FondsSuperMarkt: Welche Bilanz ziehen Sie nach den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 für die weltweiten Aktienmärkte?
Nach einem halben Jahr sind die Umstände ganz anders als zu Beginn des Jahres 2020. Niemand hätte erwartet, dass die globale Pandemie im ersten Quartal den schnellsten Bärenmarkt der Geschichte und im zweiten Quartal den schnellsten Bullenmarkt verursachen würde. Der Optimismus an den Aktienmärkten basiert nicht auf der aktuellen wirtschaftlichen Realität, da die Gesundheitskrise, gelinde gesagt, immer noch nicht gelöst scheint. Bestimmte Daten wie das Verbrauchervertrauen oder die Kreditkartenausgaben in den USA deuten auf eine Erholung hin. Ausschlaggebend ist, dass die Investoren die Prognosen zu Unternehmensgewinnen und der Ertragsentwicklung für die kommenden ein bis zwei Jahre genau analysieren werden.
FondsSuperMarkt: Ihr Fonds legt den Fokus auf die weltweite Healthcare-Branche. Inwieweit korreliert dieser Sektor mit der allgemeinen Entwicklung an den Aktienmärkten?
Historisch betrachtet tendieren Wachstumstitel in einem Umfeld sehr niedriger Zinsen zu einer guten Entwicklung. Und das ist diesmal nicht anders. Zusammen mit dem Konsumgüter- und Technologiesektor war der Gesundheitssektor im ersten Halbjahr 2020 der beste globale Sektor. In dieser Hinsicht war die Gesamtkorrelation auf dem Markt nicht sichtbar.
FondsSuperMarkt: So makaber es klingen mag – erfährt der Healthcare-Sektor dank Corona eine Sonderkonjunktur?
Ja, bestimmte Teile des Gesundheitssektors erleben einen besonderen Rückenwind durch die Corona-Krise. Während andere Bereich des Gesundheitswesens in den vergangenen vier Monaten Gegenwind erfahren haben.
FondsSuperMarkt: Könnten Sie hier bitte ein wenig konkreter werden…?
Bereiche wie Impfstoffforschung, Diagnostik und Bluttest-Firmen sind in erster Linie potenzielle Nutznießer der Pandemie. Angeblich existieren mehr als 100 Unternehmen, die Forschung und Entwicklung betreiben, um einen Impfstoff zur Behandlung von COVID-19 zu finden. Mehrere dieser Firmen sind eher klein, haben kein kommerzielles Produkt auf dem Markt und behaupten, in drei bis sechs Monaten ein zugelassenes Produkt zu haben. Ihre Aktienkurse sind in die Höhe geschossen, und mehrere dieser Firmen haben vorübergehend eine Marktkapitalisierung von mehr als 20 Milliarden Euro. In unserem Fonds halten wir uns von diesen Investitionen fern und bevorzugen eher Unternehmen, die echte Produkte und Dienstleistungen anbieten.
FondsSuperMarkt: Healthcare ist ein vergleichsweise weites Feld. Wo setzen Sie Ihre strategischen Schwerpunkte?
Unser Fokus hat sich nicht viel im Vergleich zum Zeitpunkt vor der Pandemie verändert. In den vergangenen drei bis vier Monaten haben wir die Zahl der Unternehmen im Gesundheitswesen reduziert, die sich auf sogenannte Wahlverfahren beziehen. Das sind medizinische Behandlungen, die nicht dringend sind, nicht durchgeführt werden können oder wegen der Schließung bestimmter Teile eines Krankenhauses verschoben wurden. Mit den frei werdenden Mitteln haben wir unsere Engagements in Diagnostik, Telemedizin oder auf Atemgeräte spezialisierte Unternehmen verstärkt.
Wir konzentrieren uns nach wie vor auf Healthcare-Firmen mit starker oder sich verbessernder Rentabilität und soliden Bilanzen. Dank der Korrektur im ersten Quartal 2020 hatten wir die Gelegenheit, nach Möglichkeiten zu suchen, das Portfolio zu verbessern und auf diesen ausgewählten Positionen aufzubauen. Und: Obwohl wir keine Makroprognosen erstellen, werden wir die Corona-Situation weiterhin sorgfältig beobachten. Mit dem Ziel, die Auswirkungen auf die Geschäftsgrundlagen, das globale Wirtschaftswachstum und die Kapitalmärkte im Allgemeinen zu ermitteln.
