Neben spannenden Panel-Diskussionen und Keynotes zum Unternehmertum der Zukunft und Sinnstiftung im Berufsleben durfte auch das politische Berlin auf dem Mittelstandsgipfel nicht fehlen – so diskutierten beim politischen Frühstück Gitta Connemann MdB und Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), Bettina Jarasch MdA, Bündnis 90/Die Grünen, Reinhard Houben MdB und wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion und Esra Limbacher MdB und Mittelstandsbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion mit dem Journalisten Hajo Schumacher über sinnstiftende Rahmenbedingungen für den Mittelstand.
„Deutschland ist Bürokratie-Weltmeister“
„Wir müssen raus aus dem Krisen-Modus und uns die Frage stellen ‚Wo wollen wir hin und wie soll Deutschland in 20 Jahren aussehen?‘“, stellte Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen in seiner digitalen Botschaft in den Raum. „Aktuell verliert Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit, während andere mit Investitionen und Innovationen vorangehen. Es gibt drei Hebel, die wir unbedingt nutzen können und müssen: der erste Hebel ist die Steuer. Die Wirtschaft braucht unbedingt Steueranreize für Investitionen. Der zweite Hebel ist das Tempo – was bei LNG-Terminals möglich war, muss auch beim Leitungs- und Pipelinebau, bei Genehmigungen für die Wirtschaft, beim Ausbau der Erneuerbaren und bei der Verkehrsinfrastruktur möglich werden. Der dritte Hebel ist Wissen: Unser wichtigster Rohstoff und so wichtig wie nie zuvor. Hier brauchen wir mehr Anstrengungen, mehr Investitionen von der Kita bis zur Hochschule.“, so Hendrik Wüst weiter.
„Bürokratie ist eine Hydra. Wir müssen in Deutschland auch immer noch den Goldstandard draufsetzen.“, sagte Reinhard Houben MdB und wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Das neue Bürokratieentlastungsgesetz IV werde aber spätestens zum Jahreswechsel über die Bühne gehen, so der FDP-Politiker. “Genehmigungsfiktionen können ein kluger Weg sein.”, meinte dazu Bettina Jarasch, MdA Bündnis 90/Die Grünen.
“Nicht das einzelne, sondern die Gesamtzahl der Gesetze wird zur Belastung für kleine und mittlere Unternehmen und da müssen wir um Verständnis werben und das mache ich. Deutschland ist Bürokratie-Weltmeister. Wir werden ein neues Bürokratieentlastungsgesetz auf den Weg bringen, einen Praxis-Check einführen und jedes einzelne Gesetz daran messen, wie bürokratiearm es in Zukunft ist.“, kündigte Esra Limbacher MdB und Mittelstandsbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion daraufhin an. Und: „Wir haben in der Krise letztes Jahr gelernt, dass es darauf ankommt, schnell zu handeln und ich bin der letzte, der sagt, dass die Gesetze zu Strompreisbremse oder generell zu Energiepreisbremse perfekt waren. Das waren sie auf keinen Fall. Gerade mittelständische Betriebe haben davon nicht ausreichend profitieren können.“, so Limbacher von der SPD.
Bildung neu denken
Zur Frage nach einem zeitgemäßen Arbeitszeitrecht antwortete Gitta Connemann, MdB und Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT): “Die EU ermöglicht Freiräume, die die Ampel nicht nutzt.” Was sich in Sachen Bildung in Deutschland verändern müsse? “Wir haben in Deutschland kein Erkenntnisproblem, sondern wir haben ein Umsetzungsproblem. Es wird viel über Strukturen gesprochen, anstatt auf die Inhalte zu schauen: digitale Kompetenz, Medienkompetenz und Berufsorientierung. Damit die Jugendlichen Auswahlmöglichkeiten haben bei Berufen, die sie heute nicht kennen. Das ist ein Problem.”, so Gitta Connemann.
“Wir müssen Bildung anders denken.”, so die Grünen-Politikerin Bettina Jarasch. “Wir sind eine alternde Gesellschaft, wir haben einen Fachkräftemangel.“, so Jarasch weiter. “Wir müssen uns als EU nicht abschotten. Die Freizügigkeit, die wir haben, müssen wir stattdessen für die Fachkräftezuwanderung nutzen.”
