Vor der 121. Vollversammlung der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald – dem „Parlament des Handwerks“ der Region – hat Vizepräsident Martin Sättele in seinem Bericht eine Stärkung der Tarifbindung im Handwerk gefordert. Dies sei wichtig, um das Handwerk als Branche für junge, engagierte Menschen attraktiv zu halten, damit es sich dem Wettbewerb um die Fachkräfte von morgen erfolgreich stellen könne.

Sättele bezog sich auf eine Untersuchung des Handwerksinstituts, wonach aktuell lediglich ein Drittel der im Handwerk ausgebildeten Gesellen auch im Handwerk bleiben, der Rest aber abwandere. „Was für ein handwerkliches Potenzial geht hier verloren“, so der Vizepräsident wörtlich.

Er sah die Ursache für die Abwanderung darin, dass es im Handwerk an guten Ausbildungs-, Einkommens- und Arbeitsbedingungen fehle. Sättele kritisierte den Verzicht von Innungen auf den Abschluss von Flächentarifverträgen. Wörtlich: „Erst wird gejammert, dass keine Azubis mehr zu bekommen sind, dann hat man welche und die verlassen nach der Prüfung die Betriebe“.

Dabei sei eine klare Übernahmeperspektive, eine faire Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen von großer Bedeutung. Dabei spielten Tarifverträge eine „zentrale Rolle“. Mit dem Verzicht auf den Abschluss von Flächentarifverträgen gefährdeten immer mehr Innungen ihr Gestaltungsprivileg und überließen das Feld dem Gesetzgeber.

In durchsetzungsstarken Tarifpartnern sah Sättele die Grundlage für eine gelebte und starke Tarifpartnerschaft, die entscheidend zur Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks beitrüge. Zugleich sprach er sich gegen Verbände ohne Tarifbindung aus. Dies sei der falsche Weg.

Weitere Punkte seines Berichts streiften die Themen Digitalisierung und E-Mobilität sowie die Ausstattungen der Bildungszentren und berufsbildenden Schulen.

Abschließend dankte Sättele allen Arbeitnehmern für ihren täglichen Einsatz, ihre Leistungsbereitschaft und den Arbeitswillen. „Wir sind alle Handwerker. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sitzen im selben Boot. Jeder bringt sich im Betrieb entsprechend ein und trägt zum Erfolg des Unternehmens bei“, so der Mannheimer Vizepräsident abschließend.

Anmerkung: Die Vollversammlung als höchstes Beschlussorgan der Handwerkskammer besteht zu zwei Dritteln aus selbständigen Handwerksunternehmern und einem Drittel aus Arbeitnehmern im Handwerk. Damit sind auch die Arbeitnehmer im Handwerk in den Meinungsbildungs- und Abstimmungsprozess im Handwerk der Region aktiv eingeschaltet.

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