Mehr als die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler zwischen neun und 18 Jahren bescheinigt sich selbst eine mangelhafte digitale Gesundheitskompetenz. Nur wenig besser ist das Bild bei ihren Lehrkräften. 42 Prozent unter ihnen sehen sich nur unzureichend für die Beschaffung und den Umgang mit Gesundheitsinformationen im Internet gerüstet. Zu diesem Ergebnis kommen Studien der Technischen Universität München und der Hochschule Fulda in Kooperation mit der BARMER, die heute in Berlin vorgestellt wurden. Den aktuellen Defiziten abhelfen soll ein neues Präventionsprojekt der BARMER, das die Gesundheitskompetenz von Schülern, deren Eltern und Lehrkräften mit praxisnahem Lehrmaterial zu vielfältigen digitalen Themen stärkt. „Digitale Gesundheitskompetenz entscheidet mit darüber, ob wir gesund leben, Risiken für die Gesundheit vermeiden und Verhaltensweisen stärken, die der Gesundheit gut tun. Hier setzen wir mit unserem Präventionsprojekt ‚DURCHBLICKT!‘ an“, sagte Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER. Auf diesem Wege wolle die Kasse in den nächsten Jahren 2.500 Schulen der Sekundarstufe 1 jährlich erreichen. Ziel sei es, gesundheitsfördernde Prävention direkt in die Lebenswelt Schule zu tragen. Schon jetzt hätten sich rund 1.900 Schulen bundesweit für das Projekt interessiert.

Digitalkompetenz steigt mit dem Alter

Für die Studien waren zwischen September und Dezember 2022 rund 1.450 Schüler zwischen neun und 18 Jahren sowie fast 1.200 Lehrkräfte verschiedener Schulformen befragt worden. Untersucht wurden dabei sieben Aspekte digitaler Gesundheitskompetenz. Die größten Schwierigkeiten signalisierten die Schüler im Umgang mit personenbezogenen Daten. „Schülerinnen und Schüler gehen offenbar zu sorglos mit ihren eigenen Daten um. Das kann sie nicht nur in sozialer Beziehung in Schwierigkeiten bringen. Es hat unter Umständen auch gesundheitliche Folgen. Etwa, wenn sie Opfer von Cyber-Mobbing werden“, sagte Prof. Dr. Orkan Okan von der Technischen Universität München. Deutlich leichter falle den Heranwachsenden der Umgang mit Smartphone, Tablet und Computer. Auffällig sei, dass mit zunehmendem Alter die digitale Gesundheitskompetenz spürbar wachse. Während bei den Neun- bis Elfjährigen fast zwei Drittel (64,5 Prozent) eine geringe digitale Gesundheitskompetenz berichteten, sinke dieser Anteil bei den 16- bis 18-Jährigen auf 36,7 Prozent. Hingegen hätten sich weder für das Geschlecht der Schülerinnen und Schüler noch ein Migrationshintergrund Unterschiede bei der Digitalkompetenz beobachten lassen.

Schulpersonal hadert vor allem mit Datenschutz

Den Studien zufolge machen Lehrerinnen und Lehrern bei der digitalen Gesundheitskompetenz mehrere Bereiche Schwierigkeiten. Die größten Probleme werden im Umgang mit personenbezogenen Informationen und Datenschutz, bei der Bestimmung der Alltagsrelevanz von digitalen Gesundheitsinformationen und der Bewertung ihrer Qualität gesehen. Dabei treffen diese Schwierigkeiten offenbar alle Lehrkräfte gleichermaßen. „Das Personal an Schulen unterscheidet sich bei der digitalen Gesundheitskompetenz nicht hinsichtlich des Alters, des Geschlechts, der Schulform und der Position innerhalb der Schule“, sagt Prof. Dr. Kevin Dadaczynski von der Hochschule Fulda.

Digitale Gesundheitskompetenz wird kaum gelehrt

Zwischen 30 und 80 Prozent des befragten Schulpersonals geben den Befragungsergebnissen zufolge an, dass verschiedene Aspekte der digitalen Gesundheitskompetenz in der Schule nicht oder kaum gelehrt werden. Etwa die Hälfte der Schülerinnen und Schüler bestätigen zugleich, dass sie Inhalte der Gesundheitskompetenz in ihrer Schule nicht oder kaum lernen. „Wir wollen Schulen zu Orten machen, in denen man auch für ein gesundes Leben lernen kann“, so BARMER-Chef Straub. Das Projekt „DURCHBLICKT!“ biete deshalb Lehrmaterial zu einer breiten Themenpalette, das sofort im Unterricht lehrplankonform genutzt werden könne.

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