Viele Vereine sind im Hinblick auf ihre Strukturen und Prozesse mit mittelständischen Unternehmen vergleichbar. Deshalb braucht es mehr als Leidenschaft, Herzblut und persönliches Engagement, um einen Verein mit Leben zu füllen, seine Existenz und Zukunft zu sichern. Es bedarf einer professionellen Vorstandsarbeit und die Anwendung von passgenauen Managementinstrumenten. „Wir brauchen in der Amateurmusik nicht nur bei den Instrumentallehrern, den Chor- und Orchesterleitern, sondern auch in der Vorstandsarbeit eine Professionalisierung“, ist Christoph Karle, der Leiter der BDB-Musikakademie überzeugt. Die gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Entwicklungen unterstreichen die Notwendigkeit einer Professionalisierung der Vorstandsarbeit zusätzlich. Zeichnet sich doch ab, dass der Anteil der öffentlichen Mittel in der Finanzstruktur der gemeinnützigen Organisationen in Zukunft voraussichtlich stagnieren, wenn nicht gar sinken wird. Und weil die Selbstfinanzierungskraft, beispielsweise aus Mitgliedsbeiträgen, meist nicht ausreichend ist, um die notwendigen Ausgaben für die Vereinsleistungen zu decken, ist es umso wichtiger, dass sich Vereine auch mit anderen Finanzierungsmöglichkeiten auseinandersetzen. Kompetenzen und Kenntnisse in den Bereichen Management und Finanzen sind deshalb wichtige Schlüsselqualifikationen in einem facettenreichen Anforderungsprofil für eine zukunftsfähige Vereinsarbeit.
Das wertvollste Kapital und Potenzial von Vereinen indes sind die Vereins- und Vorstandsmitglieder. Und deshalb setzt EMA bei ihnen an. Gilt es doch, sie als Mitgestaltende und Problemlösende einzubinden, ihre Kreativität und Kompetenzen zu nutzen, sie mit zusätzlichem Managementwissen auszustatten sowie ihre Kenntnisse und Fähigkeiten zu stärken und auszubauen.
Wie ist EMA entstanden?
Mit welchen Bildungs- und Serviceangeboten eine zukunftsorientierte, qualitätsvolle Amateurmusik unterstützt werden kann – diese Frage beschäftigte den LMV seit 2014. Vor dem Hintergrund, dass alle Vereine der Amateurmusik vor denselben gesellschaftlichen Herausforderungen stehen, gelangte man zu der Einsicht, dass Parallelstrukturen in den Verbänden abgebaut werden müssen, um die Zukunftsfähigkeit der Fort- und Weiterbildungsarbeit und der Serviceangebote dauerhaft zu sichern. Damit war die Idee von einem „Kompetenznetzwerk Amateurmusik“ geboren, aus dem das modulare Seminarkonzept „Mitspielen in der Zukunft – Vereinsmanagement in der Amateurmusik“ hervorging. Dieser gute Ansatz wurde im Auftrag des Landesmusikverbandes Baden-Württemberg von einem Team, bestehend aus Dr. Petra Schneidewind vom Institut für Kulturmanagement der PH Ludwigsburg und den beiden Akademieleitern Christoph Karle und Heiko Schulze, in einem zweijährigen Prozess zu EMA weiterentwickelt. Darin ging es einerseits um die Frage, welche Schritte und Maßnahmen es braucht, mehr Professionalität in das Ehrenamtsmanagement zu bringen, um dessen Zukunft und Weiterentwicklung zu gewährleisten. Andererseits wurden aus den formulierten Bedürfnissen und den damit erkennbaren Defiziten konkrete und praxisorientierte Seminarthemen in die Neukonzeption aufgenommen. Mit dem Wissen, woran gearbeitet werden muss, wurden sodann Weiterbildungsmaßnahmen abgeleitet, die gezielt und nachhaltig ein professionelleres Vorgehen im Vereinsmanagement fördern, unterstützen und ausbauen. In das neue Konzept sind sowohl die Erfahrungen aus „Mitspielen in der Zukunft“ als auch die durch die Pandemie geschärften Bedarfe der Vereine der Amateurmusik eingeflossen. Daneben wurden dabei auch die individuellen Interessen der Zielgruppe in den Fokus genommen. Das Ergebnis ist eine neue Fortbildung, die unter dem Titel EMA Ehrenamt-Management Baden-Württemberg firmiert und Vereinsverantwortliche aus allen Sparten zur Ehrenamtsmanagerin und zum Ehrenamtsmanager mit Zertifikat weiterbildet. „Das ist ein Produkt für die Zukunft“, sind sich Petra Schneidewind, Christoph Karle und Heiko Schulze sicher. Groß ist die Freude über EMA aber auch aus einem anderen Grund: „Es ist ein großer Wurf, dass wir alle Mitgliedsverbände zusammengeführt, alle mitgenommen und eine intensive Zusammenarbeit hergestellt haben. Das ist ein kompletter Stärkungsprozess in der Zusammenarbeit der Verbände im Landesmusikverband“, freut sich Akademieleiter Christoph Karle. Der breite Konsens erklärt sich gleichsam von selbst. „Egal ob Chor oder Orchester, Blasmusik, Streicher oder Zupfer – alle haben ja die gleichen Herausforderungen auf dem Tisch“, weiß Samira Golderer vom LMV. Und mit EMA besitzen nun alle das gleiche gute Werkzeug, um sie anzugehen.
