Die Welt erlebt eine verstörende Intensivierung der Klimakrise. Mit dieser Aussage beginnt die Zusammenfassung des „Emissions Gap Report 2023“ des UN-Umweltprogramms UNEP. Temperaturen, Klimagas-Emissionen und der Anteil von Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre sind alle auf Rekordhoch. Die aktuelle Klimapolitik reicht nur für eine Begrenzung der Erderhitzung auf 3 Grad (Vorjahresreport: 2,8 Grad) und das Umsetzen aller Ankündigungen nur für 2,5 Grad (Vorjahr: 2,4 Grad). Die Federführung für das wichtige Kapitel „Globale Emissionstrends“ lag beim Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change).

Laut dem Report stieg der globale Treibhausgas-Ausstoß im vergangenen Jahr auf das neue Allzeithoch von 57,4 Millionen CO2-Äquivalenten; dabei sind andere Klimakiller wie Methan (CH4), Lachgas (N2O) sowie fluorierte Treibhausgase entsprechend ihrer Wirkung auf CO2 umgerechnet. Nicht mal die Zuwachsrate geht runter: Sie betrug 1,2 Prozent und damit 0,3 Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt 2010 bis 2019, den zehn Jahren vor der Corona-Pandemie. Die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre stieg auf 417,9 ppm (Teile je eine Million Luftmoleküle); vor der Industrialisierung waren es 280 ppm. Und dem 2015 im Weltklimaabkommen proklamierten Ziel, die Erderhitzung im langjährigen Durchschnitt möglichst auf 1,5 Prozent zu begrenzen, steht für 2022 ein weiterer trauriger Rekord gegenüber: In der Kurzfristbetrachtung war der Planet bereits an 86 Tagen mehr als 1,5 Grad heißer als vor der Industrialisierung.

„Auch wenn für 80 Prozent der globalen Emissionen inzwischen Ankündigungen existieren, sie irgendwann auf netto null zu senken – die Emissionen selbst nehmen weiter zu, die Trendwende lässt immer noch auf sich warten“, sagt William Lamb, Wissenschaftler in der MCC-Arbeitsgruppe Angewandte Nachhaltigkeitsforschung und einer der beiden Leitautoren des Emissionskapitels im UNEP-Report. „Weder die aktuelle Krise bei der Versorgung mit fossilen Energien, hervorgerufen durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine, noch die Fortschritte bei erneuerbaren Energien haben für eine wirkliche globale Klimawende gereicht. Es läuft in die falsche Richtung – aber wie wir in unserem Kapitel zeigen, durchaus nicht überall in gleichem Maße.“

Dies zeigen die vorläufigen Länder-Zahlen für 2022, noch ohne die noch nicht vorliegende CO2-Bilanz von Wäldern und landwirtschaftlichen Flächen. Demnach stiegen die Treibhausgas-Emissionen besonders stark in Indonesien (10,0 Prozent) und Indien (5,1 Prozent), hingegen nur mäßig in den USA (1,6 Prozent) und China (0,3 Prozent); rückläufig waren sie in der EU (minus 0,8 Prozent), Russland (minus 1,0 Prozent) und Brasilien (minus 2,5 Prozent). Beim aktuellen globalen Anteil an den Emissionen liegt China mit 30 Prozent deutlich höher als die USA und die EU zusammen mit 18 Prozent. Andern verteilt ist hingegen die historische Verantwortung für die Klimakrise: Von den globalen Emissionen 1850 bis 2021 erfolgten nur 13 Prozent in China, in den USA und den heutigen EU-Staaten hingegen zusammengenommen 32 Prozent.

Das am MCC federführend gestaltete Kapitel des UN-Berichts präsentiert auch Berechnungen nach der Klimabilanz von Einkommensgruppen quer durch alle Länder. Demnach verursacht das reichste Zehntel knapp die Hälfte aller Klimagas-Emissionen – und nicht weniger als ein Drittel dieser globalen Oberschicht wohnt mittlerweile nicht in den reichen Industrieländern, sondern in den Entwicklungs- und Schwellenländern. „Die uralte Diskussion über Ungleichheit beim Lebensstandard bekommt vor dem Hintergrund der Klimakrise noch einmal zusätzliche Relevanz“, sagt MCC-Forscher Lamb. „Große Häuser, große Autos, viele Flugreisen, hoher Fleischkonsum – das ist eben nicht nur Privatsache.“

Quellenhinweis zur zitierten Studie:

Lamb, W., Pathak, M., et al., 2023, Global emissions trends, Chapter 2, UNEP (2023), The Emissions Gap Report
https://www.unep.org/resources/emissions-gap-report-2023

Über Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH

Das MCC erforscht und liefert lösungsorientierte Handlungsoptionen für Klimapolitik sowie generell für das Bewirtschaften der globalen Gemeinschaftsgüter – und damit für die Stärkung der vielfältigen Aspekte von menschlichem Wohlergehen. Unsere sieben Arbeitsgruppen forschen zu Themen wie Wirtschaftswachstum und -entwicklung, Ressourcen und internationaler Handel, Städte und Infrastrukturen, Governance sowie wissenschaftliche Politikberatung. Das MCC ist eine gemeinsame Gründung der Stiftung Mercator und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. | www.mcc-berlin.net | https://twitter.com/MCC_Berlin

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH
EUREF Campus 19, Torgauer Str. 12-15
10829 Berlin
Telefon: +49 (30) 3385537-0
Telefax: +49 (30) 3385537-102
http://www.mcc-berlin.net

Ansprechpartner:
Ulrich von Lampe
Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +49 (30) 3385537-201
E-Mail: lampe@mcc-berlin.net
Für die oben stehende Story ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel