Anlässlich der Wiedereröffnung bietet die Stiftung am 4. Juli 2023 einen Tag der offenen Tür an. Zwischen 12:00 und 16:00 Uhr finden stündlich Kurzführungen durch das ehemalige Stadthaus statt. Der Geschichtsort Stadthaus ist ab dem 4. Juli 2023 von Montag bis Samstag in der Zeit von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.
Geschichte
Das Stadthaus an der Stadthausbrücke/Neuer Wall war bis Juli 1943 Sitz der zentralen Dienststellen der Hamburger Polizei. Im Nationalsozialismus organisierten Gestapo und Kripo von hier die Verfolgung des Hamburger Widerstands, die Verfolgung von Jüdinnen und Juden, Sintize und Sinti, Romnja und Roma, Homosexuellen, von als „Berufsverbrecherin“ oder „Berufsverbrecher“ oder „asozial“ stigmatisierten Personen sowie Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Auch der Kriegseinsatz norddeutscher Polizisten, die in Polen und in der Sowjetunion maßgeblich am Holocaust mitwirkten, wurde von hier aus organisiert. Im Stadthaus wurden Gefangene in den Arrestzellen und bei Verhören misshandelt, erniedrigt, gefoltert oder in den Tod getrieben. Für viele Verfolgte war das Stadthaus die erste Station ihres Leidenswegs, der in Gefängnissen und Konzentrationslagern fortgesetzt wurde und oft mit dem Tod endete.
Kontroversen um das ehemalige Stadthaus sind seit mehreren Jahren Teil der öffentlichen Diskussion um einen angemessenen Umgang Hamburgs mit seiner NS-Vergangenheit. In ihrer Arbeit im Geschichtsort Stadthaus wird die Stiftung künftig unterschiedlichen Positionen Raum geben.
Zentrale Themen
Zentrale Themen des Geschichtsorts Stadthaus sind Widerstand und Verfolgung, die Hamburger Polizei und ihre Verbrechen, die Nachgeschichte des Nationalsozialismus und aktuelle erinnerungspolitische Entwicklungen in Hamburg. Neben der Dauerausstellung „Das Stadthaus im Nationalsozialismus: Eine Zentrale des Terrors“, einer Ausstellung zur Bau- und Nutzungsgeschichte und dem „Seufzergang“ stehen künftig auch ein Seminar- und ein Veranstaltungsraum zur Verfügung. Das Rundgangs- und Seminarangebot für Einzelbesucher und -besucherinnen, Schulklassen und Gruppen wird nun weiter ausgebaut.
Zur thematischen Vertiefung steht eine kleine Fläche für Sonderausstellungen bereit. Anlässlich der Eröffnung werden Objekte gezeigt, mit denen Schülerinnen und Schüler an den Widerstand von Helmuth Hübener erinnern.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Jahrzehnte erinnerte kaum etwas an die Verbrechen, die im Stadthaus im Herzen der Stadt begangen wurden. Mit dem erweiterten Angebot des Geschichtsortes, dem ‚Seufzergang‘, der Ausstellung in den Brückenarkaden und der Bodenskulptur Stigma ist die Geschichte dieses Ortes nun deutlich sichtbar. Die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte lädt mit einem vielfältigen Programm dazu ein, sich mit der Geschichte dieses Ortes auseinanderzusetzen. Der Geschichtsort Stadthaus wird so zu einem wichtigen und zentralen Baustein in der Gedenkstättenlandschaft Hamburgs.“
Prof. Dr. Oliver von Wrochem, Vorstand der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen: „Der Geschichtsort Stadthaus zeigt, dass der nationalsozialistische Terror im Zentrum Hamburgs organisiert wurde. An diesen Terror und seine Opfer erinnern seit 2020 die von unserer Stiftung erarbeiten Ausstellungen. Nun erhalten wir zusätzliche Möglichkeiten, die Auseinandersetzung mit dem jahrzehntelang verdrängten geschichtlichen Erbe in die Stadtgesellschaft zu tragen und Menschen zu erreichen, die sonst nicht in Gedenkstätten kommen.“
Alyn Beßmann, Leiterin des Geschichtsorts Stadthaus: „Uns ist es wichtig, den Geschichtsort Stadthaus zu einem offenen Ort zu machen, der vielfältige Besucherinnen und Besucher anspricht. Für Angehörigen von NS-Verfolgten gibt es die Möglichkeit, vor Ort mit Fotos und Dokumenten in einer ‚Memory Box‘ an ihr verfolgtes Familienmitglied zu erinnern. So können die Auswirkungen der NS-Vergangenheit in den Familien bis in die Gegenwart hinein sichtbar werden. Verfolgtenverbänden und erinnerungspolitisch engagierte Initiativen bieten wir an, in einem Schaufenster ihre Arbeit und ihre aktuellen Projekte vorzustellen.“
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