Nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie leiden rund 200.000 Menschen in Deutschland an einer riskanten Aussackung der Bauchschlagader. In der Medizin auch als „Aneurysma“ bezeichnet. Da ein Aneurysma kaum Beschwerden bereitet, wissen viele nicht darum und so kann es sich völlig unbemerkt entwickeln. So erging es auch Reimund Riedelbauch. Erst durch eine Vorsorgeuntersuchung beim Facharzt wurde das Aneurysma entdeckt. Eiskalt habe ihn die Nachricht erwischt, meinte Riedelbauch. „Ich fühlte mich völlig gesund.“ Dass er ein ungewöhnlich großes Aneurysma von 8 Zentimeter haben sollte, dass zu platzen drohe und damit sein Leben gefährde, konnte er kaum fassen. Ob ein Aneurysma operiert werden muss, hängt davon ab, wie hoch die Gefahr ist, dass das Blutgefäß reißt. Hier bedarf es einer fachmedizinischen Diagnostik durch den Gefäßspezialisten.
Es muss nicht immer operiert werden
„Normalerweise werden Aneurysmen im Bauchraum schon im Frühstadium bei Vorsorgeuntersuchungen entdeckt“, erklärt Dr. Frithjof Soeder, Chefarzt der Gefäßchirurgie am Sana Klinikum Hof. Es handle sich um eine typische Erkrankung von Männern ab 50 Jahre. Zwar kämen sie auch bei Frauen vor, doch das Risiko sei beim Mann fünfmal häufiger. Es müsse nicht immer operiert werden. Bei kleineren Aneurysmen reichen eine Blutdruckeinstellung und regelmäßige Kontrolluntersuchungen oft aus. Erst ab einem Durchmesser von fünf Zentimetern wird ein Aneurysma in der Regel operiert. Bei dieser Größe ist die Gefahr eines Einrisses der Gefäßwand größer als das Risiko durch den Eingriff. Neben der Größe seien aber auch die Lage, die Form der Aussackung und auch die Schnelligkeit, mit der sich das Aneurysma entwickelt, wichtige Kriterien für das Behandlungskonzept.
Schonende minimalinvasive Operationsverfahren
Für die operative Behandlung stehen zwei Vorgehensweisen zur Verfügung, die jederzeit im Sana Klinikum Hof durchgeführt werden können: zum einen die offene OP bei der in der Regel die Entfernung der Aussackung über einen großen Bauchschnitt erfolgt und der minimalinvasive Eingriff bei dem eine Ersatzprothese (Stent) über die Leistenschlagader eingesetzt wird. Bei Riedelbauch war Eile geboten. Eine Standard Gefäßstütze zu verwenden war aufgrund der Ausdehnung des Anerysma nicht möglich, erschwerend kam eine Beteiligung der Nierenschlagadern hinzu. Die offene Operation war ebenfalls keine Option, da eine schwere Entzündung des Dickdarms mit Austritt von Bakterien in die Bauchhöhle vorlag und hier unweigerlich eine Infektion verursacht hätte. Also musste kurzer Hand eine spezielle Lösung gefunden werden.
Spezialanfertigung
Gemeinsam mit dem Chefarztkollegen der Interventionellen Radiologie, Prof. Dr. med. Boris Radeleff entwarf Soeder einen speziellen Behandlungsplan. Eine Spezialanfertigung einer Gefäßprothese mit Seitenlöchern für die Darm- und beide Nierenschlagadern wurde im Eilverfahren in Australien hergestellt und per Express nach Hof geliefert. Es gebe nur vier Hersteller weltweit, die diese Lösungen anbieten können, so die Chefärzte. Statt der üblichen 3 Monate Lieferzeit, konnten die Fachärzte nach sechs Wochen mit der fünfstündigen Operation mit einen 14-köpfigen Team beginnen, die in der Art erstmalig in Hof durchgeführt wurde.
„Dem vorausgegangen ist Ausmessung auf den Bruchteil eines Millimeters genau mittels der hochauflösenden Angiografieanlage des Sana Klinikum Hof.“ erklärt Dr. Soeder. Sie lieferte während des Eingriffs hochauflösende Bilder der Blutgefäße, die es dem Team aus chirurgischen und interventionell-radiologischen Gefäßspezialisten ermöglichte, auf Sicht zu arbeiten. „Unter Beachtung verschiedener Gefäßlandmarken wird über Drähte ein System aus verschiedenen Stents an der Innenwand der Bauchaorta platziert. Der Blutfluss wird so kanalisiert, dass kein Blut mehr in die Aussackung fließt“, so Prof. Radeleff. Das minimalinvasive Vorgehen ist für die Patienten weniger belastend als eine offene Operation. Reimund Riedelbauch konnte bereits nach wenigen Tagen das Klinikum verlassen. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir in Bayern zu den wenigen Kliniken gehören, die solche Eingriffe durchführen können und dürfen. Wir freuen uns besonders für unsere „Hofer“, dass wir hier vor Ort ein weiteres Stück Spitzenmedizin anbieten können. Man habe es im Sana Klinikum Hof vielleicht drei- bis viermal im Jahr mit solch schwierigen Fällen zu tun. In Großstädten wie Nürnberg zähle man 40 bis 50 Fälle im Jahr, wobei die Patienten aus der
ganzen Bundesrepublik kämen. Entscheidend ist, dass der Eingriff vollständig gelungen ist. Reimund Riedelbach hat nun ein gutes Gefühl im Bauch. Er ist froh, dass er noch rechtzeitig operiert werden konnte.
Was man tun kann, um sich vor Aneurysmen zu schützen? „Vor allem einmal sollte man das Rauchen aufgeben“, empfiehlt Soeder. Rauchen sei ein großes Risiko zur Entwicklung von Aneurysmen, die zu den Systemerkrankungen zählen. Ab dem 60. Lebensjahr sollte man regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen vornehmen lassen. „Ein Aneurysma kann mitunter sehr langsam über die Jahre wachsen. Ab einer bestimmten Größe könne es allerdings sehr schnell größer werden.“ so der Mediziner.
Das Sana Klinikum Hof gehört mit seinen 465 vollstationären Betten und 22 teilstationären Plätzen zu den größten somatischen Akutkrankenhäusern in Bayern. In 14 Fachabteilungen behandelt das Haus der Schwerpunktversorgung jährlich etwa 25.000 stationäre und 30.000 ambulante Patienten.
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