Marktschwankungen sind ein natürlicher Bestandteil der Aktienmarktentwicklung. Manchmal ist die Volatilität einem konkreten Ereignis zuzuschreiben, manchmal tritt sie ohne offensichtlichen Grund auf. Die Marktgeschichte zeigt, dass das impulsive Reagieren auf Volatilität tendenziell eine Fehlerquelle darstellt. Das gilt auch für die jüngste Volatilität, die vielerorts Zweifel an der Stabilität der Aufwärtsbewegung der letzten Monate aufkommen lässt.
Technologiewerte im Mittelpunkt
Die kritischen Augen richten sich vor allem auf den Technologiesektor. Nach einer kräftigen Rallye korrigierte der US-Index Nasdaq 100 in wenigen Handelstagen um rund zehn Prozent. Von einer traditionellen Begründung wie „Gewinnmitnahmen“ bis hin zu komplexeren Ursachen wie „Eigendynamik durch institutionelle Wetten auf steigende Kurse“ war in den Medien alles zu lesen. Wie sollte man also diese Korrektur einordnen?
Korrekturen sind nicht immer erklärbar
Kurzfristige Korrekturen sind leider nicht immer vollumfänglich erklärbar, auch wenn es vielen Anlegern ein besseres Gefühl vermitteln würde. Bezogen auf den Technologiesektor lässt sich sicherlich nicht abstreiten, dass dieser über Monate hinweg ein „heißes“ Thema war und bei einigen Anlegern die Rationalität der Investmentstrategie verloren ging. Eine angeheizte Stimmung ist jedoch kein Beleg für eine gefährliche Blasenbildung. Zum einen neigt der Technologiesektor im Rahmen seiner Führungsrolle immer wieder dazu, Zwischenphasen mit einer kräftigen Underperformance zu absolvieren, zum anderen ist der oft gezogene Vergleich mit der Tech-Bubble vor gut 20 Jahren immer noch unangebracht. Damals war der Markt voll von Unternehmen ohne solide Business-Pläne und echte Chancen auf Gewinne, einzig getragen von der flächendeckenden Euphorie der Anleger. Heute haben die US-Tech-Unternehmen die gesündesten Bilanzen im S&P 500, verfügen über starke Gewinne und haben zudem in der Pandemie eine hohe Widerstandsfähigkeit gezeigt. Anleger sollten sich nicht in der Ursachenforschung für kurzfristige Volatilität verlieren, sondern es den Märkten gleichtun und in die Zukunft blicken. Der Technologiesektor ist glänzend aufgestellt, um in diesem Bullenmarkt weiterhin positive Akzente zu setzen.
Die Welt ist nicht nur Technologie
Der Technologiesektor steht zurecht im Fokus, dennoch sollte eine Marktdiskussion nicht ausschließlich für diesen Bereich stattfinden. So könnte leicht übersehen werden, dass diese neue Bullenmarktrallye sehr breit aufgestellt ist. Während die „FAANG-Aktien“ und Tesla die Schlagzeilen beherrschen, sind seit dem 23. März tatsächlich 98,6 Prozent der im S&P 500 enthaltenen Aktien angestiegen. Quer über alle Sektoren ist in der Summe eine kräftige Aufwärtsbewegung zu sehen, der Gesamtmarkt blickt also in eine nahe Zukunft, in der die Gesellschaft und die Wirtschaft gelernt haben, mit dem Virus zu leben.
Fazit
Der neue Bullenmarkt hat seine erste spürbare Korrektur erlebt, und viele weitere werden folgen – das ist der Normalzustand am Aktienmarkt. Dass so viele Marktbeobachter diese Chance nutzen, um dem Bullenmarkt seine Stabilität abzusprechen, ist im Grunde ein positives Zeichen. Klassische Bärenmärkte schleichen sich heran, wenn die Mehrheit der Anleger die Warnzeichen der Märkte ignoriert und jeden Kursrutsch als Nachkaufchance feiert – nicht, wenn jede Korrektur als Warnzeichen für einen Zykluswechsel interpretiert wird.
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