Nach einer neuen repräsentativen Umfrage des ADAC fühlen sich knapp 27 % der Autofahrer nachts regelmäßig durch das Licht entgegenkommender Autos geblendet, bei weiteren 49,5 % ist das manchmal der Fall. 66,5 % empfinden die Blendung als störend oder sogar unerträglich. Um ein Minderheitenproblem handelt es sich also nicht. Doch was kann man gegen die Blendung tun, die oft zu einer mehrere Sekunden dauernden Blindfahrt führt? Tipps gibt die aktuelle Ausgabe 12 der Zeitschrift auto motor und sport.

Augen zusammenkneifen: Obwohl mehr als die Hälfte der Befragten in der ADAC-Studie berichten, dass sie bei Blendung die Augen zusammenkneifen oder sogar kurz schließen, nützt das wenig. Denn dann sehen die Fahrer noch weniger, mitunter entstehen zusätzlich irritierende Lichtflecken. Besser ist es, nicht in die Lichtquelle zu schauen, sondern seitlich daran vorbei, raten Prof. Dieter Friedburg vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands und Matthias Müller, Vorsitzender des Südwestdeutschen Augenoptiker- und Optometristen-Verbands, gegenüber auto motor und sport.

Augen überprüfen lassen: Man sollte regelmäßig einen Augenarzt aufsuchen, so Friedburg und Müller. Der Augenarzt kann abklären, ob medizinisch relevante, teils altersbedingte Veränderungen wie eine Hornhaut- oder Linsentrübung (Grauer Star) vorliegen. Diese können die Sehfähigkeit gerade in der Nacht zusätzlich einschränken.

Brillenstärke überprüfen: Die wenigsten wissen, dass sich die Sehstärke eines Menschen tagsüber und nachts um bis zu einer Dioptrie unterscheiden können, erklärt der Stuttgarter Optikermeister Henning Neidhart. Verbreitet ist, dass die Sehstärke nachts um rund eine halbe Dioptrie unter dem Tageswert liegt. Deshalb ist es wichtig, dass für die Brillengläser alle gemessenen Sehwerte berücksichtigt werden, wenn diese auch beim Fahren in der Dunkelheit eingesetzt werden soll.

Blaufilter: Beim Kauf neuer Gläser sollte man auf einen Blaufilter achten. Dieser reduziert die gesehene Leuchtdichte der Scheinwerfer des entgegenkommenden Verkehrs im kurzwelligen Bereich. So wird auch die Blendung verringert.

Autofahrerbrille gegen Blendung: Optiker bieten spezielle Autofahrerbrillen an, die nicht nur ans Sehvermögen angepasst sind, sondern zusätzlich die Blendwirkung tatsächlich minimieren können. Die Kosten zum Beispiel für die DriveSafe-Gleitsichtgläser von Zeiss liegen pro Glas dabei zwischen 400 und 700 Euro für die höchste Individualstufe. Die Gläser verringern etwa die Streulichtkränze, die üblicherweise durch das Scheinwerferlicht entstehen und haben auch einen Blaufilter zur Reduzierung der Blendwirkung.

Günstige Nachtbrillen: Im Online-Versandhandel werden günstige Brillen mit gelb oder orange getönten Gläsern gegen „Nachtblindheit“ angeboten. Doch hier warnen die Experten, dass die Brillen oft nicht zertifizierte Gläser aufweisen. Es ist möglich, dass die Filterung zu stark ist und das Sehen ernstlich beeinträchtigt. Zu bedenken ist auch, dass jede Filterung Helligkeit verschluckt, also weniger Licht zum Sehen übrig bleibt.

Scheinwerfer reinigen: Auch die Autofahrer selbst können durch die regelmäßige Reinigung der Scheinwerfer etwas tun, um entgegenkommende Fahrer weniger zu blenden. „Verschmutzte Scheinwerfer blenden entgegenkommende Verkehrsteilnehmende mehr als saubere. Schon leichte Verschmutzungen steigern die Blendwirkung deutlich“, sagt Kirstin Zeidler, Leiterin Unfallforschung der Versicherer beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft gegenüber auto motor und sport. Die Scheinwerfer sollten regelmäßig manuell gereinigt werden, der Wirkungsgrad in Waschanlagen reiche dazu meist nicht aus. Zeidler: „Die Dauerfernlichtfunktion der neuen LED- Scheinwerfer, die Vorausfahrende und Entgegenkommende ausspart, funktioniert nur bei sauberen Scheinwerfern blendfrei.“

Redakteurin: Andrea Weller

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