Bildungssoziologische Fragen, die nicht nur wissenschaftlich, sondern auch gesellschaftlich relevant sind, stehen im Zentrum der Forschung von Martin Neugebauer. Der Wissenschaftler hat Sozialwissenschaften in Mannheim und Toronto studiert und war zuletzt Juniorprofessor für Empirische Bildungs- und Hochschulforschung in Berlin.

Warum gehen Kinder aus Nichtakademikerfamilien seltener aufs Gymnasium und was lässt sich dagegen tun? Wer wird eigentlich Lehrer:in und warum? Und: Profitieren Kinder mit Migra­tionsgeschichte von Lehrer:innen mit Migrationsgeschichte? Zu diesen und weiteren Fragen forscht Martin Neugebauer. Seit vergangenem Monat ist der 41-Jährige Professor für Bildungssoziologie an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA). Er folgt Prof. Dr. Annette Treibel-Illian nach, die von 1996 bis 2023 die PHKA-Professur für Soziologie innehatte und nun im Ruhestand ist.

Mit der Neuausrichtung der Professur von Soziologie auf Bildungssoziologie schärft die PHKA weiter ihr Profil als bildungswissenschaftliche Hochschule. Forschungsschwerpunkte von Martin Neugebauer sind unter anderem Bildungsungleichheiten, Übergänge im Bildungssystem, Bildungsprozesse und subjektives Wohlbefinden sowie Studienerfolgs- und Studienabbruchforschung.

„Was mich bei meiner Arbeit antreibt, ist das Bestreben, die mal mehr und mal weniger fundierten Debatten im Bildungs- und Hochschulbereich zu versachlichen und zu besseren Entscheidungsgrundlagen beizutragen“, sagt Prof. Dr. Martin Neugebauer, der bislang Juniorprofessor für Empirische Bildungs- und Hochschulforschung an der Freien Universität Berlin war. Seine Dissertation zum Thema „Wer wird Lehrer – und warum? Ursachen der Studienwahl, Eingangsvoraussetzungen von Studierenden und die Beurteilung des Lehramtsstudiums“ wurde mit dem Bojanovsky-Preis der Universität Mannheim ausgezeichnet.

Erfolgsfaktoren für eine hochwertige Bildung

Aktuell leitet Martin Neugebauer ein Forschungsprojekt zum Thema „Studienabbruch und Berufsaussichten“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, und ist für den deutschen Teil des europaweiten Forschungsprojekts „LINEup“ verantwortlich. Ziel ist, Erfolgsfaktoren für eine hochwertige Bildung für alle zu identifizieren. Projektstart war im Februar 2024, beteiligt sind 31 Länder. Zunächst soll anhand von Längsschnittdaten erfasst und analysiert werden, wie Bildungsungleichheiten entstehen, dann geht es daran herauszufinden, welche Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. „Wir wollen besser verstehen, was Schulen tun können, um Ungleichheiten kurz-, mittel- und langfristig zu reduzieren“, erklärt Neugebauer, der für den deutschen Teil von „LINEup“ gerade ein Team aufbaut.

Wie kommen soziale Ungleichheiten zustande?

Im Lehramtsstudium Grundschule und Sekundarstufe I an der PHKA zählt Soziologie zu den Pflichtinhalten. „In meinen Seminaren und Vorlesungen erfahren die angehenden Lehrerinnen und Lehrer, warum und inwiefern gesellschaftliche Fragen relevant sind für die Schule, wie soziale Ungleichheiten zustande kommen und wie Lehrpersonen damit umgehen können“, erläutert Prof. Neugebauer. Diese Makroperspektive sei wichtig und eröffne den Studierenden einen Blick über den Tellerrand ihrer späteren Unterrichtsfächer.

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