Die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten ist seit Jahren rückläufig. Doch Artenvielfalt ist die Grundvoraussetzung eines stabilen Naturhaushaltes. Um den Anbau heimischer Wildpflanzen in Sachsen weiter voranzubringen, lud der DVL am 5. Juni 2020 erfahrene und neue Wildpflanzenproduzierende zum Erfahrungsaustausch mit Staatminister Wolfram Günther auf den Betrieb von Saatgutpionier Gert Harz in Lommatzsch/Landkreis Meißen.
Regionales Potential ausbauen
Landwirt Harz kultiviert auf 70 Hektar etwa 80 heimische Wildpflanzen wie Wiesenschafgarbe, Kuckuckslichtnelke und Flockenblume. Und er ist nicht allein: Mit Unterstützung des DVL, der sich seit mehr als zwölf Jahren für die Produktion gebietsheimischen Wildpflanzensaatgutes in Sachsen einsetzt, sind weitere Akteure aus den Bereichen Landwirtschaft und Gartenbau in den letzten Jahren hinzugekommen. Damit ist die sächsische Anbaufläche für Wildpflanzen auf mittlerweile 120 Hektar angestiegen.
Maria Höhne, Leiterin des DVL-Projektes „DiverGenPlus“ zur Unterstützung der Wildpflanzenproduktion begrüßt diese Entwicklung, gibt aber zu bedenken: „Um den Bedarf zu decken, benötigen wir in Sachsen mindestens 160 Tonnen Wildpflanzensaatgut pro Jahr, wofür eine Vergrößerung der Anbaufläche auf etwa 400 Hektar erforderlich ist.“ Die Nachfrage nach gebietsheimischem Saatgut nahm 2020 nochmals erheblich zu, da laut Bundesnaturschutzgesetz dessen Verwendung bei Begrünungen in der freien Natur mittlerweile verpflichtend ist. Dringend benötigt wird das Saatgut vor allem für artenreiche und insektenfreundliche Begrünungen von Straßen- und Gewässerrandstreifen, ehemaligen Tagebaugebieten aber auch für Blühflächen in der Landwirtschaft. Beim Wildpflanzentag des DVL erhielten deshalb neue Produzentinnen und Produzenten wichtige Hinweise zur Artenauswahl, Bodenbearbeitung und Ernte.
Unterstützung von Politik und Verwaltung erforderlich
Um die Vermehrung von Wildpflanzensaatgut in Sachsen bedarfsgerecht ausbauen zu können, benötigen die Produzierenden Unterstützung durch Politik und Verwaltung. „Wir begrüßen es, dass die sächsische Landesregierung im Koalitionsvertrag ihre Unterstützung für die regionalen Erzeugerstrukturen von gebietsheimischem Saatgut zugesagt hat“, unterstrich Höhne. „Allerdings benötigen die Erzeugerinnen und Erzeuger administrative Unterstützung bei der Beschaffung des Ausgangssaatgutes in naturnahen Biotopen.“ Die von den Naturschutzbehörden erteilten Sammelgenehmigungen unterscheiden sich von Landkreis zu Landkreis und sind teilweise mit erheblichen Auflagen verbunden. „Für den weiteren Ausbau der Erzeugerstrukturen müssen Genehmigungsverfahren vereinfacht und Hinweise zu geeigneten Sammelgebieten durch die zuständigen Behörden bereitgestellt werden“, fordert Höhne.
Minister Günther sagte die Unterstützung seines Hauses zu und betonte die Vorbildwirkung des Freistaates und seiner Landesbetriebe hinsichtlich der Verwendung von zertifiziertem gebietsheimischem Saat- und Pflanzgut.
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