Die Herausforderungen in der Jugendhilfe der Region Hannover bleiben groß: Während die Zahl der Inobhutnahmen von Kindern und Jugendlichen weitgehend konstant bleibt, verschärfen zunehmend fehlende stationäre Plätze und Fachkräftemangel die ohnehin schwierige Situation. „Die Situation ist seit langem angespannt, unsere Mitarbeitenden müssen mittlerweile deutschlandweit nach geeigneten Plätzen für die Jugendlichen suchen, weil es schlicht zu wenig Angebote gibt“, erklärt Jugenddezernentin Dr. Andrea Hanke. „Der Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten verzögert die Übergänge aus der Inobhutnahme und belastet nicht nur die jungen Menschen erheblich, die lange auf Anschlussmaßnahmen warten müssen, sondern auch das ganze System.“

So betrug im Jahr 2023 die durchschnittliche Verweildauer in einer Inobhutnahme 75,6 Tage, während sie 2021 noch bei 45,3 Tagen lag. Zwar sind die regulären Inobhutnahmen seit 2021 stabil zwischen 186 und 192 Fällen pro Jahr geblieben. Gestiegen ist allerdings die Zahl junger Geflüchteter ohne elterlichen Schutz, die in die Obhut des Jugendamts der Region kommen: von 42 Fällen im Jahr 2021 auf 198 im Jahr 2023.

„Es ist dringend notwendig, neue Wege zu gehen und zusätzliche Kapazitäten zu schaffen“, betont Hanke. So hat die Region zum Beispiel ihr Jugend-, Gäste- und Seminarhaus Gailhof vorübergehend geschlossen und als Inobhutnahmeeinrichtung für unbegleitete minderjährige Geflüchtete genutzt, um kurzfristig für Entlastung zu sorgen. „Das war keine leichte Entscheidung, aber in dieser angespannten Situation geht es darum, Prioritäten zu setzen und auch ungewöhnliche Maßnahmen zu ergreifen. Es ist nicht einfach: Es fehlt an Fachkräften und an geeigneten Immobilien. Aber wir würden es sehr begrüßen, wenn die freien Trägern der Jugendhilfe trotz aller Probleme die Region noch mehr unterstützen könnten bei der Schaffung neuer Angebote.“

Die Region Hannover hat bereits mehrere Maßnahmen entwickelt, um die angespannte Lage zu entschärfen. Ein zentraler Schritt ist die Einführung eines Freiplatzportals, das die Verfügbarkeit von stationären Plätzen transparent machen und so die knappen Ressourcen besser koordinieren soll. Zusätzlich wird die Personalgewinnung intensiviert: Hier setzt die Region auf neue Ansätze – darunter Dauerausschreibungen, die Öffnung für verschiedene Hochschulabschlüsse sowie eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, die junge Menschen für sozialpädagogischen Bereich sensibilisieren soll. Gleichzeitig arbeitet die Region eng mit Hochschulen zusammen, um zusätzliche Ausbildungs- und Studienkapazitäten zu schaffen. „Die Region Hannover setzt alles daran, die Zusammenarbeit mit freien Trägern zu intensivieren und die Jugendhilfe nachhaltig zu entlasten, damit jedes Kind und jeder Jugendliche die notwendige Unterstützung erhält“, so Hanke.

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