Im November dieses Jahres stehen Apotheken deutschlandweit im Zeichen des Protests. Die Apothekenteams haben sich organisiert, um auf ihre Forderungen nach Honorarerhöhungen und mehr Anerkennung aufmerksam zu machen. Mittwochs sollen ausgewählte Apotheken in den Streik treten, zumindest in der Theorie. Doch eine aktuelle Umfrage von aposcope zeigt, dass nicht alle Kolleg:innen den ganzen Tag für den Protest nutzen, und die Motivation im Team könnte gesteigert werden.

Im Juni erlebte die Apothekengemeinschaft einen Tag des Protests, der den Zusammenhalt stärkte. Seitdem schien es jedoch still um die Protestbewegung zu werden. Zuletzt traten Apothekenteams in Hessen, Sachsen und Thüringen in den Streik, um ihre Forderungen auf die Straße zu bringen. Trotzdem bleiben Zweifel, ob die Proteste erfolgreich sein werden.

Die Mehrheit der Befragten (85 Prozent) hält den Protestmonat für wichtig, aber nur 63 Prozent der befragten Kolleg:innen sind optimistisch, dass er tatsächlich Erfolge bringen wird. Ein Viertel der Befragten plant, die Apotheke am jeweiligen Protesttag vollständig zu schließen, während 10 Prozent nur für eine begrenzte Zeit streiken werden. 11 Prozent haben sich entschieden, die Apotheke definitiv geöffnet zu lassen, und 54 Prozent sind noch in der Planungsphase oder unentschlossen. Immerhin zeigen sich die Inhaber:innen entschlossen, da 59 Prozent angeben, ihre Apotheke vollständig zu schließen.

Die Teilnahme an den Demonstrationen wird von den Befragten ebenfalls unterschiedlich bewertet. Nur 9 Prozent planen, dass sich das gesamte Team an den Kundgebungen beteiligen wird, während 16 Prozent angeben, dass zumindest ein Teil ihres Teams teilnehmen wird. Für 54 Prozent ist die Entscheidung noch in der Schwebe, während 21 Prozent entschieden haben, nicht an den Demonstrationen teilzunehmen.

Die ausgewählten Städte für die Kundgebungen, darunter Hannover, Dortmund, Stuttgart und Dresden, werden überwiegend positiv bewertet. Dennoch sind 89 Prozent der Befragten der Meinung, dass eine Kundgebung in einer Metropole allein nicht ausreicht, um die Anliegen der Apotheken angemessen zu vertreten.

Ein genauerer Blick auf die verschiedenen Berufsgruppen zeigt, dass die PTA (Pharmazeutisch-technische Assistent:innen) die geringste Motivation für den Novemberprotest aufweisen, wobei 75 Prozent von ihnen angeben, dass die Motivation im Team zurückhaltend ist. Bei den PKA (Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte) sind es 67 Prozent. Insgesamt empfinden 71 Prozent die Motivation eher als verhalten.

Zusätzlich sind 64 Prozent der Meinung, dass viele Apothekenteams den Sinn hinter den geplanten Protestaktionen nicht erkennen. Die Kommunikation seitens der Abda (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) zum Thema wird insgesamt als verbesserungswürdig angesehen, wobei die vergebene Schulnote je nach Berufsgruppe zwischen 3 und 4 variiert. Besorgniserregend ist auch, dass 74 Prozent der Befragten befürchten, dass die Protestaktionen insgesamt keinen Erfolg haben könnten.

Kommentar:

Der Apothekenprotest im November sorgt für Diskussionen und Uneinigkeit in der Apothekenbranche. Während die Forderungen nach Honorarerhöhungen und mehr Anerkennung zweifellos berechtigt sind, scheint die Motivation innerhalb der Apothekenteams uneinheitlich zu sein. Die Umfrage von aposcope zeigt, dass viele Kolleg:innen den Protesttagen nicht uneingeschränkt gewidmet sind, was Fragen zur Effektivität des Protests aufwirft.

Es ist ermutigend zu sehen, dass die Mehrheit der Befragten den Protestmonat als wichtig erachtet, aber die Tatsache, dass nur 63 Prozent optimistisch sind, dass die Proteste tatsächlich Erfolge bringen werden, wirft ernsthafte Zweifel auf. Die Uneinigkeit darüber, ob die Apotheken an den Protesttagen geöffnet oder geschlossen sein sollten, spiegelt die Unsicherheit und Uneinigkeit innerhalb der Branche wider.

Die unterschiedliche Bewertung der Teilnahme an den Demonstrationen und die mangelnde Motivation bei bestimmten Berufsgruppen sind weitere Anzeichen für die Uneinigkeit innerhalb der Apotheken. Es ist offensichtlich, dass die Kommunikation seitens der Abda verbessert werden muss, um die Apothekenteams besser zu informieren und zu motivieren.

Insgesamt ist die Zukunft des Apothekenprotests unsicher, da die Befragten besorgt sind, dass die Protestaktionen möglicherweise keinen Erfolg haben könnten. Es liegt an der Apothekenbranche und ihren Vertretern, diese Bedenken ernst zu nehmen und einen klaren Weg nach vorn zu finden, um ihre berechtigten Anliegen wirksam zu vertreten.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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