• RICS veröffentlicht Global Construction Monitor Q3 2023
  • Weltweiter Bautätigkeitsindex zeigt bescheidenen Anstieg der Gesamttätigkeit 
  • Europa bleibt weiterhin hinter anderen Weltregionen zurück, während die Arbeitsauslastung im Baugewerbe in Teilen des Nahen und Mittleren Ostens erneut deutlich zunimmt
  • Finanzielle Engpässe und Materialkosten werden weltweit immer noch als die größten Markthemmnisse angesehen
  • Deutschland: Regulatorik wird immer mehr Grund für mangelnde Aktivität 
  • Aussichten für Bautätigkeit im Infrastrukturbereich steigen in Deutschland von 0 % auf +27 %

Die Ergebnisse des RICS Global Construction Monitor (GCM) für das dritte Quartal 2023 zeigen weiterhin einen leichten Anstieg der Gesamttätigkeit in der Baubranche. Dies ist jedoch weitgehend auf das Wachstum im Infrastruktursektor zurückzuführen, während die Arbeitsauslastung im privaten Wohnungs- und im Gewerbebau nun weltweit stagniert oder leicht rückläufig ist. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Verschärfung der Kreditbedingungen in den letzten Monaten (mit einem Nettosaldo von -31 % der Befragten weltweit, die eine weitere Verschlechterung verzeichneten) sind finanzielle Zwänge nun das am häufigsten genannte Markthemmnis.

Bautätigkeitsindex divergiert weiterhin auf regionaler Ebene

Auf globaler Ebene verzeichnete der Bautätigkeitsindex (CAI) im dritten Quartal einen Wert von +10. Dies ist zwar etwas schwächer als die Werte von +15 und +14 im ersten bzw. zweiten Quartal, deutet aber weiterhin auf einen bescheidenen Anstieg der Bautätigkeit insgesamt hin. Auf regionaler Ebene zeigt sich allerdings eine zunehmende Divergenz zwischen den Gebieten mit der besten und der schlechtesten Entwicklung. So ist der CAI in Europa auf -9 gesunken, nachdem er im zweiten Quartal noch bei -1 lag. Darüber hinaus ist der jüngste Wert für Europa der schwächste seit vier Quartalen und verdeutlicht einen völligen Rückgang der Bautätigkeit.

Im Gegensatz dazu stieg der CAI in der gesamten MEA-Region (Naher, Mittlerer Osten und Afrika) auf +34 im Vergleich zu +25 in Q2. Dies ist der stärkste CAI-Wert in der Region seit Einführung der Erhebung im Jahr 2020. In Nord-, Mittel- und Südamerika wurde im dritten Quartal ebenfalls ein solider CAI-Wert von +22 (zuvor +23) ermittelt, wenngleich die Dynamik deutlich geringer ist als zu Beginn des vergangenen Jahres. In der APAC-Region ging der Wert auf +8 zurück, nachdem er zuvor bei +15 gelegen hatte.

Finanzielle Engpässe und Materialkosten nach wie vor die meistgenannten Markthindernisse

Der Anteil der Befragten, die finanzielle Engpässe als Hindernis für ihre Tätigkeit angaben, stieg im dritten Quartal auf 69 % (Q2: 64 %). Parallel dazu ging der Anteil derer, die Materialkosten als marktbelastenden Faktor ansehen, leicht auf 69 % von zuvor 71 % zurück. Auch wenn dieser Wert in den letzten sechs Quartalen von einem Höchststand von 91 % zu Beginn des letzten Jahres zurückgegangen ist, stellen Materialkosten noch immer eine Herausforderung dar. Zudem nennen fast 55 % der Befragten Qualifikationsdefizite und den Arbeitskräftemangel als Hindernis für die Bautätigkeit. 

Beschäftigungserwartungen weiterhin leicht positiv

Auf globaler Ebene erwartet ein Nettosaldo von +17 % der Befragten einen Anstieg des Beschäftigungsniveaus in den nächsten 12 Monaten. Dennoch ist dies etwas konservativer als der Wert von +23 % im letzten Quartal. Europa ist dabei die einzige Region, in der kein Anstieg des Beschäftigungsniveaus erwartet wird (Nettosaldo -1 % gegenüber +5 % in Q2). Am anderen Ende der Skala sind die Erwartungen an das Beschäftigungsniveau in MEA mit einem Nettosaldo von +53 %, und damit dem stärksten Wert in der dreijährigen Geschichte der Umfrage, außergewöhnlich positiv. Ebenso geht ein solider Nettosaldo von +34 % von einem Anstieg in Nord- und Südamerika aus. Während die Erwartungen in der APAC-Region insgesamt deutlich flacher ausfallen (Nettosaldo +11 %).

