Sie stecken mitten in einer Rush-Hour des (akademischen) Lebens: Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich in der Post-Doc-Phase befinden oder eine befristete Juniorprofessur innehaben. Sie müssen forschen und publizieren, Lehrveranstaltungen geben und Verwaltungsarbeit übernehmen, sich austauschen und vernetzen, oft in Kombination mit Kinderbetreuung. Und zugleich immer den akademischen Arbeitsmarkt im Blick halten.

Das macht Fördermittel wie den „Maria-Weber-Grant“, benannt nach der stellvertretenden Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes von 1972 bis 1982, umso wertvoller. Der „Maria-Weber-Grant“ der Hans-Böckler-Stiftung gibt ausgewählten Hochschulbeschäftigten die Möglichkeit, sich für einige Zeit vorrangig auf ihre Forschungsarbeit zu konzentrieren – eine wesentliche Voraussetzung, um eine feste Professur zu erhalten.

2023 werden drei herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen mit dem „Maria-Weber-Grant“ ausgezeichnet, den die Stiftung seit 2018 vergibt. Das sind die diesjährigen Trägerinnen des Grants (ausführlichere Porträts finden Sie in unserem unten verlinkten Dossier):

Dr. Renate Hartwig ist Juniorprofessorin für Entwicklungsökonomie an der Georg-August-Universität Göttingen. Dort arbeitet sie unter anderem zu Geschlechteraspekten von Demografie und Migration. Ihrem aktuellen Forschungsprojekt hat sie einen Titel gegeben, den sie selbst „kontrovers“ nennt: „Missing women & angry young men“. Darin untersucht Hartwig, wie sich Gesellschaften entwickeln, wenn es deutlich weniger junge Frauen als Männer gibt. Ein Phänomen, das in China ebenso zu beobachten ist wie in Ostdeutschland.

Dr. Sarah May ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Das große Thema der Kulturwissenschaftlerin ist Holz. Genauer gesagt: Wald und Holzwirtschaft in Zeiten des Klimawandels. Auf Grundlage von Interviews und Beobachtungen in Forstbetrieben und Behörden, in Sägewerken und Tischlereien, in Instrumentenbauwerkstätten und Industriebetrieben möchte May ethnografisch dicht beschreiben, wie die vielen unterschiedlichen Akteur*innen mit den Herausforderungen umgehen, die der Klimawandel für die tradierten Formen der Waldbewirtschaftung mit sich bringt.

Dr. Almut Peukert ist Juniorprofessorin für Arbeit, Organisation und Gender an der Universität Hamburg. Das Forschungsthema, das sie umtreibt, begleitet jeden Menschen das ganze Leben lang: Care- oder Sorgearbeit – für Kinder, Ältere und im Fall von Krankheit. Wer sich um wen kümmert (oder nicht), ist zudem ein Thema mit hoher Dynamik, das die Gesellschaft zusammenbringen oder auseinandertreiben kann: „Ich erforsche den Wandel von bezahlter und unbezahlter Carearbeit, von Elternschaft und Familie und wie Sozial- und Familienpolitik das beeinflusst“, sagt Peukert. Und beleuchtet dabei ebenso „Konflikte und soziale Ungleichheiten“ wie „neue Solidaritäten und Potenziale für egalitäre Arbeitsteilungen“.

Die Grants der Hans-Böckler-Stiftung dienen dazu, für ein oder zwei Semester eine Teilvertretung für die Lehrverpflichtungen der Preisträgerinnen und Preisträger zu finanzieren. Dafür erhalten die Hochschulen der drei diesjährigen Geförderten pro Semester jeweils 20.000 Euro Förderung durch das Begabtenförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Der „Maria-Weber-Grant“ wird jeweils zum September eines Jahres ausgeschrieben und richtet sich an Habilitierende sowie Juniorprofessor*innen aller Fachrichtungen. Die neue Ausschreibungsrunde für die Grants 2024 hat soeben begonnen (alle Informationen unten verlinkt).

Der „Maria-Weber-Grant“ schenkt zeitliche Freiräume, damit exzellente junge Forschende sich profilieren und so eine Chance auf eine dauerhafte Karriere im Wissenschaftsbetrieb erhalten können. Dabei geht es keinesfalls darum, Forschung gegen Lehre auszuspielen. Die Bewerber*innen zeigen deutlich, dass gerade die Postdocs und Juniorprofessor*innen sich besonders für eine gute Lehre stark machen, sich engagieren und methodisch fortbilden in einer der wichtigsten Phasen der akademischen Karriere. Ebenso ist es ein erklärtes Ziel, gute Lehre durch stabile Beschäftigung langfristig abzusichern. Die Gewerkschaften machen sich seit Langem für eine verlässliche und faire Personalentwicklung an Hochschulen stark, auch wenn es dafür noch viel zu tun gibt.

Gleichzeitig steht dieser Grant auch für die Stärkung der Innovation und wissenschaftlichen Expertise an deutschen Universitäten, sowohl fachlich als auch in der Förderung von Chancengleichheit für Frauen in der Wissenschaft.

Gemeinsam haben die Ausgezeichneten, dass sie sich nicht nur mit interessanten Forschungsinhalten beworben haben, sondern auch durch die hohe Qualität und Strahlkraft ihrer Arbeit nach außen überzeugen konnten. Juniorprofessor*innen, die sich auf den Grant bewerben, müssen bereits eine positive Zwischenevaluation durchlaufen haben, Habilitierende ein fachliches Gutachten beilegen. Zusätzlich führt die Hans-Böckler-Stiftung ein Peer-Review-Verfahren durch.

In unserem Dossier zum „Maria-Weber-Grant“ 2023 stellen wir Ihnen die Ausgezeichneten und ihre Forschungsgebiete näher vor: https://www.boeckler.de/…

Mehr Informationen zum Grant: https://www.boeckler.de/…

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