Der Deutsche Caritasverband und 11 andere Organisationen der Zivilgesellschaft, unter anderem Ärzte ohne Grenzen und Amnesty International, appellieren in einem heute veröffentlichten Brief an Kanzlerin und Bundesregierung, die Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln sofort zu evakuieren und die geflüchteten Menschen in Ländern der EU aufzunehmen.

„Die beschämende Lage in dem Lager und die Brandkatastrophe sind direkter Ausfluss einer verfehlten europäischen Flüchtlingspolitik – die EU muss jetzt geeint den betroffenen Menschen endlich helfen!“ schreiben die Unterzeichner des Briefes. Deutschland hat bis zum Ende des Jahres die EU-Ratspräsidentschaft inne und kann und muss in dieser Funktion Europa zur Aktion bewegen. 

Kein „weiter so“

Gefordert werden eine sofortige Katastrophenhilfe, um die Erstversorgung der Menschen zu gewährleisten; einen unmittelbaren Beginn der Evakuierung und Aufnahme in europäischen Ländern; und einen Paradigmenwechsel in der Europäischen Flüchtlingspolitik – ein „weiter so“ kann es nach dem Brand nicht geben. 

„Eine gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik muss so ausgestaltet werden, dass derartige Tragödien in Zukunft vermieden werden. Zu einer politischen Lösung gehört aber auch eine aktive Friedenspolitik der Staatengemeinschaft, um die kriegerischen Handlungen in Syrien, Afghanistan und andernorts endlich beizulegen“, betont Caritas-Präsident Peter Neher.

Zögern ist inakzeptabel

In Deutschland haben sich mehrere Bundesländer und hunderte Kommunen zur freiwilligen Aufnahme von Geflüchteten bereit erklärt. Diese Bestrebungen dürfen nicht weiter blockiert werden.

Auch die Deutsche Caritas signalisiert bereits seit Monaten ihre Bereitschaft, die Aufnahme von geflüchteten Menschen von den griechischen Inseln zu flankieren. „Wir können sehr schnell Hilfe und Unterstützung mobilisieren, um Menschen nach ihrer Ankunft in Deutschland zu begleiten,“ so Neher. „Wir warten auf das Signal der Politik. Angesichts der Situation und der Berichte aus Moria ist jede weitere Verzögerung inakzeptabel. Es geht um das nackte Überleben von Tausenden Menschen, darunter viele Kinder und Jugendliche“.  

Die Deutsche Caritas hilft vor Ort

Der Deutsche Caritasverband hat mit seinem Hilfswerk Caritas international bereits am Mittwoch eine 50.000 Euro-Soforthilfe für Lesbos freigegeben. Mit seinem Partner vor Ort Caritas Hellas sorgt Caritas international durch die Verteilung von Wasser und Schlafsäcken für eine Erstversorgung der Menschen, die nun ohne Obdach sind.

Mehr Informationen

Offener Brief vom 11.9.2020 an Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Über den Deutscher Caritasverband e.V.

Die Caritas betreibt in Deutschland über 450 Beratungsstellen, die Migrant_innen und geflüchtete Menschen beraten und unterstützen; sie koordiniert den Einsatz von Zehntausenden ehrenamtlich Engagierten in der Flüchtlingshilfe.

Caritas Hellas bietet mit Hilfe des Hilfswerkes des Deutschen Caritasverbandes, Caritas international, den Geflüchteten in Lesbos, Athen, Chios und Thessaloniki Rechtsberatung sowie Sprach- und Integrationskurse an, unterstützt sie bei der Suche nach Arbeit und Wohnraum, leistet psychologische und psychosoziale Hilfe und verteilt Hilfsgüter. Mehr dazu hier.

Hier können Sie für sofortige Hilfe auf Lesbos spenden (Empfänger: Caritas international, IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02, BIC BFSWDE33KRL Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, Stichwort "Griechenland").

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