Nur wenige Assetklassen bieten derzeit den von vielen Anlegern erhofften Mix aus attraktiven Renditen und gleichzeitigem Schutz vor steigenden Zinsen und hoher Inflation. Skandinavische Hochzinsanleihen gehören zu diesen Ausnahmen. Dieser Ansicht ist Daniel Herdt, Portfoliomanager des Nordic High Yield Bond Fund bei Lazard Asset Management.

Zunächst sei da die Rendite, die sich mit Hochzinsanleihen aus Skandinavien erwirtschaften lasse: „Wir kaufen aktuell eine in Euro gesicherte Rendite von über 9 Prozent ein. Zum Vergleich: Der europäische High Yield-Markt steht derzeit auf Index-Ebene bei ca. 7,3 Prozent. Das heißt, wir haben eine um circa 170-180 Basispunkte höhere Rendite“, so Herdt. Der nordische High Yield-Markt ist deshalb aus Sicht des Portfoliomanagers eine der wenigen Assetklassen, in denen Anleger für das eingegangene Risiko noch ausreichend belohnt werden.

Einen gewissen Schutz vor steigenden Zinsen biete die Tatsache, dass der nordische High Yield-Markt vor allem von variabel verzinsten Anleihen geprägt sei. Das unterscheide ihn vom Rest Europas oder den USA, wo Anleihen überwiegend mit einem fixen Kupon begeben würden. „Bei variabel verzinslichen Anleihen ist das Zinsänderungsrisiko begrenzt, denn die Kuponzahlungen werden durch einen Referenzzinssatz bestimmt. Steigt der Zins, steigt auch der Kupon“, erklärt der Experte. „Das heißt: Wir erhalten durch unsere Anlagen in nordischen Hochzinsanleihen das Potenzial für sehr hohe Erträge, tragen aber nahezu kein Zinsänderungsrisiko. Angesichts von Zinserhöhungen und restriktiver Geldpolitik ist das ein großes Plus für die Assetklasse.“

Hinzu komme, dass die Restlaufzeiten skandinavischer Hochzinsanleihen kürzer seien als bei ihren europäischen oder globalen Pendants. „Im historischen Durchschnitt liegen die Restlaufzeiten nordischer High Yield-Anleihen bei zweieinhalb bis drei Jahren“, so Herdt. „Dies führt ebenfalls zu einer niedrigeren Preisvolatilität im Vergleich zu den etablierten High Yield-Märkten in EUR und USD.“

Skandinavien bietet stabile Rahmenbedingungen
Auch die Rahmenbedingungen in Skandinavien sprechen aus Sicht des Experten für nordische Hochzinsanleihen: Die Region sei politisch stabil und wohlhabend. Norwegens Wirtschaft habe durch die jüngste Energiekrise zusätzlichen Rückenwind erfahren und auch in Schweden und Dänemark gebe es kaum Staatsverschuldung. „Alle drei Länder verfügen über das höchste Bonitäts-Rating“, sagt Herdt. „Weltweit verfügen nur neun Länder über ein solches AAA-Rating und in Skandinavien finden wir gleich drei davon.“ 

Die Privathaushalte stünden finanziell ebenfalls gut da. So sei das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in Skandinavien deutlich höher als in der Europäischen Union oder den USA. „Damit finden wir in Norwegen, Schweden und Dänemark, relativ betrachtet, wohlhabende Staaten vor, welche den Freiraum haben, in einem wirtschaftlichen Abschwung entsprechend fiskalpolitisch einzugreifen, und gleichzeitig ein hohes Pro-Kopf-Einkommen der Privathaushalte“, sagt der Portfoliomanager. „Beides zusammen sorgt für einen Puffer gegenüber steigenden Zinsen und einem gewissen Grad an Überschuldung, den es in Zeiten steigender Zinsen gegebenenfalls auszuhalten gilt.“ Außerdem gibt er zu bedenken: „Der relative Wohlstand Skandinaviens bedeutet auch, dass die dortigen Volkswirtschaften für einen möglichen globalen Abschwung gewappnet sein dürften.“

Der skandinavische Bankensektor sei robust aufgestellt. Vergleiche man alle europäischen Banken anhand ihrer Kernkapitalquote, dann würden die skandinavischen Banken in puncto Eigenkapitalunterlegung ganz vorne rangieren. „Das ist wichtig, denn der Bankensektor ist der Maschinenraum für jegliche volkswirtschaftliche Aktivität“, sagt Herdt. „Nur eine funktionierende Kreditvergabe kann dazu führen, dass tatsächlich Wirtschaftswachstum generiert wird.“ 

Historisch niedrige Ausfallraten
Bei allen Vorteilen dürften aber auch die Risiken nicht außer Acht gelassen werden: „Hochzinsanleihen sind per Definition risikoreicher als Investment Grade-Anleihen und zudem weniger liquide“, hält Herdt fest. „Für Anleger ist es deshalb wichtig, die Ausfallraten im Blick zu behalten.“ In den letzten 15 Jahren hätten die durchschnittlichen Ausfallraten europäischer High Yield-Anleihen bei etwas über zwei Prozent gelegen, am globalen High Yield-Markt seien es über vier Prozent gewesen. Die historischen Ausfallraten am nordischen High Yield-Markt seien mit circa drei Prozent also durchaus vergleichbar. „Das bedeutet, dass die höheren Renditen nordischer High Yield-Anleihen im Vergleich zum breiteren europäischen oder US-High-Yield-Markt nicht mit einem höheren Creditrisiko erkauft werden“, erklärt Herdt. 

Aktuell seien die Kreditausfälle im Nordic High Yield-Segment sogar auf historisch niedrigem Niveau. „In unserem Basis-Szenario erwarten wir zwar eine Steigerung der Ausfallrate um zwei bis drei Prozentpunkte im Verlauf der nächsten Quartale“, so der Experte. „Damit lägen wir jedoch immer noch um den historischen Langzeitdurchschnitt.“

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