Zu einer ganz besonderen Begegnung mit Leben und Leistung des berühmten Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz lädt der Roman „Legende Lövenix“ von Manfred Richter ein, der Ende September dieses Jahres gestorben ist, wie erst jetzt bekannt wurde. Für seine Annäherungen an den großen Gelehrten wählte der Autor ein elegantes Verfahren. Er lässt Leibniz wenige Tage vor seinem Tod seinem Sekretär Eckhart Erinnerungen und Lebenserfahrungen diktieren. Auf diese Weise konnte er in der Ich-Form schreiben – der Leser bleibt der zentralen Figur sehr nahe. In „Ein ungesicherter Bericht über die Liebe und anderes Merkwürdige im Leben des Gottfried Wilhelm Leibniz“ – so der ausführliche Titel – berichtet Leibniz so unerhörte Dinge, dass sich dem Sekretär mehr als einmal die Feder sträubt. So ist zum Beispiel von der Liebe zu einer Königin die Rede. Seine Erinnerungen reisen quer durch Europa – in das Frankreich Ludwig XIV., nach London, Holland, Wien, Rom. Leibniz begegnet berühmten Persönlichkeiten seiner Zeit wie Kaiser Leopold I., Eugen von Savoyen und dem Papst. Der Roman erzählt von Hoffnungen und Illusionen, Irrtümern und Zweifeln, großen Ideen und Erkenntnissen, erzählt von einem Menschen, der liebte und wiedergeliebt wurde, und dessen Forderung nach Frieden und Glück für die Menschen höchst aktuell bleibt. Neben diesem Leibniz-Roman, in dem auch geklärt wird, wie er eigentlich zu seinem ungewöhnlichen Beinamen Löwenix gekommen war, laden im Programm von EDITION digital drei weitere Bücher von Manfred Richter zum erstmaligen oder Wiederlesen ein: die beiden Kinderbücher „Das Ei in der Trompete“ (1980) und „Der vertauschte Vati“ (1981) sowie die 2014 als Eigenproduktion veröffentlichte Summe von Lebenserfahrungen „Dieser miese schöne Alltag“. Diese vier E-Books sind unter edition-digital.de sowie im Online-Buchhandel zu haben.

Manfred Richter wurde am 16. Oktober 1929 als Sohn eines Straßenbahnschaffners in Dresden geboren, wie die „Märkische Allgemeine“ in einem Nachruf schreibt. Nach dem Krieg arbeitete er als Hauer im Uranbergbau bei der deutsch-sowjetischen Wismut AG. Er studierte Schauspiel in Berlin und Dresden ohne Abschluss, arbeitete als Puppenspieler und – nach einem Fernstudium in Erfurt – als Kunsterzieher. Dann habe er zu seinem Beruf gefunden: „Aus purer Lust am Schreiben versuchte ich ein erstes Theaterstück, ein Märchen für Kinder.“ „Das Zauberfass“ brachte einen Preis des Kulturministeriums, wurde an mehreren Theatern aufgeführt. Manfred Richter bekam ein Stipendium am Literaturinstitut in Leipzig, dem eine Fachausbildung zum Drehbuchautor in Babelsberg folgte. Zeitlebens war Richter jedoch eigenwillig. Er begann als Autor mit Festanstellung am Deutschen Nationaltheater in Weimar, wechselte im Streit als Dramaturg ans Landestheater Dessau, wurde schließlich Drehbuchautor im Defa-Studio für Spielfilme. Mitte der 1960er Jahre wurde er nach politischen Differenzen quasi strafversetzt als künstlerischer Leiter ins Kulturhaus der Filmfabrik Wolfen. Nach einigen Jahren gab es auch dort Konflikte: ein Parteiverfahren und die fristlose Entlassung. Ab 1975 arbeitete er als freiberuflicher Schriftsteller, von 1984 bis 1990 war er erneut Drehbuchautor mit Festanstellung bei der Defa. Manfred Richter starb am 29. September 2023 in Groß Glienicke.

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