COVID 19 und die Folgen der Corona-Pandemie sind schwierige und auch emotionale Themen. „Ein zweiter kompletter Lockdown dürfte vermutlich zu größeren Problemen in der Wirtschaft führen und die Schwankungen am Aktienmarkt wieder deutlich erhöhen.“, glaubt Roman Kurevic, Geschäftsführender Gesellschafter torendo Capital Solutions GmbH. Im Interview erläutert er die strategischen Ansätze und die weiteren Perspektiven des Fonds „Deutsche Aktien SYSTEM.

FondsSuperMarkt: Deutsche Aktien SYSTEM – der Name ist offenbar Programm. Gleichwohl scheint der Zusatz „SYSTEM“ ungewöhnlich. Welche strategischen Überlegungen stecken dahinter?

Der Fonds wird nach einem systematischen Ansatz gemanagt. Dies bedeutet konkret: In seinem, lassen Sie es mich so formulieren, Hauptantrieb werden einzelne Aktien nach klaren Regeln gekauft bzw. verkauft. Genauso regelbasiert werden in seinem „Zusatzantrieb“ kleine Positionen im Dax Future und im Bund Future eingegangen. Deshalb erstellen wir keine Prognosen oder setzen Meinungen um. Diese Strategie haben wir im August 2012 als „Wikifolio“ gestartet und vor gut zweieinhalb Jahren in den Fonds übertragen. Sie hat sich also bereits über acht Jahre in der Praxis bewährt. Im Vordergrund steht die Risikoverringerung und nicht die Maximierung der Erträge. Unser Ziel sind somit aktiennahe Renditen bei deutlich reduzierten Schwankungen und Kursrückschlägen. Durch das systematische sowie regelbasierte Vorgehen wollen wir wiederholbare Ergebnisse erzielen und emotional bedingte Anlagefehler vermeiden.

FondsSuperMarkt: Wie ist Ihr Fonds-Portfolio derzeit strukturiert?

Der Fonds hat eine flexible Aktienquote zwischen 100 % und 0 %. Aktuell ist das Portfolio zu 50 % in Aktien und zu 50 % im Geldmarkt bzw. geldmarknah investiert. Dabei sind 8 % im Dax, 19 % im MDax und 23 % im SDax angelegt. Da wir immer in die momentumstärksten Aktien des deutschen Marktes investieren, gibt es keine übliche feste Struktur. Über den Kauf einzelner Aktien, die Schwung aufgenommen haben, steigt unser Aktienanteil. Bei Kursrückschlägen werden einzelne Aktien nach fest definierten Parametern verkauft, und dadurch sinkt die Aktienquote.

Übrigens werden die einzelnen Aktien im Deutsche Aktien SYSTEM jeweils nur mit ca. 1 % des Fondsvolumens gewichtet. Damit vermeiden wir vor allem Klumpenrisiken und die typischen emotionalen Fallstricke.

FondsSuperMarkt: Auf den, Corona-bedingt, historisch schnellsten Absturz folgte die wohl rasanteste Erholung des Aktienmarktes. Wie hat Ihr Fonds in den vergangenen Monaten abgeschnitten?

Durch unsere systematisierte Risikosteuerung konnten wir trotz einer hohen Investitionsquote von 92 % im Februar dieses Jahres nach unten hin erneut das Risiko erfolgreich begrenzen. Während der deutsche Aktienmarkt gemessen am Dax fast 40 % nachgeben musste, konnten wir den Kursrückschlag auf 15 % beschränken.

An der anschließenden sehr schnellen Markterholung hat der Fonds seiner Strategie entsprechend nur in geringem Umfang teilgenommen. Dies ist aber auch ein wesentlicher Erfolgsfaktor, da wir nicht bei zufälligen Schwankungen zu früh investieren möchten und ersparte Kursverluste müssen nicht aufgeholt werden. Gerade in starken Bärenmärkten ist dies ein wesentlicher Vorteil des Fonds.

FondsSuperMarkt: Haben Sie in diesen schwierigen Zeiten gravierende Änderungen am Portfolio vorgenommen?

Ja, wir haben die Strategie des Deutsche Aktien SYSTEM konsequent umgesetzt. Dadurch sank die Aktienquote von 92 % im Februar auf 3 % im März und stieg anschließend wieder auf aktuell 50 %. Entscheidend ist für uns die strikte, emotionsfreie Umsetzung der Strategie. Die Strategie selbst haben wir nicht verändert, sie liefert genau das Risiko-Ertrags-Profil, das wir von ihr erwarten.

FondsSuperMarkt: Nach welchen Kriterien wählen Sie die Einzelwerte für Ihr Portfolio aus, also welchen Investmentprozess verfolgen Sie?

Wir haben ein fest vorgegebenes Anlageuniversum. Dieses besteht bei uns aus den Aktien des Dax, des MDax und des SDax. Wir prüfen täglich, welche Aktien wir aus Sicht unseres Momentumansatzes aufnehmen oder welche wir aus Risikogründen verkaufen müssen. Vereinfacht ausgedrückt: Wir kaufen Aktien, die nach oben Schwung aufgenommen haben, und verkaufen Aktien, die begonnen haben zu fallen. Unser Börsen-Credo ist ganz einfach, es lautet: Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen.