Was ist EMA?
EMA ist ein modulares Weiterbildungsangebot des Landesmusikverbandes Baden-Württemberg, das notwendige Managementkompetenzen zum Einsatz im ehrenamtlichen Vereinsmanagement vermittelt. In flexibel gestalteten Seminaren können Teilnehmende Kenntnisse und Methoden in allen Bereichen des Managements im Ehrenamt erlernen. Im Fokus stehen dabei Bedürfnisse und Herausforderungen von Vereinen, um deren Zukunft zu sichern. Die Teilnehmenden profitieren zudem auch persönlich durch die Professionalisierung ihrer Kompetenzen. EMA richtet sich an bereits Aktive oder zukünftige Vereinsfunktionäre in Baden-Württemberg, aus der Musik, aber auch anderen Arbeitsfeldern, wie der Amateurkultur und den vielfältigen Amateurverbänden und -vereinen in Baden-Württemberg sowie an Personen, die Freude daran haben, ein strukturiertes Vereinsmanagement aufzubauen. Elementarer Bestandteil des Weiterbildungsangebotes ist dessen Flexibilität. So kann die Fortbildung komplett durchlaufen und mit Zertifikat abgeschlossen oder auch einzeln als Individual- oder Solitärfortbildung besucht werden. Über den Besuch der Seminare können die Teilnehmenden Ehrenamtscredits (E-Credits) und letztlich das Zertifikat zum Ehrenamtsmanager erwerben. Fachbezogene Zertifikate können bereits für den Abschluss einzelner Ebenen erworben werden. Denn das E aus dem griffigen Logo EMA BW steht dabei nicht nur für Ehrenamt und Engagement, sondern auch für die verschiedenen Ebenen des modularen Seminarkonzepts: E1 – Einführung, E2 – Elementarwissen, E3 – Entwicklung und E4 – Einsatz. Idealtypisch durchlaufen Teilnehmende über vier Stufen den Weg von E1 über E2 und E3 zu E4. Einzigartig und sehr anwenderfreundlich ist, dass die Reihenfolge der Ebenen und Module beliebig gewählt werden kann. Dies ermöglicht einen individuellen Fortbildungsweg – je nach Bedarf. Inhaltlich werden bei der Einführung die Grundlagen der Amateurmusikszene, speziell in Baden-Württemberg aufgezeigt und dabei auf die spezifische Problemlage und die Herausforderungen der Vereine hingewiesen. Auf Ebene 1 soll eine gemeinsame Ausgangslage für die darauf aufbauende Fortbildung geschaffen werden. In Ebene E2 hingegen wird Elementarwissen in den Bereichen Management, Recht und Finanzen vermittelt, die unabhängig von der spezifischen Funktion im Verein relevant sind, während im Entwicklungsmodul E3 eine Vertiefung in unbegrenzt vielen Themenbereichen vorgenommen wird. Themenkomplexe in diesem Bereich sind etwa Kommunikation, Vereinsverwaltung/Digitaler Verein und Marke mit entsprechenden Unterthemen.
Wie funktioniert EMA? Wie werde ich E-Manager:in?
Die Weiterbildung EMA Ehrenamt-Management ist aufgebaut in verschiedenen Ebenen und Modulen. Die Ebenen und Module sind so aufgebaut, dass sie auch in individueller Reihenfolge (ohne Chronologie) durchlaufen werden können. Dies ermöglicht eine individuelle Fortbildungsmöglichkeit, je nach Bedarf und Anforderungen der Teilnehmerschaft. Teilnehmende erwerben das Zertifikat mit dem verbundenen Titel Ehrenamtsmanagerin oder Ehrenamtsmanager, wenn sie die ganze Weiterbildung EMA mit einem Umfang von 100 E-Credits durchlaufen haben.
Um ein flexibles und individuelles Lernen und gleichzeitig aber auch ein direktes Peer-to-Peer-Lernen zu ermöglichen, wird es innerhalb des Seminarkonzepts sowohl die Möglichkeit zu E-Learning und Online-Formaten als auch Fortbildungsangebote in Präsenz geben. Seminaranbieter können grundsätzlich alle Mitgliedsverbände des LMV sein. Die BDB-Musikakademie Staufen und das Musikzentrum Baden-Württemberg machen in diesem Jahr den Auftakt. Die verschiedenen Bildungsangebote sind auf www.ema – bw.de zu finden und können direkt über die Seite gebucht werden. Dort ist auch das EMA-Modulhandbuch mit den detaillierten Inhalten der Ausbildung zu finden.
Die E-Credits von EMA
Für alle Seminare von EMA werden Ehrenamtscredits (E-Credits) vergeben. Dabei können in der Summe 100 E-Credits gesammelt werden, wenn alle Workshops absolviert und alle Ebenen durchlaufen werden. 30 Punkte erreicht man in den Pflichtseminaren in Ebene 1, weitere 60 Punkte sind frei wählbar aus Ebene 3 und zuletzt ergänzt man weitere 10 Punkte durch den Nachweis des Praxistransfers in Ebene 4. Das entspricht einem Umfang von je 10 E-Credits und 8 Lerneinheiten (LE) à 45 Minuten pro Modul. In der Summe investieren Teilnehmende etwa einen Workload (WL) von 6 Zeitstunden à 10 E-Credits in das gesamte Zertifikat zur Ehrenamtsmanagerin oder zum Ehrenamtsmanager.
Wann startet die EMA-Ausbildung?
Die gute Nachricht ist: Sie hat bereits begonnen! Schon jetzt stehen eine Einführung in Ehrenamtsmanagement (E-Learning) sowie ein Online-Kurs zum Thema „Praxisprojekt im Verein“ auf www.ema-bw.de als Einstieg zur Verfügung. Dieses ständige Angebot wird ab Juni durch Online-Workshops in der Online-Akademie des BDB zu den Modulen Management, Finanzen und Recht, ergänzt. Angeboten werden jeweils vier 90-minütige Seminare. Michael Schönstein wird die ersten Online-Seminare an den Donnerstagabendterminen im Modul Management halten und im Modul Finanzen vermittelt Prof. Dr. Gabriele Schäfer die Grundlagen des Finanzmanagements im Verein. Auch das Modul Recht wird digital bereits im Sommer angeboten, sodass die Möglichkeit besteht, die Seminare im Elementarwissen komplett zu durchlaufen.
Ab Oktober 2023 folgen Präsenzseminare im Musikzentrum Baden-Württemberg in Plochingen. LMV-Präsident Christoph Palm und die Projektentwickelnden Dr. Petra Schneidewind, Christoph Karle und Heiko Schulze sind überzeugt von EMA und sich heute schon sicher: „Mit dem neuen, überfachlichen Seminarkonzept ist es uns gelungen, eine Stütze in der Professionalisierung des Vereinsmanagements zu schaffen.“ Und Christoph Karle freut sich: „Im Sinne von Lifelong Learning kann EMA Vereinsverantwortliche durch die ganze Vereinskarriere und Ehrenamtslaufbahn begleiten.“
Die BDB-Musikakademie ist die Bildungseinrichtung des Bundes Deutscher Blasmusikverbände (BDB). Der BDB ist ein aktiver und innovativer Dachverband für 250 000 Mitglieder und 70 000 akti-ver Blasmusiker in rund 1000 Vereinen und 16 Mitgliedsverbänden. Der BDB bietet Beratung, Dienstleistung und Bildung, versteht sich als Servicestelle, Interessensvertretung und Impulsgeber für Blasmusiker, Verbands- und Vereinsverantwortliche und bringt sich mir starker Stimmer immer wieder in aktuelle politische Diskussionen und Diskurse ein.
Die zur Marke gewordenen Initialen des Logos stehen für Bildung Die Bewegt. Wie ernst der BDB seinen satzungsgemäßen Bildungsauftrag nimmt, dass dokumentiert das umfangreiche Kurspro-gramm der BDB-Bildungsakademie in Staufen. Angeboten werden dort längst nicht nur Aus- und Fortbildungen für Instrumentalisten jeglichen Alters und Niveaus. Auch Dirigenten, Instrumental-lehrer, Erzieher und Ausbilder finden passende Angebote für ihre musikalische Bildungsarbeit in Schulen, Kindergärten und Vereinen. Stark gewachsen ist in den vergangenen Jahren das Portfolio im Bereich der überfachlichen Bildung. Vereine können hier ihre Verantwortlichen zur Führungs-kraft von morgen, zum Jugendleiter, Kulturmanager und Marketingexperten ausbilden lassen und mit ihrem Knowhow die Zukunft ihrer Vereine sichern. Je professioneller, desto zukunftsfähiger: das gilt für die Mitgliedsvereine genauso wie für den Dachverband.
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