der Geh-Geschwindigkeit geführt hat.

Boxtraining für an Parkinson erkrankte Menschen unterscheidet sich jedoch signifikant von Trainingsprogrammen für Menschen ohne Parkinson. Parkinson-Patienten sind häufig durch Muskelstörungen, Schwäche, Gleichgewichtsprobleme und Körperkoordinationsstörungen eingeschränkt. Boxtraining für diese Gruppe konzentriert sich deshalb auf die Schulung der Geschwindigkeit, der Beinarbeit, der Balance und der Kraft.

Da Parkinson-Patienten häufig einen schlechten Gleichgewichtssinn, eine reduzierte Kraft und eine schlechte Ausdauer haben, werden Kombinationen aus Reaktionstraining und Krafttraining durchgeführt, um die Reflexe zu verbessern und das Gleichgewicht zu trainieren. Um Kraft und Ausdauer zu erhöhen, sind Boxübungen mit Erhöhung der Standzeit, Märschen und Sprints wirksam.

Gesunde Menschen, die Boxtraining betreiben, können mehr auf Kraft basieren und haben mehr Spielraum für komplexere Bewegungen. Da es sich meist um verschiedene Arten von Knockout-Training handelt, können intensive Schlag- und Ausdauertechniken trainiert werden. Da Boxtraining die Herz-Kreislauf-Gesundheit unterstützen kann, können auch intervallbasierte Trainingsmethoden wie High-Intensity Interval Training eingesetzt werden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Boxtraining sowohl für an Parkinson erkrankte Menschen als auch für gesunde Menschen seine Vorteile hat. Während Boxtraining für Menschen mit Parkinson auf die Verbesserung der Balance, des Gleichgewichts und der Geschwindigkeit abzielt, kann es bei gesunden Menschen auch dazu verwendet werden, Kraft, Ausdauer und Herz-Kreislauf-Ausdauer zu steigern.

Trotz dieser positiven Wirkung ist es in Deutschland ein wenig still geworden um das therapeutische Boxen, und wer sich auf die Suche nach einem Anbieter in seiner Nähe macht, wird nur selten fündig werden.

Was sind die Gründe?

Wenn man sich bei den Boxstudios und den Physiotherapeuten umhört, kristallisieren sich folgende Hürden heraus:

  1. Mangelnde Bekanntheit:
    Das therapeutische Boxen ist in Deutschland möglicherweise noch nicht so bekannt wie in anderen Ländern, wie z.B. den USA. Daher gibt es möglicherweise weniger Anbieter, die sich auf dieses Angebot spezialisiert haben.    
  2.  
  3. Fehlende Ausbildungsmöglichkeiten:
    Es gibt in Deutschland möglicherweise nicht genügend Ausbildungsmöglichkeiten für Trainer, die therapeutisches Boxen anbieten möchten. Dies kann dazu führen, dass es weniger qualifizierte Trainer gibt, die diese Art von Training anbieten können.
  4.  
  5. Kostenfaktor:
    Das therapeutische Boxen erfordert oft spezielle Ausrüstung, wie z.B. Boxhandschuhe, Boxsäcke und Schutzausrüstung. Dies kann teuer sein und möglicherweise ein Hindernis für die Gründung von Anbietern sein. 
  6.  
  7. Regulierung:
    Das therapeutische Boxen kann als medizinische Maßnahme angesehen werden, die eine spezielle Regulierung erfordert. Dies kann die Gründung von Anbietern erschweren, da sie möglicherweise mit zusätzlichen bürokratischen Hürden konfrontiert sind.

Insgesamt gibt es also mehrere Faktoren, die dazu beitragen können, dass es in Deutschland nur wenige Anbieter für therapeutisches Boxen gibt. Es ist jedoch möglich, dass sich dies in Zukunft ändert, wenn das therapeutische Boxen an Bekanntheit gewinnt und die Ausbildungsmöglichkeiten für Trainer erweitert werden.

Das Parkinson Journal wird mit einer eigenen Rubrik und seinem Anbieterverzeichnis „PunchingParkinson“ einen eigenen  Beitrag dazu leisten, dass das therapeutische Boxen in Deutschland, den Stellenwert erlangt, den es verdient.

Eine Bitte an meine Leser:

Wenn ihr einen Sportverein, ein Boxstudio oder einen Physiotherapeuten kennt, der therapeutisches Boxen anbietet, so teilt es mir bitte mit (juergen.zender@parkinson-journal.de), damit der betreffende Anbieter die Chance erhält, über das PunchingParkinson Verzeichnis gefunden zu werden.

Über Parkinson Journal

Das Parkinson Journal, vor drei Jahren als Blog des selbst an Parkinson erkrankten Jürgen Zender ins Leben gerufen, ist mittlerweile eine einzigartige Sammlung von Informationen und Tools rund um das Thema Morbus Parkinson geworden. Seine zahlreichen Beiträge (Texte, Videos, Ratgeber, Verzeichnisse oder Podcasts ), geschrieben oder produziert von namhaften Autoren oder Betroffenen selbst, sind über die Jahre zum Wegbegleiter vieler Betroffener, Angehöriger und Ratsuchender geworden. Wenn der Trend so bleibt, wie er sich bereits heute abzeichnet, werden das Parkinson Journal in diesem Jahr erstmals über 200.000 Seitenaufrufe erleben und auf Instagram die 7.000 Follower Marke überschreiten.
Es wird geschätzt, dass in Deutschland etwa 10 % der Parkinson-Kranken in Selbsthilfegruppen organisiert sind oder zumindest gelegentlich deren Angebote nutzen.
Das sind 40.000 von 400.000 Erkrankten. Es ist eines unserer Ziele, diese Zahl dauerhaft und stetig zu erhöhen, denn der Austausch mit „Leidensgenossen“, das reichhaltige Informationsangebot, die neu entstehenden Freundschaften, Sportarten, die man plötzlich (wieder) für sich entdeckt, die selbstgewählte Isolation, die man verlässt … all das sind gute Gründe, sich einer der zahlreichen Selbsthilfegruppen anzuschließen. Neben Beiträgen aus und über die Szene hilft uns dabei maßgeblich unser Verzeichnis der Parkinson-Selbsthilfegruppen und der Parkinson-Event-Kalender.
Für alle anderen, die noch nicht bereit sind, sich zu öffnen, wollen wir weiterhin ein Fenster zur Parkinson-Welt sein, deren Bewohner sie ohne eigenes Zutun geworden sind, und sie mit Wertschätzung und mit Herz und Verstand informieren.
Das zweite Ziel, das uns sehr am Herzen liegt, ist das Bewusstsein für Bewegung als eine der wenigen erfolgversprechenden, nicht medikamentösen Therapien zu schärfen. Immer mehr Studien zeigen, dass Sportarten wie Tischtennis, Nordic Walking, selbst Boxen einen positiven Einfluß auf die Symptomatik und Progredienz der bisher unheilbaren Krankheit haben.

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