"Dieser Mann war leblos am Hauptbahnhof aufgefunden worden. Vor Ort hatten schon Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen, ein ganz wichtiger Aspekt", berichtet Prof. André Gries, Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme/Beobachtungsstation und Sprecher des Cardiac Arrest Centers ("Cardiac Arrest": Herzkreislaufstillstand). "Bei einem Kreislaufstillstand spielt der Faktor Zeit die entscheidende Rolle: Je schneller das Blut wieder zum Fließen gebracht wird, desto besser ist die Prognose für Betroffene. Deshalb ist in solchen Fällen das sofortige Einleiten von Wiederbelebungsmaßnahmen entscheidend", so Gries.
Bei den anderen beiden Männern waren Herzinfarkte die Ursache für den Kollaps des Herz-Kreislauf-Systems. Auch bei ihnen sei sofort mit einer Reanimation begonnen worden – einmal sogar direkt durch die Nachbarn – hebt Prof. Gries positiv hervor.
Die drei Fälle eint, dass sie nach Eintreffen in der Notfallaufnahme des UKL sofort an eine ECMO angeschlossen wurden – allerdings aus unterschiedlichen Gründen: "Zum einen entlastet die ECMO ein geschädigtes Herz", erläutert Prof. André Gries, "denn manchmal ist es nicht optimal beziehungsweise möglich, ein geschädigtes Herz gleich wieder ‚anzuwerfen‘ und voll zu belasten. Besser ist es dann, für eine gewisse Zeit den Umgehungskreislauf mittels der externen Pumpe zu nutzen." So geschehen bei den beiden Herzinfarkt-Patienten.
Bei der stark unterkühlten Person half noch eine andere Eigenschaft des ECMO-Verfahrens: "Schwer unterkühlte Patient:innen mit Herzkreislaufstillstand müssen erst wieder erwärmt werden, bis die Herzkreislauffunktion erneut stabil ist. Mit der ECMO kann also die Pumpfunktion des Herzens in dieser Phase ersetzt werden, aber zusätzlich eine kontrollierte Wiedererwärmung bis zur Stabilisierung erfolgen", erklärt der ZNA-Leiter Gries.
Durch die extreme Auskühlung auf nur noch etwas mehr als 26 Grad Celsius versagte bei dem Mann das Herz-Kreislauf-System, und zur Stabilisierung war eben eine solche Wiedererwärmung notwendig. "So konnten die Kolleg:innen auf der Intensivstation mit der ECMO die Körpertemperatur wieder erhöhen, bis das Herz des Mannes wieder von allein anfing zu schlagen", sagt der UKL-Experte.
Der vormals unterkühlte Mann stabilisiert sich laut Prof. Sebastian Stehr, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, aktuell weiter auf der Intensivstation.
Bei den beiden Patienten mit Infarkten war jedoch das Herz zuvor schon geschädigt. Einer der beiden Männer ist leider verstorben. Beim zweiten sei wegen der Vorerkrankung die Prognose noch unsicher, teilt Prof. Ulrich Laufs, Direktor der Klinik für Kardiologie, mit.
Dass dies so funktionieren konnte, wie es funktioniert hat – dafür müssten laut Prof. André Gries viele Rädchen reibungslos ineinandergreifen: "Die Zusammenarbeit der neben der Zentralen Notfallaufnahme beteiligten Fachrichtungen wie Kardiologie, Intensivmedizin oder Neurologie, die bei uns am Klinikum im Cardiac Arrest Center strukturell organisiert sind, klappte hervorragend." Die Zertifizierung als CAC gilt als Nachweis, dass am UKL Patient:innen, die wiederbelebt werden müssen oder unter laufender Reanimation ans UKL gebracht werden, hier gut therapiert werden können.
Auch den beteiligten Rettungsdiensten dankte der UKL-Mediziner. Diese könnten auf Checklisten in ihren Wagen zurückgreifen, aus denen hervorginge, bei welchen Indikationen eine ECMO in Frage käme. "Dies haben alle beachtet und die Patienten möglichst schnell zu uns ans Klinikum gebracht."
Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) versorgt als Klinikum der Maximalversorgung mit 1451 Betten jährlich mehr als 400.000 Patienten ambulant und stationär. Das UKL verfügt über eine der modernsten baulichen und technischen Infrastrukturen in Europa. Mehr als 6000 Beschäftigten arbeiten hier und sorgen dafür, dass die Patienten Zuwendung und eine exzellente medizinische Versorgung auf höchstem Niveau erhalten. Damit ist das UKL einer der größten Arbeitgeber der Stadt Leipzig und der Region und Garant für Spitzenmedizin für Leipzig und ganz Sachsen.
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