Europa: Arbeitsauslastung im privaten Wohnungs- und Gewerbebau geht in weiten Teilen Europas zurück

Die Ergebnisse für Europa mit verschärften Kreditbedingungen und schwachen Wirtschaftsaussichten zeigen eine weitere Verschlechterung der Situation im gesamten Bausektor. So hat sich der Rückgang der Bautätigkeit im privaten Wohnungsbau über weite Teile des letzten Jahres verschärft, und die Aktivität im Gewerbebau ging zudem zurück. 

Bautätigkeitsindex rutscht tiefer in den negativen Bereich

Der CAI erreicht europaweit im dritten Quartal einen Wert von -9 nachdem er zuvor bei -1 gelegen hatte und belegt demnach einen regelrechten Abschwung der Aktivität. Dabei verzeichnen die meisten europäischen Länder einen negativen CAI-Wert. In Spanien ist ein deutlicher Rückgang des Bautätigkeitsindex von +2 auf -31 zu verzeichnen. In Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden fiel der CAI-Wert im Vergleich zum Vorquartal ebenfalls. In allen Fällen war sowohl die Arbeitsbelastung im privaten Wohnungs- als auch im Gewerbebau rückläufig, obwohl der Infrastruktursektor weiterhin ein positiveres Bild zeigt. Auch wenn in Deutschland der jüngste CAI-Wert von -18 auf -10 stieg, stellt der aktuelle Wert weiterhin einen Rückgang der gesamten Bautätigkeit dar. Entgegen dem allgemeinen Trend verzeichnete Irland einen positiven CAI-Wert von +14.

Finanzielle Zwänge sind noch vor Materialkosten größtes Markthemmnis

Der Anteil derjenigen, die angaben, dass finanzielle Engpässe die Bautätigkeit behindern, stieg in Europa von 60 % auf 72 %. Dieser Anstieg markiert seit Erhebungsbeginn 2020 den höchsten Anteil derjenigen, die solche Probleme angaben. In Deutschland fällt der Anstieg noch deutlicher aus, hier stieg der Wert von 30 % auf 72 %. Gleichzeitig wurden die hohen Materialkosten von fast zwei Drittel der Befragten in Europa als Hindernis genannt, wenngleich dieser Anteil zumindest von einem Höchststand von 91 % im ersten Quartal 2022 gesunken ist. Auch in diesem Bereich hat Deutschland einen Anstieg von 67 % auf 83 % zu verzeichnen. Hierzulande ist zudem ein ansteigender Wert von 33 % auf 72 % im Bereich Regulatorik als Grund für mangelnde Bautätigkeit ausmachen. 

Aussichten für Infrastrukturprojekte bleiben solide 

Der Ausblick im Infrastruktursektor verzeichnet in Europa weiterhin bessere Werte im Vergleich zu allen anderen Kategorien. Ein Nettosaldo von +21 % der Befragten erwarten in den nächsten 12 Monaten hier einen Anstieg der Bautätigkeit, was sich in fast allen europäischen Länder widerspiegelt. Besonders Italien und Irland zeigen mit Nettosalden von +42 % bzw. +33 % für die nächsten 12 Monate starke Werte. In Deutschland ist ein Anstieg von 0 % auf +27 % zu verzeichnen. Im Gegensatz dazu ist Spanien mit einem Nettosaldo von -25 % das einzige europäische Land, in dem ein Rückgang der Infrastrukturaktivitäten erwartet wird. Mit Ausnahme von Irland lassen die Erwartungen für den privaten Wohnungs- sowie Gewerbebau auf einen flachen oder negativen Verlauf für die kommenden 12 Monate schließen.

Fazit: Globale Bautätigkeit sinkt leicht ab

Susanne Eickermann-Riepe FRICS, Vorsitzende des RICS European World Regional Board (EWRB): „Global und auch in Europa sinkt die Bautätigkeit aufgrund des makroökonomischen Umfelds leicht ab. Während die Aussichten für Infrastruktur in Europa auf niedrigem Niveau stabil bleiben, sinkt der private Wohnungsbau weiter ab. Zeichen und Programme für den Turnaround sind nicht in Sicht.“  

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