„Wir haben schon früher Versuche zum Themenkomplex Beatmungsleistung und Inflammation durchgeführt. Aber nie mit so vielen Daten wie jetzt in diesem zusammengefassten Projekt“, erklärt Raphael Theilen. 60 anästhetisierte Hausschweine aus drei randomisiert kontrollierten Studien wurden dafür untersucht. Das ARDS wurde künstlich bei ihnen herbeigeführt und physiologische Messungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten durchgeführt. Als Marker für das Entzündungsgeschehen in den Schweinelungen wurde die Aktivität von bestimmten weißen Blutkörperchen zur Immunabwehr, den neutrophilen Granulozyten, gemessen. Mit verschiedenen Formeln berechnete das Forschungsteam schließlich den Zusammenhang zwischen der mechanischen Beatmungsleistung und dem Entzündungsgeschehen in der Lunge. Ein Formel-Faktor dabei war der sogenannte positive end-exspiratorische Druck (PEEP), der durch das Beatmungsgerät am Ende der Ausatmung erzeugt wurde. Bei den verschiedenen Formelberechnungen stellte sich heraus: Wenn der Faktor PEEP nicht berücksichtigt wurde, konnte die mechanische Beatmungsleistung mit der Lungenentzündung assoziiert werden – wenn er berücksichtigt wurde, dagegen nicht.
Zukunftsperspektive: Lungenentzündungen vermeiden und Beatmungszeiten verkürzen
Ein einfacher linearer Zusammenhang „mehr mechanische Beatmungsleistung führt zu mehr Entzündung“ lässt sich also bisher nicht bestätigen. Es kommt darauf an, mit welchen Parametern die Beatmungsleistung genau berechnet wird. Dafür gibt das Gewinnerprojekt wertvolle Erkenntnisse, die es nun in weiteren Studien zu spezifizieren gilt. Mit Blick in die Zukunft sagt Raphael Theilen: „Wünschenswert wäre, wenn wir bald aus den Beatmungsdaten einen konkreten Entzündungswert berechnen könnten – um idealerweise die Beatmung so einstellen zu können, dass die Entzündung verhindert wird, Beatmungszeiten verkürzt werden und Patienten ein besseres Outcome haben.“
Über den DIVI-Forschungspreis
Der DIVI-Forschungspreis, auch bekannt als Posterwettbewerb, wird jährlich im Rahmen des DIVI-Kongresses verliehen. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft möchte die DIVI damit der methodischen Diskussion einen höheren Stellenwert einräumen. Die jeweils vier besten Abstracts aus den Bereichen klinische und experimentelle Medizin werden von einer Expertenjury vor dem Kongress bewertet und ausgewählt. Die beiden Sieger erhalten 4.000 Euro, die zweiten 2.000 Euro und die Plätze 3 und 4 jeweils 1.000 Euro.
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