Sinnstiftung kein Mode- oder Trendthema, sondern Kernanliegen
“Wir haben einen Teilnehmerrekord”, so Eckhard Schwarzer, Präsident des MITTELSTANDSVERBUNDES bei der Eröffnung der PEAK 2023. “Und in diesem Jahr sind auch besonders viele junge Menschen dabei, die dem diesjährigen Mittelstandsgipfel ein neues Gesicht verleihen“, so Schwarzer.
Auf die Frage, welchen Zusammenhang er zwischen Sinnstiftung und dem kooperierenden Mittelstand sieht, erwiderte Schwarzer: “Verbundgruppen und die mittelständischen Anschlussunternehmen treten als Sinnstifter für die darin tätigen Menschen auf. Gerade vor dem Hintergrund wachsender Herausforderungen bei der Unternehmensnachfolge und bei der Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden sind wir der Meinung, dass der Sinn einer Tätigkeit für denjenigen, der sie ausübt, den Unterschied macht. Zentrale Spannungsfelder sind dabei die Gestaltung der Arbeit und der Arbeitszeiten, die physische Ausprägung von Arbeitsplätzen, Vergütungsstrukturen, eingesetzte Technologie und die Mission des Unternehmens in Bezug auf Nachhaltigkeit. Sinnstiftung ist also kein Mode- oder Trendthema. Es geht um ein Kernanliegen zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der großartigen genossenschaftlichen Idee im Mittelstand”, appellierte der MITTELSTANDSVERBUND-Präsident.
Mitarbeitende zu Fans machen
Auch der Co-Vorstandsvorsitzende der DZ Bank, Dr. Cornelius Riese, war zu Gast und nahm das Publikum mit auf eine Reise in die moderne Arbeitswelt – sprach dabei über seine Erfahrungen aus der Praxis bei der DZ Bank. „Die Young professionals sind die fluktuationsanfälligste Gruppe und auch die für die Zukunft wichtigste Gruppe.“, so Riese. Um die müsse man sich besonders kümmern. „Man muss Mitarbeitende zu Fans des eigenen Unternehmens machen.“, rief Riese auf.
Einen Appell für mehr Frauen in Führungspositionen im Mittelstand brachte der ehemalige CEO von Apollo-Optik, Dr. Jörg Ehmer, mit und sprach darüber, wie eine wertebasierte Führung in Unternehmen gelingen kann: "Gerade in Zeiten allgemeiner Personalknappheit gilt: Wer Frauen bei der Besetzung von Führungspositionen nicht gleichberechtigt berücksichtigt, handelt nicht nur moralisch falsch, sondern auch unternehmerisch dumm. Nachhaltigkeit und ESG werden für Unternehmen immer mehr zum strategischen Imperativ – hier geht der steigende Anspruch der Mitarbeitenden nach Sinnstiftung Hand in Hand mit wachsenden Anforderungen der Märkte und Regulatorik."
DER MITTELSTANDSVERBUND – ZGV e.V. vertritt als Spitzenverband der deutschen Wirtschaft in Berlin und Brüssel die Interessen von ca. 230.000 mittelständischen Unternehmen, die in mehr als 300 Verbundgruppen organisiert sind. Die kooperierenden Mittelständler erwirtschaften mit 2,5 Mio. Vollzeitbeschäftigten einen Umsatz von mehr als 490 Mrd. Euro (rund 18 Prozent des BIP) und bieten 440.000 Ausbildungsplätze. Einzelne Verbundgruppen treten unter einer Marke auf, z. B. EDEKA, REWE, INTERSPORT, EP:ElectronicPartner, expert, hagebau und BÄKO. Alle fördern ihre Mitglieder durch eine Vielzahl von Angeboten wie etwa Einkaufsverhandlungen, Logistik, Multi-Channel, IT, Finanzdienstleistungen, Beratung, Marketing, Ladeneinrichtung, Internationalisierung und Trendforschung. Ein großer Teil der Verbundgruppen sind im Arbeitgeberverband Gewerblicher Verbundgruppen e.V. tarifgebunden.
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