FondsSuperMarkt: In der Regel korrelieren an den Aktienmärkten Unsicherheit und ein erhöhtes Risiko. Wie können Fondsanleger momentan damit umgehen?
In den vergangenen 6 Monaten, auf 12-Monats-Sicht und auch in den vergangenen 10 und 15 Jahren hat sich der Gesundheitssektor im Vergleich zu den Weltindizes ziemlich gut, ja überdurchschnittlich gut entwickelt. Selbstverständlich ist keine Investition völlig risikolos. Aber auf Grundlage langfristiger Trends wie Demografie und Innovation dürfte im Gesundheitssektor das Pendel in Richtung Ertrag ausschlagen.
FondsSuperMarkt: Können sie dafür einige Beispiele nennen?
Innovationen, die auf tiefer Molekularwissenschaft, Genkartierung und Gentherapie sowie Diagnostik, großen Datenmengen und Robotik basieren, in Verbindung mit der demografischen Entwicklung mit hunderten Millionen neuer Nutzer von Gesundheitsprodukten und Gesundheitsdienstleistungen werden die Motoren des Wachstums in der Gesundheitsbranche bleiben. Nach wie vor gibt es eine Reihe unerfüllter Bedürfnisse, die Verfügbarkeit von Kapital, die menschliche Natur sowie kluge und intellektuelle Geister – sie alle sind die Motoren für langfristiges Wachstum.
FondsSuperMarkt: Profi-Investoren spielen in der Regel unterschiedliche Szenarien durch – das best-mögliche Szenario sowie das schlechtest-mögliche Szenario. Welche Überlegungen stellen Sie in dieser Hinsicht an?
Speziell im Zusammenhang mit der Gesundheitsversorgung sollte man die Spannung zwischen drei unterschiedlichen Dingen berücksichtigen: Innovation, Preisgestaltung und Politik. So ist Innovation nur zu einem bestimmten Preis möglich. Sobald sich die Politik in die Preisgestaltung einmischt, könnte Innovation behindert werden. Andererseits stellt sich stets die Frage, welcher Preis ein Leben hat. Mit anderen Worten: Wie viel kann eine Behandlung kosten? Dieses Dilemma wird nach unserer Meinung die politische und öffentliche Debatte noch jahrelang diktieren. Deshalb ist für uns der „Worst-Case“, dass die Politik über die Preisgestaltung entscheiden wird. Demgegenüber steht der beste Fall, bei dem alle Krankheiten heilbar wären. Als Investoren müssen wir Entscheidungen treffen. Und indem wir uns auf qualitativ hochwertige und profitable Unternehmen konzentrieren mit Produkten und Dienstleistungen, die die Gesundheitsversorgung erschwinglicher machen, glauben wir, auf der richtigen Seite zu stehen.
FondsSuperMarkt: Wie ist momentan das Fondsportfolio strukturiert – eher defensiver oder offensiver?
Auf Basis unter Philosophie suchen wir nach qualitativ hochwertigen Unternehmen, die Gewinn bringend in langfristiges, dauerhaftes Wachstum investieren können. Für uns ist das Geschäft von ausschlaggebender Bedeutung. Wir vermeiden zum Beispiel Investments in Unternehmen, die einen Impfstoff mit potenzieller Zulassung entwickeln, doch zugleich keine Erfolgsbilanz vorweisen können.
Gleichwohl haben wir einige Biotech-Firmen im Portfolio mit einer Reihe erfolgreicher Medikamente gegen lebensbedrohliche Krankheiten. Diese Firmen haben sich ebenfalls der Forschung zu COVID-19 verschrieben. Wir investieren zudem in Diagnostikunternehmen, Tierarzneimittelfirmen und Unternehmen der Gesundheitstechnologie. Zu Letzteren zählen Hersteller von Herzschrittmachern oder sterilen Verpackungen für einen (möglicherweise nächsten) Impfstoff. Alles in allem haben wir also Offensiv- und Verteidigungsspieler in ein und demselben Portfolio.
(Stand: August 2020)
Kurzprofil des Fonds:
ISIN LU0058720904
WKN 974522
Kategorie Aktienfonds
Ausgabeaufschlag Max. 5,00 %
Ertragsverwendung thesaurierend
Managementvergütung p.a. 1,80 %
Laufende Kosten (aktueller Stand) 2,01 % Auflegung 05.07.1995
Fondsvolumen (aktueller Stand) 1.294,27 Mio USD per 31.07.2020
Performance seit Auflage (%), Stand: 581,08% (kumuliert) und 7,95% (jährlich) 31.07.2020
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