Eigentlich findet die U1 Untersuchung für Babys gleich nach der Geburt statt. Doch bei diesem tierischen Mutter-Kind-Gespann im Tierpark Berlin hat die intensive Bonding-Phase Vorrang. So verbrachten Shine und ihr Nachwuchs knapp zehn Wochen in nahezu ungestörter Zweisamkeit – und mit ganz viel Kuscheln – in ihrer gemütlichen Wurfhöhle. Am Donnerstag bekam das niedliche Katzenbärchen mit dem leichten Silberblick das erste Mal Besuch vom Tierarzt. „Nach rund zwei Monaten steht bei den Kleinen Pandas ihre erste Staupeimpfung an“, erklärt Tierarzt Dr. Andreas Pauly, der die Untersuchung vorgenommen hat. „Auch seinen Chip, eine Art Personalausweis für bedrohte Tiere in menschlicher Obhut, hat das Jungtier heute bekommen.“ Das Geschlecht des Nachwuchses steht noch nicht fest, obwohl es bereits eine Vermutung gibt.

Am 6. Juni 2020 entdeckten die Tierpfleger erstmals, dass Panda-Weibchen Shine (6) nach einer Tragzeit von rund 130 Tagen Nachwuchs in ihrer Höhle zur Welt gebracht hatte. Dabei kamen Shine und ihr Partner Joel (5) erst im Februar aus dem indischen Padmaja Naidu Himalayan Zoological Park in Darjeeling nach Berlin. Ihre natürliche Verbreitung erstreckt sich neben Nordindien auch auf die Bergregionen Nepals, Bhutans, Burmas und Chinas. Joel und Shine kamen im Rahmen eines weltweiten Erhaltungszuchtprogramms (GSMP) für Kleine Pandas in den Tierpark Berlin. „Die Kleinen Pandas, auch Katzenbären genannt, werden von der Weltnaturschutzunion IUCN als stark gefährdet eingestuft“, berichtet Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. „Umso wertvoller ist der nun geborene Nachwuchs für die Erhaltung der gesamten Art. Die größte Bedrohung für diese sympathischen Tiere stellt der Verlust geeigneter Lebensräume im Himalaya-Gebirge dar. Wie auch bei uns in Europa macht den Wildtieren dort die zunehmende Fragmentierung ihres Lebensraumes sehr zu schaffen. Dies stört den genetischen Austausch zwischen den einzelnen Populationen.“ Das betrifft nicht nur die Großen Pandas in China, sondern auch ihre kleineren Namensvetter, die eng an die dicht mit Bambus untersetzten Bergwälder des Hochgebirges zwischen 1.500 und 4.000 Metern Höhe gebunden sind.

Voraussichtlich ab September wird der seltenen Nachwuchs erste Ausflüge auf die Außenanlage unternehmen und dann auch für die Tierpark-Besucher zu sehen sein.

Hintergrund:

Im Tierpark Berlin kam erstmals nach 9 Jahren wieder Nachwuchs der seltenen Kleinen Pandas zur Welt und ist damit das 10. Panda-Jungtier, das im Tierpark Berlin aufwächst. Dabei bringen Kleine Pandas anfangs nur etwa 100 g auf die Waage, sind blind und hilflos. Sie öffnen mit etwa 5 Wochen erstmals die Augen. Ausgewachsene Kleine Pandas erreichen von der Nase bis zur Schwanzspitze eine Länge von ca. 100 cm, mit einem Gewicht von 4 bis 6 kg. Die ersten drei Monate ihres Lebens verbringen Kleine Pandas in der Wurfhöhle.

Kleine Pandas sind nicht direkt mit den berühmten Großen Pandas verwandt. Sie gehören einer eigenen Familie, den „Katzenbären“, an. Dennoch teilen sie viele Eigenschaften mit ihren Namensvettern. So ernähren sie sich ebenfalls hauptsächlich von Bambus. Auch haben sie – wie Große Pandas – einen verlängerten Handgelenkknochen, den sie wie einen Daumen zum Festhalten von Bambusstangen nutzen.

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