Die Sängerin und Liedermacherin Bettina Wegner wird mit dem Deutschen Musikautorenpreis der GEMA für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Wegner prägte mit ihren Texten entscheidend den Widerstand gegen die SED-Diktatur. Sie hat ihr Leben für die Musik gegeben und zählt zu den stärksten Stimmen ihrer Zeit. Die für den 12. März geplante Preisverleihung wurde aus aktuellem Anlass verschoben. Ein neuer Termin wird in Kürze bekanntgegeben.

„Wenn ich Menschenunwürdiges sah, erlebte oder erfuhr, dann war das für mich immer ein Grund, dass ich schreiben musste. Ich habe ja nur die eine Geschichte“, resümiert Bettina Wegner ihren Schaffensdrang. „Ob ich andere Lieder geschrieben hätte, wenn ich eine andere Geschichte hätte? Sicher. Aber dann wäre ich ja auch jemand anderes. Was ich zu sagen hatte, habe ich gesagt.“ Diese Stärke zeichnen Bettina Wegner und ihre Texte aus. Seit jeher machte sie die ernsten Themen zu ihren Liedern. Ausdrucksstark und kraftvoll arbeitet sie ihre eigene Geschichte und die Schicksale des Alltags in der DDR in ihren Werken auf.

„Bettina Wegner sollte uns allen ein Vorbild sein“, sagt Sven Regener, Mitglied der diesjährigen Jury. „Sie ist eine kompromisslose, klare Künstlerin, die konsequent und gegen alle gesellschaftli-chen und institutionellen Widerstände ihren eigenen künstlerischen und politischen Weg ging. Ihre Lieder sind voller Kraft, Liebe, Trauer und Trost zugleich.“

Es sind vor allem ihre melancholischen Lieder, mit denen sie sich im kollektiven Gedächtnis veran-kert hat. Bettina Wegner hat sich voll und ganz der Musik verschrieben. Ihre Bühnenkarriere und ihre Texte haben sie letztlich ihre Heimat gekostet. Mit ihrem Lebenswerk beweist Wegner heraus-ragendes Können und Rückgrat.

Internationale Bekanntheit erlangte sie vor allem mit dem Chanson „Sind so kleine Hände“ („Kinder“) – die zentrale Botschaft ihres Liedes gilt bis heute: „Dass man Kindern, die ungeschützt und auf uns angewiesen sind, keine Art von Gewalt antun darf. Jedes ungeliebte Kind in dieser Welt ist eins zuviel. So wie wir unsere Kinder heute behandeln, werden sie sein“, erklärt Wegner. Unbe-stritten leistet sie mit ihren Werken einen großen Beitrag zur deutschen Kulturgeschichte.

Bettina Wegner freut sich über die Würdigung mit dem Deutschen Musikautorenpreis der GEMA: „Ich glaube das ja immer noch nicht. Dass ich für mein Lebenswerk ausgezeichnet werde! Damit habe ich null, null, null gerechnet. Hört sich nach großer Anerkennung an. Das hätte ich nie erwar-tet. Nie. Ich glaube es auch erst, wenn ich diesen Preis bekommen habe. Erst danach.“

Werdegang
Bettina Wegner wurde 1947 in Berlin geboren. Nach Gründung der DDR siedelt ihre Familie aus Überzeugung nach Ost-Berlin über, wo Wegner 1966 ein Studium an der Schauspielschule Berlin begann. Wegen der Verbreitung kritischer Flugblätter wurde sie 1968 jedoch exmatrikuliert und wegen „staatsfeindlicher Hetze“ verhaftet. Die Erfahrungen der Zensur und der Ausgrenzung prägten fortan ihre Haltung und vor allem ihre Lieder. 1971/72 absolvierte Wegner eine Ausbil-dung zur Sängerin am „Zentralen Studio für Unterhaltungskunst“. Aufgrund ihrer Beteiligung an mehreren Protestschreiben (u. a. gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976) wurden ihre Auftrittsmöglichkeiten in der DDR aber immer weiter beschnitten, bis hin zum Berufsverbot. 1983 wurde die Sängerin vor die Wahl gestellt: Ausbürgerung oder Gefängnis. Draufhin zog sie nach West-Berlin. Den Verlust der Heimat und der kommunistischen Ideale verarbeitete sie in ihren Liedern. Als Liedermacherin trat sie unter anderem gemeinsam mit Joan Baez, Konstantin Wecker und Angelo Branduardi auf. Nach über 30 Jahren Tourneen und Plattenveröffentlichungen verab-schiedete sich Bettina Wegner 2007 mit einer Abschiedstournee von ihrem Publikum. Anlass da-für waren u.a. gesundheitliche Gründe. Ihre Stimme ist ungebrochen stark, und es gibt nach dem Ende aller Tourneen immer mal wieder eine Gelegenheit, sie singen zu hören.

Die Jury des Deutschen Musikautorenpreises
Die Nominierten und Preisträger des Deutschen Musikautorenpreises werden von einer Fachjury aus den Einreichungen von GEMA-Mitgliedern und den Berufsverbänden (DKV, DTV, DMV, CC) so-wie eigenen Vorschlägen bestimmt. Folgende Musikautoren bilden die Jury 2020: Benjamin Buss (aka Matthew Greywolf) (Komposition Metal), Anna Depenbusch (Text Chanson/Lied), Søren Nils Eichberg (Komposition Musiktheater), Martina Eisenreich (Komposition Audiovisuelle Me-dien), Christina Kubisch (Komposition Klangkunst), Sven Regener (Komposition Rock/Pop), Dr. phil. Reyhan Şahin (aka Lady Bitch Ray) (Text Hip-Hop).

Über den Deutschen Musikautorenpreis
Der Deutsche Musikautorenpreis wurde 2009 von der GEMA ins Leben gerufen, um die Komponis-ten und Textdichter der deutschen Musikbranche für ihre herausragenden Leistungen zu würdi-gen. Unter dem Motto „Autoren ehren Autoren“ rücken Musikschaffende in den Vordergrund, die oftmals nicht auf der Bühne stehen, sondern im Schatten von Interpreten. Der Deutsche Musikau-torenpreis steht unter der Schirmherrschaft von Prof. Monika Grütters MdB, Staatsministerin für Kultur und Medien. Alle Preisträger und Nominierten werden als Mitglieder in die Akademie Deutscher Musikautoren (ADMA) aufgenommen.
Weitere Informationen unter www.musikautorenpreis.de und www.adma.de

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