Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Juli 2020 einen Überschuss von 20,0 Mrd €. Das Ergebnis lag damit um 0,5 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dabei weitete sich der Überschuss im Warenhandel deutlich aus, während sich der Aktivsaldo im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, der neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundäreinkommen umfasst, etwas stärker verminderte.  

Im Warenhandel erhöhte sich der positive Saldo im Juli gegenüber dem Vormonat um 3,5 Mrd € auf 18,8 Mrd €. Im Juli schritt die graduelle Belebung der Wirtschaftsaktivität in Deutschland und in vielen Partnerländern fort, im Zuge derer sowohl die deutschen Warenexporte als auch die Warenimporte weiter stiegen. Dabei nahmen die Warenausfuhren deutlich stärker zu als die Wareneinfuhren.

Der Aktivsaldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen sank im Juli um 4,0 Mrd € auf 1,2 Mrd €. Dahinter standen Saldorückgänge in der Dienstleistungsbilanz und bei den Sekundäreinkommen, die die Verbesserung bei den Primäreinkommen überwogen. Die Nettoeinnahmen bei den Primäreinkommen weiteten sich um 2,2 Mrd € auf 7,1 Mrd € aus. Dabei spielte vor allem eine Rolle, dass die Dividendenzahlungen für Wertpapierengagements an Gebietsfremde weiter zurückgingen, nachdem sie im Mai, wie üblich, erheblich gestiegen waren. Dagegen kehrte sich der Saldo in der Dienstleistungsbilanz durch einen Rückgang von 3,9 Mrd € in ein Defizit von 2,4 Mrd €. Die Einkünfte erhöhten sich geringfügig. Deutlich stärker als die Einnahmen stiegen indes die Ausgaben, auch aufgrund der Erholung im Reiseverkehr im Zuge der seit Juni gelockerten Maßnahmen zur Pandemieeindämmung. Zudem vergrößerte sich das Defizit bei den Sekundäreinkommen um 2,2 Mrd € auf 3,6 Mrd €; maßgebliche Faktoren waren geringere Einkünfte des Staates aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen Gebietsfremder sowie höhere staatliche Zahlungen an den EU-Haushalt, die in Verbindung mit auf das Bruttonationaleinkommen bezogenen Finanzierungsleistungen standen.

Mittelzuflüsse im Wertpapierverkehr
Im Juli 2020 prägten weiterhin die Auswirkungen der Covid-19‑Pandemie das Geschehen an den internationalen Finanzmärkten. Die Sorge vor einer zweiten Welle von Neuerkrankungen in zahlreichen europäischen Ländern sowie die stockenden Verhandlungen in den USA über eine Verlängerung des Konjunkturpakets erhöhten die Unsicherheit der Marktteilnehmer. Diese Entwicklungen schlugen sich auch im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands nieder, der im Juli Netto-Kapitalzuflüsse von 2,4 Mrd € (Juni: Abflüsse von 1,2 Mrd €) verzeichnete. Ausländische Investoren kauften per saldo deutsche Wertpapiere für 21,8 Mrd €. Sie fragten – insbesondere private – Anleihen (12,2 Mrd €), Geldmarktpapiere (9,2 Mrd €) sowie Investmentzertifikate (0,9 Mrd €) nach. Dagegen verkauften sie Aktien deutscher Unternehmen (0,4 Mrd €). Inländische Anleger kauften im Ergebnis ausländische Wertpapiere für 19,4 Mrd €. Sie erwarben per saldo ausländische Investmentzertifikate (11,0 Mrd €), Aktien (7,8 Mrd €) und Geldmarktpapiere (1,9 Mrd €). Dagegen trennten sich hiesige Anleger von Anleihen, die im Ausland emittiert worden waren (1,2 Mrd €). Per saldo gaben sie ausschließlich auf Euro lautende Papiere ab, während sie Fremdwährungsanleihen im Ergebnis weiter nachfragten.

Im Bereich der Finanzderivate ergaben sich im Juli Netto-Kapitalexporte von 11,6 Mrd € (Juni: 12,1 Mrd €).

Bei den Direktinvestitionen flossen deutschen Unternehmen im Juli per saldo 7,6 Mrd € zu (nach Mittelabflüssen von 6,5 Mrd € im Juni). Ausländische Firmen erhöhten ihre Direktinvestitionsbestände in Deutschland um 14,4 Mrd €. Dies geschah im Ergebnis ausschließlich durch zusätzliche konzerninterne Kreditvergabe (24,5 Mrd €), wobei Finanzkredite im Vordergrund standen. Hingegen reduzierten ausländische Gesellschaften ihr Beteiligungskapital in Deutschland (10,1 Mrd €). Inländische Unternehmen erhöhten ihre Direktinvestitionen im Ausland um 6,9 Mrd €. Dabei führten sie ausländischen Niederlassungen Beteiligungskapital zu (4,1 Mrd €) und gewährten verbundenen Unternehmen zusätzliche Kredite (2,8 Mrd €).

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im Juli per saldo zu Mittelabflüssen von 20,5 Mrd € (nach 9,4 Mrd € im Juni). Netto-Kapitalexporte ergaben sich insbesondere aus den grenzüberschreitenden Transaktionen, die über die Konten der Bundesbank abgewickelt wurden (40,7 Mrd €); ursächlich waren zum einen gestiegene TARGET2-Forderungen, zum anderen aber auch gesunkene Einlagen Gebietsfremder. Die monetären Finanzinstitute ohne Bundesbank verzeichneten hingegen Mittelzuflüsse von 26,4 Mrd €. Durch Dispositionen von Unternehmen und Privatpersonen (4,5 Mrd €) sowie des Staates (1,7 Mrd €) flossen  Kapitalverkehr per saldo Mittel in das Ausland ab.

Die Währungsreserven der Bundesbank sanken im Juli – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht (0,6 Mrd €).

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