Bereits vor den durch Coronavirus und Shutdown ausgelösten einschneidenden Veränderungen unseres gesamten Wirtschaftssystems war es für textilorientierte Produzenten nicht ganz einfach, die (durch den Abwanderungsstrom der Kunden in Billiglohnländer entstandene) Umsatzeinbußen aufzufangen. Die Firma Hofmann Druck und Design aus Schwarzenbach an der Saale kann dazu viele Erfahrungsberichte aus der Vergangenheit beitragen. Als Druckdienstleister etablierte sich das Unternehmen zunächst in der Werbemittelbranche, verlagerte später allerdings den Umsatzschwerpunkt hin zur Modeindustrie. Hierbei veränderte sich das Arbeitsfeld von der Druckproduktion mehr und mehr zu einer kreativen Designdienstleistung, bis auch dieser Bereich kostenminimiert aber nicht immer erfolgreich zu Vollserviceanbietern in asiatische Länder abwanderte. Die sinkenden Umsatzzahlen mit dieser Branche wurden aufgefangen mit einer breiten Palette an Druckdienstleistungen für verschiedene Branchen und eigenen Marken: Mit annablume ist man mit Heimtextilien und als Interior Ausstatter erfolgreich. Unter dem Begriff shirteria wird vor allem individualisierte Sport-, Freizeit- und Arbeitsbekleidung vertrieben. Auch im Bereich Digitalisierung setzt das Unternehmen deutliche Akzente. Beispiele hierfür sind der Einsatz von modernen Onlineshops und eine rege Tätigkeit in den sozialen Netzwerken, die außerdem für eine wichtige mediale Präsenz sorgen. Regional platzierte Produkte wie Fichtelsachen – liebevolle Werbung für die Heimat – und die Bewegung "plastiktütenfreie Zone“ wurden zu Erfolgsgeschichten. Weiterhin wurde nach einiger Zeit ein Werkstattladen angegliedert, in dem sich mittlerweile ein Café 6°cooler befindet und darauf wartet, Menschen zueinander zu bringen, Handwerk mit Kaffeegenuss und handgemachter Heimat zu verbinden. Diese und viele weitere Aspekte haben das Unternehmen kreativ und ausbalanciert in der Erfolgsspur gehalten.

Doch nun sind durch den Wegfall sämtlicher Veranstaltungen, auf null reduzierte Umsätze in der Bekleidungsbranche, krisenbedingte Sparmaßnahmen und Schließung von Werkstattladen und des Cafés wichtige Umsatzsäulen komplett ausgefallen. Wie geht ein Unternehmer damit um? Lisa Breckner, seit 2015 Inhaberin des vor 30 Jahren gegründeten Familienunternehmens, schildert ruhig die Situation:

"Natürlich sind auch wir hart davon betroffen, doch es hilft im Moment niemandem, ausschließlich auf Kurzarbeit und Soforthilfe zu hoffen. Ein Unternehmer muss in jeder Situation agil bleiben, gegebenenfalls die Firma und deren Produkte „umkrempeln“, um in diesen Krisenzeiten das sinnvoll Machbare zu tun. Arbeitsplätze zu halten und einen plötzlichen Bedarf „neuer Produkte“ zu decken, ist im Moment das Gebot der Stunde." Trotz dem Aufrechterhalten der Produktion soll die Gesundheit der Mitarbeiter keinesfalls gefährdet werden. Mit weiten, räumlichen Abstand zwischen einzelnen Arbeitsgängen werden textile Behelfsmasken produziert. Der Bedarf ist groß, das Feedback wunderbar. Die textile Mund-Nasen-Maske ist allerdings nicht steril oder DIN-genormt, doch durchaus zweckmäßig, um die Ansteckungsgefahr zu verringern. Das Beste daran ist: Die Behelfsmaske ist waschbar und wiederverwendbar, denn Breckner sorgt sich jetzt schon: "Werden Milliarden von Einweg- Atemschutzmasken und Handschuhen zum großen Umweltproblem der nächsten Jahre? Lasst uns bei aller Vorsicht unsere Grundidee der Müllvermeidung nicht aus den Augen verlieren.

Die Situation ausnützender Geschäftstüchtigkeit weist die junge Unternehmerin entschieden von sich: "Es ist ein wunderbarer Akt der Solidarität, wenn sich Menschen zusammenfinden, die ehrenamtlich und mit Materialspenden Masken produzieren. Jede einzelne wird dringend gebraucht. Doch weder die Hersteller der benötigten Materialien noch wir können auf eine leistungsgerechte Bezahlung der von uns produzierten Produkte verzichten, da zu viele laufende Kosten permanent gestemmt werden müssen."

Doch wie werden wir aus dieser Krise herauskommen? Breckners Vision dazu: "Es wird ein Leben nach der Coronakrise geben, vielleicht etwas anders als bisher, aber nehmen wir doch die guten Gedanken mit in diese Zeit: Ich wünsche mir, dass jetzt schon ein Denkprozess einsetzt, der die Menschen befähigt, Wichtiges und Nichtnotwendiges voneinander zu unterscheiden, Zusammenhänge zu erkennen, lokale Produktionsketten wertzuschätzen ohne eine sinnhafte Globalisierung zu verdammen. Gedankenlose Gewinnoptimierung auf Kosten von Umwelt und Menschenwohl darf nicht mehr den gleichen Raum in den Köpfen der Manager einnehmen wie das vielleicht in der Vergangenheit der Fall war. "Ein wenig Sorge jedoch kann die Geschäftsfrau nicht verhehlen und äußerte dies auch gegenüber dem Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger in der jüngst im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlten Sendung "Jetzt red I": Werden die zugesagten finanziellen Hilfen ausreichen, um alle Mitarbeiter in den Arbeitsverhältnissen zu halten? Werden die vielen kleinen Handwerker und Selbstständigen die Krise überstehen? Wäre es nun nicht an der Zeit, über ein bedingungsloses Grundeinkommen zu reden, anstatt in den nächsten Jahren eine Welle von unverschuldet, sozial bedürftig gewordenen Menschen kostenintensiv zu betreuen?

Sehr viele ungewisse Fragen auf die es aktuell keine Antwort gibt. Lassen Sie uns daher lieber gemeinsam mit Zuversicht und Blick für unseren Nächsten durch diese Krisenzeit hindurchgehen.

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