Die Familie ist eine Last, könnte man fast meinen, denn insbesondere Kinder tauchen in der öffentlichen Medienberichterstattung in erster Linie als Problemfälle auf: Mal sind sie zu arm, mal lassen sie sich zu viel im „Elterntaxi“ herumfahren; mal sind sie krank, verursachen elterliche Fehltage im Betrieb und verlangen nach nicht lieferbaren Medikamenten. Und wenn sie nicht krank sind, essen sie zu viele ungesunde Lebensmittel oder sehen sich gerade die Werbung dafür an. Eltern machen ebenfalls in der Regel alles falsch, denn sie kümmern sich immer entweder viel zu viel um ihren Nachwuchs und verhätscheln ihn dadurch, oder sie kümmern sich viel zu wenig und nehmen ihren Erziehungsauftrag nicht wahr. Die Kinder regelmäßig zum Fechten und Ballett zu fahren, bringt ebenso Kritik ein, wie sie mit einer Spielekonsole und einer Tüte Chips auf den Nachmittag loszulassen. Wenn angesichts solcher Dilemmata schließlich nur noch die ganz Hartgesottenen die Nervenstärke und den Wagemut beweisen, trotzdem eine Familie zu gründen, ist das vielleicht am Ende gar nicht so überraschend.

Wenn die Kinder aber nun einmal da sind, geben sich die meisten Eltern im Normalfall auch durchaus Mühe, sie nach bestem Wissen und Gewissen aufzuziehen: Sie bieten möblierten Wohnraum und Mobilität, kaufen Lebensmittel und bereiten sie zu, kümmern sich um Körperhygiene und Gesundheit der Kleinen, statten sie mit Kleidung und Spielwaren aus, schließen relevante Versicherungen ab, übernehmen oder fördern die Freizeitgestaltung und organisieren gegebenenfalls auch Urlaube oder Reisen zu räumlich weiter entfernter Verwandtschaft. Das alles leisten viele mit Sicherheit gern, denn die Liebe zum eigenen Kind sowie die Freude, dessen Persönlichkeitsentwicklung erleben zu dürfen, lassen etwaige finanzielle und logistische Unannehmlichkeiten verblassen. Mühelos jedoch ist das Familienleben nicht unbedingt. So erfreulich es nämlich für viele ist, dass Familien heutzutage größere Freiheiten in ihrer individuellen Lebensgestaltung haben, so sehr führt die Tatsache, dass es nicht mehr das eine, „richtige“ Modell gibt, dazu, dass jede Entscheidung von irgendeiner Seite Tadel provoziert. Je nach Betrachter machen es dann entweder Eltern mit vielen Kindern besonders falsch oder solche mit nur einem einzigen Kind, und auch die Erwerbstätigkeit insbesondere der Mütter scheint zwischen Hausfrau und Karrieristin nur höchst selten für alle Kritiker angemessen dosiert zu sein. Erfrischend ist es daher, als Familie jeglichen Modells und jeglicher Abstufung des Spektrums zwischen vermeintlich überfürsorglichen Helikopter- bis hin zu den mutmaßlich vernachlässigenden Rabeneltern auf Freundlichkeit und Toleranz zu stoßen. Das wird auch im Alltag wertgeschätzt, wenn eingekauft, gebucht, organisiert oder konsumiert wird und mehr als nur ein Familienmitglied zugegen oder davon betroffen ist. Sind Unternehmen auf die Zielgruppe „Familien mit Kindern“ eingestellt, indem sie Angebote für alle Beteiligten haben oder mit günstigen Tarifen und Hilfsbereitschaft bei Eltern und Kindern für Entlastung und Zufriedenheit sorgen, können sie deshalb entsprechend punkten und mit gut vernetzten, neuen Kunden rechnen. Bei welchen Unternehmen sich Familien rundum willkommen fühlen, haben wir auch in diesem Jahr wieder in Kooperation mit der WELT für unsere Untersuchung „Familienfreundliche Unternehmen“ erhoben und in ein Ranking übertragen.

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