„Wie machen wir uns die Bioökonomie nicht nur in der Baubranche zunutze? Wie können wir Wertschöpfung generieren und sie hier halten? Wie können wir Handwerk, Industrie, Agrar- und Forstwirtschaft sowie die Forschung zusammenbringen und nachhaltiges Bauen in die Praxis überführen? Wichtige Fragen, auf die wir Antworten finden wollen“, sagt Dr. Jens Mischak, Erster Kreisbeigeordneter und Vorsitzender des Vereins Region Vogelsberg, in seiner Begrüßung. Denn der Vogelsbergkreis kann mehr, als nur Versuchs- und Anbaufläche für die Rohstoffe der Zukunft zu sein, ist er sich sicher. „Unser Ziel muss es sein, die Bioökonomie, also etwa das Erzeugen, Erschließen und Nutzen biologischer Ressourcen und Prozesse, um beispielsweise Dienstleistungen und Produkte in wirtschaftliche Kreisläufe einzubringen, sinnvoll für uns zu nutzen“, unterstreicht Dr. Mischak. So waren auf Einladung des Vereins Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Handwerk, Agrar- und Forstwirtschaft, der Baubranche und weiteren Institutionen zusammengekommen, um gemeinsam Ideen und erste Strategien zu entwickeln.
Wertschöpfung in der Region entwickeln
Die beiden Referenten aus der Wissenschaft helfen dabei: Denn neben Dr. Sebastian Losacker, Institut für Geographie, Bereich Wirtschaftsgeographie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, bringt auch Prof. Dr. Klaus Peter Ebke, Honorarprofessor an der Justus-Liebig-Universität in Gießen, Institut für Bodenkunde und Bodenerhaltung sowie wissenschaftlicher Leiter des FNU Forschungszentrums Neu-Ulrichstein, sein Wissen ein.
Dr. Losacker thematisiert in seinem Vortrag das Potenzial der Bioökonomie im Bausektor für den Vogelsberg. Es gelte zu verhindern, im Wettbewerb um den zukunftsträchtigen Wirtschaftszweig gegenüber Ballungszentren ins Hintertreffen zu geraten. Denn seine Untersuchungen zeigten, dass der Vogelsbergkreis im Vergleich zu weiteren ländlichen Regionen einen der höchsten Anteile von Land- und Forstwirtschaft vorweise. Das Potenzial sei also vorhanden. Allerdings stehe die Konkurrenz in den Startlöchern. „Bioökonomie bietet Chancen im Hinblick auf Klimaschutz, Wertschöpfung, Wachstum und Regionalentwicklung, doch diese Chancen müssten ergriffen und gestaltet werden“, führt Dr. Losacker aus. Sein Fazit: Eine detaillierte Standortbestimmung in Bezug auf Bioökonomie, etwa im Bausektor, sei nun für den Vogelsbergkreis angebracht.
„Das A und O der Bioökonomie ist die Wertschöpfung“, stellt Prof. Dr. Ebke vom FNU Neu-Ulrichstein gleich zu Beginn seines Vortrags klar. Auch für ihn ist eine gründliche Analyse und Identifikation des Potenzials in der Region die Voraussetzung für eine positive bioökonomische Entwicklung. Ideen müssen gesammelt und zusammengebracht werden, Wissen generiert und der Bausektor aktiv in die Arbeit einbezogen werden. Umliegende Hochschulen und Universitäten bieten – gemeinsam mit den Ressourcen im Vogelsbergkreis – beste Voraussetzungen, auch die Forschung in die Region zu holen, betont Prof. Dr. Ebke. Er ist überzeugt, dass die Bioökonomie Türen für den ländlichen Raum öffne.
Anschließend geht es in Gruppen darum, ein erstes Lagebild für den Vogelsbergkreis zu erarbeiten. An drei Stationen sammeln die Fachleute gemeinsam mit den Referenten Ideen zu Rohstoffen, Baustoffen, Kompetenzen und Unternehmen im Vogelsbergkreis, und entwickeln Impulse, mit denen ein Transformationsprozess für den Bausektor im Vogelsberg gestaltet werden könnte.
In der Abschlussrunde kristallisierten sich verschiedene Punkte heraus, die richtungsweisend sein könnten. Darunter etwa wissenschaftliche Studien zum Ist-Zustand, die Veredelung von Rohstoffen aus dem Vogelsbergkreis, die Idee zu einer regionalen Baustoffbörse, einem Kompetenzzentrum, der vernetzten Arbeit im Bauwesen und einem Arbeitskreis zum biobasierten Bauen. All das, um nicht bloß Rohstofflieferant zu sein, sondern veredelte Produkte auf den Markt zu bringen.
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