Deutscher Meister und Olympia-Silber, jetzt Ehrung durch den Bundespräsidenten. Hockeyspieler Justus Weigand ist Spitzensportler und Fernstudent. Seine Trainingswoche besteht aus bis zu 14 Trainingseinheiten harter Arbeit. Warum er vom Sport dennoch nicht dauerhaft leben kann und was es braucht, um Profisport und Studium unter einen Hut zu bekommen, erzählt er hier.

Ereignisreiche Wochen liegen hinter Hockeyspieler Justus Weigand aus Mannheim. Nach Silber für die deutsche Hockeynationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Paris folgten zahlreiche Empfänge und Ehrungen. Angefangen mit dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Mannheim, ging es für den Sportsoldaten weiter zur Ehrung von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius. Für den Abschluss und Höhepunkt sorgte zuletzt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der unter anderem den Spielern der deutschen Hockeynationalmannschaft das Silberne Lorbeerblatt – die höchste sportliche Auszeichnung Deutschlands – überreichte.

Unabdingbar um den Fokus auf den Sport zu legen: Flexibilität im Studium

Jetzt ist Justus zurück in Mannheim. Er erholt sich von einer Hüftoperation und arbeitet an seinem Comeback als Stürmer des deutschen Hockeymeisters, dem Mannheimer HC. Er nutzt die Zeit auch, um in seinem Fernstudium weiter voranzukommen. Der 24-Jährige steht vor seiner Bachelorarbeit. Er profitiert vom flexiblen Studienmodell der SRH Fernhochschule – The Mobile University und kann sein Studienpensum an die sportlichen Gegebenheiten anpassen. Anders wäre das auch nicht machbar. Vor fünf Jahren wechselte er aus seiner Heimat Nürnberg, vom dortigen HTC nach Mannheim. Weigand begann sein BWL-Studium in Präsenz, musste aber feststellen, dass er, parallel zum Trainingsbetrieb, nicht klarkam. „Im Fernstudium kann ich mir alles frei einteilen und auch mal aussetzen, ohne den Anschluss zu verlieren. Das gibt mir den Raum, den ich brauche, um im Hockey meine volle Leistung zu bringen und mich auf Turniere vorzubereiten.“

Finanzen & Förderung: Möglichkeiten, vom Spitzensport leben zu können

Inzwischen kommt Justus Weigand auf 52 Länderspiele und 14 Tore. Sportlich auf hohem Niveau erfolgreich und akademisch auf dem Weg Richtung Zukunft. Alles bestens, könnte man meinen. Wäre da nicht das Thema Finanzierung. Dieses Dilemma kennen viele deutsche Spitzensportler, die nicht in den Top-Ligen von Fußball, Handball und Eishockey aktiv sind. Wer sportlich erfolgreich sein will, muss trainieren. Im Fall von Justus Weigand sind das meist je zwei Trainingseinheiten an fünf Tagen in der Woche. Hinzu kommen die Meisterschaftsspiele und Reisen mit dem Nationalteam. Da bleibt keine Zeit für einen Job, der ein fixes Einkommen beschert. „Obwohl wir im Hockey keinen großen Unterschied hinsichtlich der Professionalität oder dem Umfang an Trainingseinheiten haben, sind die finanziellen Möglichkeiten in Sportarten wie Fußball, Eishockey, Basketball oder Handball ganz andere. Ehrlicherweise muss man dann doch sehr genau schauen, wie man finanziell über die Runden kommt“, unterstreicht Weigand.

Um derartige Wege überhaupt gehen zu können, sagt Justus, sind Programme, wie sie zum Beispiel die Bundeswehr für ihre Sportsoldat:innen auf die Beine stellt, unverzichtbar. „So ehrlich muss man sein, ohne die Bundeswehr beziehungsweise die Sporthilfe ist es am Ende des Tages schwierig, den Sport so zu betreiben, wie wir es machen“, ergänzt der Stürmer.

Die Kombination aus Spitzensport, Förderung und Fernstudium nutzen viele Sportler:innen, um vorzusorgen. Um bereit zu sein, wenn die Karriere im Spitzensport endet. Das sieht auch Justus so. Er möchte die bestmöglichen Voraussetzungen schaffen: „Ich habe aktuell keine Möglichkeit parallel zum Sport zu arbeiten. Es ist mein Ansporn noch den Master zu machen, für mich ist klar, dass ich neben dem Sport die bestmögliche akademische Ausbildung benötige. Immerhin muss ich nach dem Ende der Sportkarriere noch einige Jahrzehnte für meine Rente arbeiten. Sich jetzt nur auf den Sport zu konzentrieren, wäre für mich keine Option.“

Mit Bachelor und Master im Berufsleben Fuß fassen

Dank der Unterstützung der Bundeswehr kann sich der Mannheimer Stürmer voll seinen Zielen widmen: Wieder voll fit werden, Bachelor abschließen und mit dem Master beginnen. Sein langfristiges Ziel ist weiterhin sportlich so erfolgreich zu sein, dass er auch bei seinen dritten Olympischen Spielen in den USA mit dabei sein darf. „Ich bin jetzt 24 Jahre alt. Natürlich ist mein Ziel, noch mal einen Olympiazyklus mitzumachen. Mit 28 Jahren zum dritten Mal bei Olympia dabei zu sein, das wäre ein großer Traum“, erklärt Justus Weigand. Wie es danach weitergehe, sei offen. „Natürlich muss man sehen, dass man irgendwann auch im Berufsleben Fuß fassen kann. Wenn die internationale Karriere endet, dann habe ich wahrscheinlich meine Abschlüsse. Aber so ehrlich muss man auch sein, dann habe ich keinerlei Praktikum gemacht oder praktische Erfahrung, wie andere Bewerber in meinem Alter.“

Große Momente in Paris 2024 – Vorfreude auf Los Angeles 2028

Dass der Traum von Olympia 2028 über vielem schwebt, hat Gründe. Die emotionalen Momente in Paris machen einen Großteil aus. „Die ganze Familie war vor Ort, wir hatten Tausende von Zuschauern bei den Spielen, ganz viele schöne Momente im Olympischen Dorf und natürlich das extrem knappe Finale. Die Entscheidung erst im Penalty-Schießen, knapper kannst du nicht an der Goldmedaille vorbei schrammen. Das waren natürlich riesige Emotionen“, erinnert sich Justus. Hinzu kamen Begegnungen mit Weltstars wie Noah Lyles, Carlos Alcaraz und Rafael Nadal, die ihr Übriges taten.

Doch bevor sich Justus Weigand nach überstandener Reha wieder der Punktejagd mit dem Mannheimer Hockeyclub und seinen Olympia-Träumen widmen kann, steht zunächst die Bachelorarbeit in BWL an, für die wir Justus fest die Daumen drücken.

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