Die rund um die Uhr Pflege und Betreuung von Pflegebedürftigen jeden Alters wird in Deutschland zu 84 % von Angehörigen, also von der Zivilgesellschaft sichergestellt (Destatis 2021). Diese Leistung wird unentgeltlich neben Beruf und oft eigener Familie überwiegend von Frauen erbracht. Seit Bismarck wurde das Prinzip der Subsidiarität nicht reformiert. Nicht nur die professionelle Pflege ist am Limit ihrer Leistungsmöglichkeiten. Auch die Zukunft der Angehörigenpflege kann unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht mehr zukunftssicher gewährleistet werden.

Frauen sind heute überwiegend gut ausgebildet und berufstätig. Sie müssen selbst für ihre Alterssicherung sorgen. Wenn sie pflegen, dafür keinen Cent bekommen und keine Altersvorsorge betreiben können, fehlt ihnen eine finanzielle Grundlage für das eigene Alter.

Oft wohnen Angehörige weit entfernt und können sich um ihnen nahestehende Menschn nicht kümmern oder sie pflegen.

Viele Menschen haben gar keine Angehörigen, die pflegen könnten und/oder wollten.

Eine zukunftsorientierte Pflegepolitik muss sich an Realitäten und Bedarfen sowie an künftig zu erwartenden Fakten orientieren.

Die Gesetzesvorlage zum Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz, PUEG, regelt in erster Linie den ökonomischen Rahmen der professionellen Pflege. Die Angehörigenpflege wird nur am Rande erwähnt.

Ein dringend erforderliches Entlastungsbudget für die informelle Pflege ist nicht vorgesehen. Damit ist Angehörigen und Pflegebedürftigen die Möglichkeit genommen, den Unterstützungsbedarf individuell und selbstbestimmt zu organisieren.

Eine Finanzierung von sozialräumlichen Modellprojekten für die Organisation und die Sicherstellung einer bedarfsorientierten häuslichen Pflege wurde ersatzlos gestrichen.

Die Angehörigenpflege ist das Fundament der gesamten Pflege in Deutschland.

Sie ist weder finanziell abgesichert noch rechtssicher verankert.

Wir fordern, dass für die Angehörigenpflege von Seiten der Politik endlich ein rechtssicherer Rahmen erstellt wird.

Weiter benötigen pflegende Angehörige einen finanziellen Leistungsausgleich für ihre 24/7/365 Präsenz und Verfügbarkeit.

Die Gesetzesvorlage zum PUEG erfüllt diese Anforderungen nicht.

Fakt ist: Bricht die  Angehörigenpflege weg, dann bricht die gesamte Pflege in Deutschland zusammen. Eine an Realitäten orientierte Reform ist überfällig!

Über WIR! Stiftung pflegender Angehöriger

Wir! Stiftung pflegender Angehöriger, Ickstattstr.9, 80469 München https://wir-stitung.org

Die 2010 von Brigitte Bührlen, langjähriger pflegende Angehörige, gegründete "WIR! Stiftung pflegender Angehöriger" macht auf die Situation pflegender Angehöriger aufmerksam.

Sie bietet Informationen sowohl für Betroffene als auch Verantwortliche und trägt die Thematik mit Aktionen und Stellungnahmen in die Öffentlichkeit.

Die Wir! Stiftung ermutigt pflegende Angehörige jeden Alters ihre Erfahrungen als Kompetenz selbst in Sozialräumen einzubringen und eine Lobby für ihre Anliegen und Bedarfe zu bilden. Motto: "Hilf mir es selbst zu tun" Die Stiftung baut Brücken zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik,

Die Wir! Stiftung ist u.a. Mitglied im
– Unabhängiger Beirat für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf des BMFSFJ
– Bündnis „Sorgearbeit Fair Teilen“
– Netzwerk "Nationale Demenzstrategie"
– Aktionsbündnis für bedarfsgerechte Heil- und Hilfsmittelversorgung

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