Digitales Geld, allen voran der Bitcoin, nimmt eine immer wichtigere Rolle ein. Inwieweit betrifft dies den Kunstmarkt? In welchen Aspekten haben Art Investments und die Anlage in Onlinewährungen gemeinsame Vorteile? Und wodurch hebt sich der beständige Kunstmarkt von neuartigen Krypto-Investments ab?  

Der Bitcoin als derzeit prominenteste und wertvollste Onlinewährung ist fest auf 21 Mio. Coins limitiert und startete 2009 mit weniger als 1 $ pro Coin. Aktuell, mit Stand Ende 2024, kratzte die heute führende Kryptowährung bereits an der 100.000 $ Marke pro Coin.

Das sind beachtliche Entwicklungen, hervorgerufen durch diverse Einflussfaktoren der letzten 15 Jahre sowie nicht zuletzt die begrenzte Verfügbarkeit. Eine solche Marktknappheit formt auch den Kunstmarkt – mit dem Unterschied, dass hier noch deutlich geringere Auflagen sowie häufig auch unersetzbare Unikate den Wert einzelner Werke, Künstler oder Sammelgebiete definieren.

Exklusive Kunst ist wie eine Währung

Was dem Kunstmarkt seine hohe Attraktivität auch unter strategischen Anlegern verleiht, ist seine einzigartige Struktur und der exklusive Charakter. Besonders namhafte Kunst – auch Blue Chip Kunst genannt – ist unabhängig von konjunkturellen Einflüssen. Ihre Exklusivität steigt stetig.

Neben der ohnehin sehr geringen Auflage werden immer wieder namhafte Kunstwerke oder ganze Sammlungen durch Brände, Wasserschäden, Kriege und ähnliche Ereignisse zerstört. Allein im 2. Weltkrieg verschwanden so hunderttausende bedeutende Werke für immer von der Bildfläche. Die Exklusivität bedeutender Kunst bildet sich aber nicht nur durch Zerstörung.

Der Weg eines Werkes ins Museum ist zwar durch die Brille der Kunstleidenschaft eine erfreuliche Entwicklung, aus marktwirtschaftlicher Perspektive allerdings eine Sackgasse. Die prestigeträchtige Platzierung als Exponat sowie die Tatsache, dass Mudeen in der Regel nicht verkaufen dürfen, weckt gleichzeitig umso mehr die Begehrlichkeit von noch am Markt verfügbaren Werken.   

Blue Chip Kunst kaufen: Vorbereitung ist alles

So rar und überschaubar der Blue Chip Kunstmarkt auch im Vergleich zu anderen Anlagegebieten sein mag, so sollten sich angehende Investoren doch ausgiebig der Materie widmen, bevor sie in Aktion treten. Wichtig ist es dabei vor allem, realistisch zu bleiben und besonders zu Beginn eher auf Sicherheit, statt auf Risiko zu gehen.

Wer 2010 günstig in Bitcoins investiert und sie bis heute gehalten hat, darf von einem glücklichen Händchen sprechen. Im Art Investment sind solch außergewöhnliche Chancen aber äußerst selten und unwahrscheinlich. Stattdessen raten erfahrene Kunst- und Investment-Experten zu ausgiebiger Einarbeitung und Lektüre.

„Konzentrieren Sie sich zunächst auf einen relativ engen Horizont, einen bestimmten Künstler oder ein spezifisches Sammelgebiet“, betont Thomas González als Kunsthistoriker, -händler und -beleiher mit mehr als 30 Jahren Markterfahrung. „Eignen Sie sich eingehendes Know-how an, verschaffen Sie sich zunächst auf Plattformen wie Wikipedia einen Überblick über einen favorisierten Künstler und befassen Sie sich dann zunehmend mit entsprechender Fachliteratur zu einem ausgewählten Gebiet.“    

Als Kunstmarkt-Einsteiger fokussieren und studieren

Anfänger sollten mit Kopf und Herz in den Kunstmarkt einsteigen. Die ins Visier genommene Kunst darf und sollte dem persönlichen Geschmack entsprechen, aber keine irrationalen Entscheidungen begünstigen.

Thomas González rät, sich zunächst an zentralen Listen, bspw. der 100 bedeutendsten Künstler zu orientieren: „Hier können sich geneigte Einsteiger auf einzelne Maler oder Bildhauer spezifizieren und sich einen repräsentativen Überblick über deren Gesamtwerk verschaffen.“

González betont zudem, keine Angst vor großen Namen zu haben, denn auch diese haben oft kleinere, unscheinbare Werke produziert, die dennoch vom Renommee des Künstlers und der Wertstabilität profitieren.

Erst in Wissen investieren, dann Kunst kaufen

Mit Blick auf das Gesamtwerk, auch Oeuvre genannt, sollten angehende Sammler und Investoren eine Reihe von Eckdaten einholen, um einen Künstler oder das Sammelgebiet möglichst lückenlos und facettenreich zu erfassen.

Dazu zählen u. a. kunstthematische Gesichtspunkte wie der Schaffenszeitraum und bestimmte Phasen eines Künstlers. Hatte er Lehrer oder Vorbilder? Handelt es sich um einen Maler, Zeichner, Bildhauer – oder war er möglicherweise auf mehreren dieser Gebiete tätig? Was macht den Stil des Künstlers aus und worin unterscheidet er sich von anderen Künstlern? Wie produktiv war er, wie viele Werke hat er insgesamt erstellt?

Über den Kern des Künstlers hinaus sollte seine Kunst im modernen Marktumfeld beleuchtet werden. Wie viele und welche seiner Werke existieren heute noch bzw. sind noch im Umlauf? Welche Motive sind besonders gefragt – und stammen diese aus bestimmten Phasen des Künstlers? Einhergehend mit alledem  ist das Preisniveau für diesen Künstler ein zentraler Aspekt – auch mit Blick auf die höchsten Zuschläge. Nicht zuletzt ist es vorteilhaft, einen günstigen Preis für ein Werk dieses Künstlers sicher einschätzen zu können.

Mit diesem gesammelten Wissen und zunehmend eigenen Erfahrungswerten können sich auch Einsteiger am Kunstmarkt schnell zurechtfinden und immer mehr intuitive Entscheidungen treffen.

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