FondsSuperMarkt: Schauen wir uns nun die mittel- und längerfristigen Perspektiven des Aktienmarktes an…

Innerhalb des Fonds machen wir keine Prognosen, und für die Börsen sind wir diesbezüglich auch zurückhaltend. Schaut man auf die langfristigen Kapitalmarktprognosen einiger internationaler Asset-Manager, so liegen deren Schätzungen für europäische Aktien in den nächsten 10 bis 15 Jahren bei 6 bis 8 % im Jahr. Der Dax hat in den vergangenen 30 Jahren 7,3 % im Jahresschnitt erzielt. Daraus könnte man den gerade genannten Korridor als Erwartung ableiten. Aber: Es kommt häufig vieles anders, als man denkt…

FondsSuperMarkt: Das Thema COVID-19 ist längst nicht aus der Welt. Welche Einschätzungen haben Sie insbesondere im Hinblick auf die Folgen erneute wirtschaftliche und soziale Beschränkungen ?

Dies ist ein sehr schwieriges und emotionales Thema. Ein zweiter Lockdown dürfte aber vermutlich zu größeren Problemen in der Wirtschaft führen und die Schwankungen am Aktienmarkt wieder deutlich erhöhen.

FondsSuperMarkt: Neigen Sie eher zum Worst-Case-Szenario eines erneuten kompletten Lockdowns oder aber zum Best-Case-Szenario, das für die Wirtschaft gravierende Beschränkungen nicht nötig sind und diese sich deshalb stetig und erkennbar erholt?

Dies ist ein wichtiger Aspekt, und die beiden Szenarien hätten unterschiedliche Auswirkungen auf die Börsen. Mit dem Deutsche Aktien SYSTEM können sich Anleger bequem gleichzeitig für beide Szenarien positionieren. Denn der Fonds entscheidet konsequent und systematisiert, welche Aktien gekauft und welche verkauft werden und passt darüber die Aktienquote an die Marktentwicklung an.

FondsSuperMarkt: Wir wissen, dass sich der deutsche Aktienmarkt nicht losgelöst von anderen wichtigen Märkten entwickelt und auch nicht von der durch die Notenbanken gestalteten Zinspolitik. Welchen Einfluss haben derzeit etwa die US-amerikanische Börse sowie die unentwegte Liquiditätszufuhr durch EZB und die US-amerikanische Fed auf den deutschen Aktienmarkt? Und welche strategischen Rückschlüsse ziehen Sie daraus für ihren Fonds?

Die Zentralbanken haben mit ihrer massiven Bereitstellung von weiterem Fiat-Geld alle möglichen Vermögensanlagen nach oben getragen – etwa Immobilien, Oldtimer, aber auch Anleihen und Aktien. Die Notenbanken waren deshalb bislang ein bedeutsamer Börsenfaktor, allerdings stumpft sich die Wirkung – Stichwort: abnehmender Grenznutzen – der permanenten Liquiditätsflut ab.

Langfristig betrachtet folgen Aktienkurse den Gewinnen sowie Cash-Flows der Unternehmen. Insofern können Notenbanken mit ihren Maßnahmen zwar auch Pleitefirmen mit Liquidität temporär unterstützen. Werden jedoch zumindest keine positiven Cash-Flows durch die Unternehmen generiert, so werden diese trotzdem letztlich pleitegehen.

Andererseits gibt es auch unabhängig von Zentralbanken immer erfolgreiche Unternehmen, die an der Börse für ihren wirtschaftlichen Erfolg belohnt werden. Bei diesen starken Aktien steigen wir dann völlig emotionslos ein – unabhängig von Nachrichten, Notenbanken und der Politik.

FondsSuperMarkt: Zum Schluss noch die Frage, auf welchen Anleger-Typus und welchen Anlagehorizont Ihr Fonds zielt?

Der Deutsche Aktien SYSTEM richtet sich an den mittel- bis langfristig orientierten Anleger, der auch am Aktienmarkt teilhaben möchte und dabei Wert auf aktives Risikomanagement legt. Unsere Strategie erzielte seit Start vor rund acht Jahren eine Rendite von 8 % im Jahresschnitt. In dieser Zeit fiel der zwischenzeitliche maximale Kursrückgang um 60 % geringer aus als jener im Dax. Auch die Schwankungen waren deutlich kleiner. Mit solchen Ergebnissen können Anleger selbstverständlich deutlich besser schlafen.

Der Fonds kann übrigens hervorragend zur Diversifizierung eines bestehenden Portfolios genutzt werden. Er unterscheidet sich mit seiner Strategie klar von den allermeisten anderen Fonds am Markt und stellt so eine echte Ergänzung im Portfolio dar. So hat der Deutsche Aktien SYSTEM das Potenzial, im Portfolio einen Beitrag zur Steigerung der Ertragschancen und zur Verringerung von Schwankungen und Kursrückschlägen zu leisten.

(Stand: 30.10.2020)

Kurzprofil des Fonds:

ISIN

LU1687254851

WKN

A2DXXA

Kategorie

Mischfonds

Ausgabeaufschlag

bis zu 5%

Ertragsverwendung

ausschüttend

Managementvergütung p.a.

bis zu 1,00% p.a.

Total Expense Ratio

1,78% p.a.

Auflegung

28.03.2018

Fondsvolumen (22.10.2020)

8,5 mio. EUR

Performance seit Auflage (%),

Stand:

-1,39%

22.10.2020

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