Simon Werrett überzeugte die Jury mit seinem Werk „Thrifty Science: Making the Most of Materials in the History of Experiment“, das ein Überdenken der Art und Weise fordert, wie experimentelle Wissenschaft mit Materialien und Apparaturen umgeht. Der Autor betrachtet die Geschichte wissenschaftlicher Instrumente und Apparaturen in neuer Weise und beschreibt die materiellen Kreisläufe der Frühen Neuzeit („thrifty science“ – „haushälterisch-sparsame Naturforschung“). So verwendete die Wissenschaft damals Materialien wieder, reparierte Apparaturen oder baute diese um und setzte Instrumente sowie Materialien gar zweckentfremdet ein. Dem gegenüber stellt Werrett den Kreislauf von Instrumenten und Materialien der heutigen Industrie – Apparaturen werden einsatzbereit geliefert, nicht mehr benötigte Instrumente entsorgt. Der Preisträger motiviert die gegenwärtige Wissenschaft, sich die „thrifty science“ zum Vorbild zu nehmen. Denn im Zeitalter von Big Data und der Nachhaltigkeitsdiskussion ist der haushälterisch-sparsame Umgang mit immer knapper werdenden Ressourcen durchaus aktuell.
Der Preisträger lehrt seit 2012 Wissenschafts- und Technikgeschichte am University College, London/UK. Dort bekleidet er seit 2019 eine Professur am Departement of Science and Technology Studies. Werretts Arbeitsgebiete sind breit: Sie reichen von der Wissenschaftsgeschichte Russlands über die Kultur- und Technikgeschichte von wissenschaftlich-technischen Spektakeln und öffentlichen Aufführungen in der Frühen Neuzeit, die Umwelt- und Recyclinggeschichte bis hin zur Geschichte von Materialien und Werkstoffen.
Der Paul-Bunge-Preis gilt weltweit als wichtigste Ehrung auf dem Gebiet der Geschichte wissenschaftlicher Instrumente und wird international ausgeschrieben. Bisher erhielten sowohl deutsche als auch britische, italienische, US-amerikanische, australische und kanadische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Preis. Über die Vergabe entscheidet der von der GDCh und DBG getragene Beirat der Stiftung.
Hans R. Jenemann (1920 – 1996), Chemiker bei den Schott Glaswerken in Mainz, wurde bekannt durch seine Beiträge zur Geschichte wissenschaftlicher Instrumente, vor allem historischer Waagen. Er selbst rief die Stiftung im Jahr 1992 ins Leben. Benannt wurde der Preis nach dem Hamburger Feinmechaniker Paul Bunge (1839 – 1888), einem der führenden Konstrukteure von Laborwaagen für die chemische Analyse.
Weitere Informationen zur Tagung unter www.bunsentagung.de
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 31 000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie unterhält zahlreiche Stiftungen, so die Hans-R.-Jenemann-Stiftung. Die Verleihung des Paul-Bunge-Preises der Hans-R.-Jenemann-Stiftung erfolgt jährlich, abwechselnd auf DBG-Hauptversammlungen und Vortragstagungen der GDCh-Fachgruppe Geschichte der Chemie.
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