Pflegende Angehörige, noch sind es überwiegend Frauen, leisten Großartiges. Es fragt sich nur: Wie lange noch?

Pflegende Angehörige stellen unentgeltlich zu über 84 Prozent die rund um die Uhr Versorgung und Pflege von Pflegebedürftigen jeden Alters an 365 Tagen im Jahr sicher.

Dafür werden sie an diesem Tag erwähnt, gelobt und geehrt.

Die restlichen 364 Tage im Jahr wird viel von "der Pflege" gesprochen und geschrieben.

Gemeint ist damit allerdings die zwar wichtige Leistung der professionellen Pflege, die eine ambulante 365 Tage 24 Stunden Pflege und Versorgung aber nicht alleine sicherstellen kann.

WIR! stellen Fragen an diesem Tag:
• Wann wird der Begriff "pflegende/r Angehörige/r" rechtssicher definiert?
• Wann wird der Status von pflegenden Angehörigen auf eine rechtliche Basis gestellt? Sie als "Laien" zu bezeichnen wird ihrer Leistung nicht gerecht.
• Wann bekommen pflegende Angehörige Rechte wie Mitsprache- und Mitbestimmungsrechte bei sie betreffenden Angelegenheiten?
• Wann wird der Tätigkeitsbereich von pflegenden Angehörigen und wann werden die Rahmenbedingungen, in denen sie tätig sind, rechtlich definiert und verankert?
• Können oder müssen wir Angehörigen pflegen?
• Wenn immer mehr Menschen nicht pflegen können oder wollen, wer soll dann pflegen?
• Wann wird konkret über eine Finanzierung der Angehörigenpflege gesprochen? Sie kann nicht immer weiter subsidiär geleistet werden um den Preis der Altersarmut.
• Wer plant die Zukunft der Angehörigenpflege? Ein "weiter so" hat keine Zukunft.

Das Thema Angehörigenpflege darf nicht weiter tabuisiert oder schöngeredet werden! Es muss poltisch gehandelt werden. Und es geht auch um Geld.

Arbeitnehmer:innen finanzieren die Pflegeversicherung, der Rest wird aus privaten Ersparnissen bezahlt. Wenn diese aufgebraucht sind muss steuerfinanziert Hilfe zur Pflege bezahlt werden. Wie kann es sein, dass Pflegeleistungen von uns Bürger:innen solidarisch und privat finanziert werden und wir dann die restlichen Pflege- und Sorgeleistunge im (Mindestlohn-) Wert von etwa 37 Milliarden Euro (AOK Pflegereport 2016) noch zusätzlich unentgeltlich erbringen?

Wer hinterfragt die Sinnhaftigkeit der Gelderverwendung im Pflegebereich?
Wir pflegenden Angehörigen haben viele Fragen und wir bekommen nur so wenige Antworten.

Unser Wunsch zum Tag der pflegenden Angehörigen:
• Es sollte wieder ein "Runder Tisch Angehörigenpflege" auf Bundeseben mit Beteiligung von Vertretungen der Angehörigenpflege etabliert werden. 2011 gab es einen solchen Runden Tisch. Die damals versprochene Fortsetzung lässt bis heute auf sich warten. Politik muss Verantwortung für das Wohlergehen von Bürger:innen übernehmen und nach an Bedarfen orientierten Lösungen suchen.
• Das Thema "Angehörigenpflege" muss politisch aus der Tabuecke herausgenommen und an Realtäten zukunftsorientiert behandelt werden. Dazu gehort auch, dass Pflege nicht mit "Altenpflege" gleichgesetzt wird. In jedem Lebensalter können wir alle Pflegebedürftig sein oder werden. In jedem Alter können wir in die Situation kommen einen Angehörigen pflegen zu wollen oder zu müssen.
• Politik sollte in die Zukunft orientiert planen und handeln. Diese Blickrichtung vermissen wir.

Lob und Anerkennung am Tag der pflegenden Angehörigen tun zweifelsohne gut. Lob und Anerkennung allein sind aber zu wenig um die Versorgung unserer Pflegebedürftigen jeden Alters auch in Zukunft sicherstellen zu können.

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